Vierteljähriger Abonnements- Einrückungsgebühr für die
preis 30kr. ohncPostaufschlag. Spaltzeile 3 kr.
Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Weinheim, den 10. Juli L8L3.
Mr« chZ
3M HZ ,
Deutschland.
Heidelberg, 8. Juli. Vorgestern hat in
Angelegenheiten unseres Stadttheaters die in jüng-
ster Zeit vielbesprochene Hauptfrage, von deren
glücklicher Lösung wohl das Gedeihen des noch
im Werden begriffenen Instituts abhing, eine höchst
erfreuliche Erledigung gefunden. Von den achtzehn
Bewerbern um die Direktion wurde nämlich Herr
August Haake einstimmig für die nächsten drei
Jahre zum Direktor gewählt. Eine bessere Wahl
hätte das vereheliche Theater-Comite nicht treffen
können, da gegenwärtig schwerlich ein zweiter
Künstler gefunden werden dürfte, der in so hohem
Grade wie August Haake gerade die bei unserer
Heidelberger Bühne besonders entscheidenden Eigen-
schaften besäße. Haake galt schon vor etwa dreißig
Jahren, damals Regisseur des Braunschweiger
Hoftheaters und noch nicht volle vierundzwanzig
Jahre alt, als ein jugendlicher Helden- und Lieb-
haberdarsteller, der in Rollen wie Ferdinand (Ca-
bale und Liebe), Clavigo n. s. w. unerreicht da-
ftand. Bald nachher wendete er sich mit gleichem
Erfolg auch dem Lustspiel zu. Später und bis
zum Jahre 1848 nach einander mit der Direktion
und Regie der Hof- und Stadttheater in Breslau,
Oldenburg, Wiesbaden und Mainz betraut, bildete
er eine nicht unbedeutende Anzahl junger Schau-
spieler zu trefflichen Künstlern aus. Mimen ersten
Ranges, wie z. B. Emil Devrient, Döring,
Deffoir und viele Andere sind theils unmittelbar
als Haake's Schüler zu betrachten, theils durch
seine geniale Regie-Führung groß geworden. Auch
die in verflossener Winter Saison hier so gern ge-
sehenen Gäste vom Darmstädter Hoftheatcr, Herr
Louis Kühn und Fräulein Franke, stammen aus
der Schule Haake's, dessen Name an allen deut-
schen Bühnen von Jung und Alt nur mit höchster
Achtung genannt wird. Außer dem Ruf des treff-
lichsten Lehrers und eben so trefflichen Darstellers
gesetzter Helden- und Charakterrollen im höhern
wie im niedern Drama, und dem Ruf, noch
überall ein Personal in einer von keinem seiner
Nachfolger mehr erreichten Vollendung hcrgestellt
und herangcbildet zu haben, geht ihm auch der
Ruf eines biedern Ehrenmannes in vollstem Wort-
sinn voraus. Aug. Haake, eine tiefpoetischc ächte
Künstlernatur, ist "seinem Personal ein fürsorglicher
Vater, dem Freund ein treuer Freund, in allen
Lebensverhältniffen offen und wahr, und gerade
in seiner offenen, schlichten Geradheit ein stets
überall willkommener, geistreicher Gesellschafter, so
daß, abgesehen von seinen Leistungen und seinen
ruhmreichen künstlerischen Anticedentien, auch sein
persönliches Auftreten in unserer Mitte ihm bald
das Wohlwollen aller Heidelberger gewinnen wird.
Daß der Name eines solchen Mannes an der
Spitze unseres jungen Stadttheaters letzterem plötz-
lich ein erhöhtes moralisches Ansehen verleiht und
daß Aug. Haake's seltene Begabung und feurige
Künstliche die jetzt schon höher fliegenden Erwar-
tungen glänzend rechtfertigen wird, bedarf schwer-
lich eines weitern Beweises. Seit 1848 leitete
Haake als Regisseur die künstlerische Verwaltung
des Stadttheaters zu Frankfurt a. M., von wel-
cher Stelle er erst bei Antritt seiner hiesigen Direc-
tion (November d. I.) ausschciden wird. Wir
werden bald Gelegenheit finden, ausführlicher auf
dies Thema zurückzukommen; für heute wollen wir
schließlich nur noch dem verehrlichen Theater-
Comite öffentlich unfern Dank und unsere Aner-
kennung dafür zollen, daß es durch diese viel ent-
scheidende Wahl sich ein neues, großes Verdienst um
die junge Kunstanstalt erworben, für deren Ge-
deihen es schon lange mit schöner Uneigennützigkeit
und Opferbereitwilligkeit thätigst wirkte.
preis 30kr. ohncPostaufschlag. Spaltzeile 3 kr.
Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Weinheim, den 10. Juli L8L3.
Mr« chZ
3M HZ ,
Deutschland.
Heidelberg, 8. Juli. Vorgestern hat in
Angelegenheiten unseres Stadttheaters die in jüng-
ster Zeit vielbesprochene Hauptfrage, von deren
glücklicher Lösung wohl das Gedeihen des noch
im Werden begriffenen Instituts abhing, eine höchst
erfreuliche Erledigung gefunden. Von den achtzehn
Bewerbern um die Direktion wurde nämlich Herr
August Haake einstimmig für die nächsten drei
Jahre zum Direktor gewählt. Eine bessere Wahl
hätte das vereheliche Theater-Comite nicht treffen
können, da gegenwärtig schwerlich ein zweiter
Künstler gefunden werden dürfte, der in so hohem
Grade wie August Haake gerade die bei unserer
Heidelberger Bühne besonders entscheidenden Eigen-
schaften besäße. Haake galt schon vor etwa dreißig
Jahren, damals Regisseur des Braunschweiger
Hoftheaters und noch nicht volle vierundzwanzig
Jahre alt, als ein jugendlicher Helden- und Lieb-
haberdarsteller, der in Rollen wie Ferdinand (Ca-
bale und Liebe), Clavigo n. s. w. unerreicht da-
ftand. Bald nachher wendete er sich mit gleichem
Erfolg auch dem Lustspiel zu. Später und bis
zum Jahre 1848 nach einander mit der Direktion
und Regie der Hof- und Stadttheater in Breslau,
Oldenburg, Wiesbaden und Mainz betraut, bildete
er eine nicht unbedeutende Anzahl junger Schau-
spieler zu trefflichen Künstlern aus. Mimen ersten
Ranges, wie z. B. Emil Devrient, Döring,
Deffoir und viele Andere sind theils unmittelbar
als Haake's Schüler zu betrachten, theils durch
seine geniale Regie-Führung groß geworden. Auch
die in verflossener Winter Saison hier so gern ge-
sehenen Gäste vom Darmstädter Hoftheatcr, Herr
Louis Kühn und Fräulein Franke, stammen aus
der Schule Haake's, dessen Name an allen deut-
schen Bühnen von Jung und Alt nur mit höchster
Achtung genannt wird. Außer dem Ruf des treff-
lichsten Lehrers und eben so trefflichen Darstellers
gesetzter Helden- und Charakterrollen im höhern
wie im niedern Drama, und dem Ruf, noch
überall ein Personal in einer von keinem seiner
Nachfolger mehr erreichten Vollendung hcrgestellt
und herangcbildet zu haben, geht ihm auch der
Ruf eines biedern Ehrenmannes in vollstem Wort-
sinn voraus. Aug. Haake, eine tiefpoetischc ächte
Künstlernatur, ist "seinem Personal ein fürsorglicher
Vater, dem Freund ein treuer Freund, in allen
Lebensverhältniffen offen und wahr, und gerade
in seiner offenen, schlichten Geradheit ein stets
überall willkommener, geistreicher Gesellschafter, so
daß, abgesehen von seinen Leistungen und seinen
ruhmreichen künstlerischen Anticedentien, auch sein
persönliches Auftreten in unserer Mitte ihm bald
das Wohlwollen aller Heidelberger gewinnen wird.
Daß der Name eines solchen Mannes an der
Spitze unseres jungen Stadttheaters letzterem plötz-
lich ein erhöhtes moralisches Ansehen verleiht und
daß Aug. Haake's seltene Begabung und feurige
Künstliche die jetzt schon höher fliegenden Erwar-
tungen glänzend rechtfertigen wird, bedarf schwer-
lich eines weitern Beweises. Seit 1848 leitete
Haake als Regisseur die künstlerische Verwaltung
des Stadttheaters zu Frankfurt a. M., von wel-
cher Stelle er erst bei Antritt seiner hiesigen Direc-
tion (November d. I.) ausschciden wird. Wir
werden bald Gelegenheit finden, ausführlicher auf
dies Thema zurückzukommen; für heute wollen wir
schließlich nur noch dem verehrlichen Theater-
Comite öffentlich unfern Dank und unsere Aner-
kennung dafür zollen, daß es durch diese viel ent-
scheidende Wahl sich ein neues, großes Verdienst um
die junge Kunstanstalt erworben, für deren Ge-
deihen es schon lange mit schöner Uneigennützigkeit
und Opferbereitwilligkeit thätigst wirkte.