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preis 30 kr. ohnePostaufschtag.
Einrückungsgebühr für die
Spaltzeile 3 kr.
D e r
Bergsträßer Bote.
Amts- und Berkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Weinheim, den 2. Februar L8L3.
Frankreich.
Paris, 29. Ian. Die künftige Kaiserin hat
folgendes, im //Moniteur" abgedrucktc Schreiben
an den Seinepräfekten, den ihr Namens der Stadt
Paris zugedachten Diamantcnschmuck betreffend,
gerichtet:
Hr. Präfekt! Ich bin wegen des freigebigen
Beschlusses des Pariser Gemeinderaths, der dieser-
gestalt seine freundliche Billigung der Verbindung
kundgibt, die der Kaiser eingeht, sehr gerührt.
Es ist mir nichtsdestoweniger eine peinliche Empfin-
dung, wenn ich denke, daß das erste öffentliche
Ereigniß, welches sich im Augenblick meiner Hei-
rath an meinen Namen kettet, eine bedeutende
Ausgabe für die Stadt Paris sein soll. Erlauben
Sie mir daher, Ihr Geschenk, so schmeichelhaft
cs auch für mich ist, nicht anzunchmen; Sie wer-
den mich glücklicher machen, wenn Sie die Sum-
me, die Sie zum Ankauf des Schmucks festgesetzt
hatten, den der Gemeinderath mir anbieten wollte,
zu mildthatigen Zwecken verwenden. Ich wünsche,
daß meine HOrath Land, dem ich künftig
angchöre, keine neue Last veranlasse, und mein
einziger Ehrgeiz ist, mit dem Kaiser die Liebe
und Achtung des französischen Volks zu theilen.
Ich bitte Sie, Hr. Präfekt, Ihrem Gemeinderath
meine ganze Erkenntlichkeit auszudrücken und die
Versicherung meiner ausgezeichneten Gesinnungen
gegen Sie zu empfangen. — Eugenie, Gräfin
v. Teba.
Sobald der Gemeinderath von diesem Schreiben
Kenntniß erhielt, beschloß er mit Stimmeneinhellig-
keit, mit den für den Schmuck bestimmt gewesenen
600,000 Fr. eine Erziehungsanstalt für arme
Mädchen zu gründen, der die Kaiserin ihren Namen
geben soll.
— 30. Ian. Gestern Abend hat der zivile
Akt der Vermählung des Kaiscrpaares stattgefunden.
Wir geben in Nachfolgendem eine Darstellung der
Hauptmomente der denkwürdigen Feierlichkeit, die
ganz rn der vorgezeichncten Ordnung vor sich ging.
Gestern Abend wurde die Kaiserbraut in dem
Elysee abgeholt. An der Schwelle der Tnilerien
von den Hoswürdcnträgern und am Eingang der
Gemächer von dem Prinzen Napoleon und der
Prinzessin Mathilde empfangen, wurde sie, begleitet
von ihrer Mutter, der Gräfin Montijo, nachdem
Familiensaal geleitet, wo der Kaiser in einer Gruppe
von Verwandten ihrer harrte. Dies waren die
Prinzen Lucian und Peter Bonaparte (Söhne Lu-
cians), der Prinz Murat nebst seiner Familie und
seinen Schwestern, der Gräfin Rasponi und der
Marquise Pepoli, die Fürstin CamerataBacciocchi
nebst ihrem Sohn, der Assessor bei dem Staatsrach
ist. Außerdem befanden sich im Familiensaal die
Kardinäle, die Marschälle und Admiräle, die Mi-
nister, der ganze Hofstaat, die in Paris anwesenden
kaiserlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister,
endlich auch viele fremde Diplomaten, namentlich
die von Rußland, Oesterreich, Preußen, Holland,
Schweden, Toskana re., und der päpstliche Nun-
zius. Lord Cowlep, seit mehreren Tagen unwohl,
war nicht erschienen.
Als der oberste Kammerherr dem Kaiser das
Herannahcn seiner Braut angckündigt hatte, ging
Se. Mas. ihr entgegen, reichte ihr die Hand und
sprach einige Worte mit ihr, wobei sie sichtlich
bewegt war. Der Kaiser war in Generalsuni-
form; er trug das Band der Ehrenlegion, welches
schon Napoleon I. getragen, und das Band des
Goldenen Vließes, welches Karl V. gehört hatte.
Die kaiserliche Braut erschien in einem Nosaanzug
von „point ä'^nbltzterrs", der mit Bändern und
Blumen verziert war. Sie trug ein Collier der
schönsten Perlen, eine Busennadel und Ohrringe
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Bergsträßer Bote.
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Weinheim, den 2. Februar L8L3.
Frankreich.
Paris, 29. Ian. Die künftige Kaiserin hat
folgendes, im //Moniteur" abgedrucktc Schreiben
an den Seinepräfekten, den ihr Namens der Stadt
Paris zugedachten Diamantcnschmuck betreffend,
gerichtet:
Hr. Präfekt! Ich bin wegen des freigebigen
Beschlusses des Pariser Gemeinderaths, der dieser-
gestalt seine freundliche Billigung der Verbindung
kundgibt, die der Kaiser eingeht, sehr gerührt.
Es ist mir nichtsdestoweniger eine peinliche Empfin-
dung, wenn ich denke, daß das erste öffentliche
Ereigniß, welches sich im Augenblick meiner Hei-
rath an meinen Namen kettet, eine bedeutende
Ausgabe für die Stadt Paris sein soll. Erlauben
Sie mir daher, Ihr Geschenk, so schmeichelhaft
cs auch für mich ist, nicht anzunchmen; Sie wer-
den mich glücklicher machen, wenn Sie die Sum-
me, die Sie zum Ankauf des Schmucks festgesetzt
hatten, den der Gemeinderath mir anbieten wollte,
zu mildthatigen Zwecken verwenden. Ich wünsche,
daß meine HOrath Land, dem ich künftig
angchöre, keine neue Last veranlasse, und mein
einziger Ehrgeiz ist, mit dem Kaiser die Liebe
und Achtung des französischen Volks zu theilen.
Ich bitte Sie, Hr. Präfekt, Ihrem Gemeinderath
meine ganze Erkenntlichkeit auszudrücken und die
Versicherung meiner ausgezeichneten Gesinnungen
gegen Sie zu empfangen. — Eugenie, Gräfin
v. Teba.
Sobald der Gemeinderath von diesem Schreiben
Kenntniß erhielt, beschloß er mit Stimmeneinhellig-
keit, mit den für den Schmuck bestimmt gewesenen
600,000 Fr. eine Erziehungsanstalt für arme
Mädchen zu gründen, der die Kaiserin ihren Namen
geben soll.
— 30. Ian. Gestern Abend hat der zivile
Akt der Vermählung des Kaiscrpaares stattgefunden.
Wir geben in Nachfolgendem eine Darstellung der
Hauptmomente der denkwürdigen Feierlichkeit, die
ganz rn der vorgezeichncten Ordnung vor sich ging.
Gestern Abend wurde die Kaiserbraut in dem
Elysee abgeholt. An der Schwelle der Tnilerien
von den Hoswürdcnträgern und am Eingang der
Gemächer von dem Prinzen Napoleon und der
Prinzessin Mathilde empfangen, wurde sie, begleitet
von ihrer Mutter, der Gräfin Montijo, nachdem
Familiensaal geleitet, wo der Kaiser in einer Gruppe
von Verwandten ihrer harrte. Dies waren die
Prinzen Lucian und Peter Bonaparte (Söhne Lu-
cians), der Prinz Murat nebst seiner Familie und
seinen Schwestern, der Gräfin Rasponi und der
Marquise Pepoli, die Fürstin CamerataBacciocchi
nebst ihrem Sohn, der Assessor bei dem Staatsrach
ist. Außerdem befanden sich im Familiensaal die
Kardinäle, die Marschälle und Admiräle, die Mi-
nister, der ganze Hofstaat, die in Paris anwesenden
kaiserlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister,
endlich auch viele fremde Diplomaten, namentlich
die von Rußland, Oesterreich, Preußen, Holland,
Schweden, Toskana re., und der päpstliche Nun-
zius. Lord Cowlep, seit mehreren Tagen unwohl,
war nicht erschienen.
Als der oberste Kammerherr dem Kaiser das
Herannahcn seiner Braut angckündigt hatte, ging
Se. Mas. ihr entgegen, reichte ihr die Hand und
sprach einige Worte mit ihr, wobei sie sichtlich
bewegt war. Der Kaiser war in Generalsuni-
form; er trug das Band der Ehrenlegion, welches
schon Napoleon I. getragen, und das Band des
Goldenen Vließes, welches Karl V. gehört hatte.
Die kaiserliche Braut erschien in einem Nosaanzug
von „point ä'^nbltzterrs", der mit Bändern und
Blumen verziert war. Sie trug ein Collier der
schönsten Perlen, eine Busennadel und Ohrringe