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preis 30 kr. ohne Postaufschlag.
Einrückungsgebühr für die
Spalrzeile 3 kr.
D e r
Bergsträßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
Hst." N,». Weinheim, den 11. Dezember L8L3.
Orientalische Angelegenheiten.
Von der Donau sind keine Nachrichten non
besonderem Belang eingelansen. Die Vorposten-
scharmützel kommen jetzt weniger häufiger vor, als
früher. Gerüchtweise wirb behauptet, die russische
Armee werde die Offensive ergreifen und über die
Donau gehen, sobald ihre Verstärkungen angekom-
men seien und das Wetter militärische Operationen
gestatte. Doch begreift man kaum, wie man rus-
sischer Seits in dieser Gegend und unter diesen
Umständen einen Winterfeldzug beabsichtigen könne.
Die bisherigen Gerüchte über einen Waffenstillstand
werden indessen jetzt bestimmt für unbegründet
erklärt. Französische Blätter bringen die Nach-
richt, daß 300 walachische Gendarmen (Drobanzen),
die General Fischbach gegen die Türken gesendet
hatte, zu denselben übcrgegangen seien. In Jbraüa
sollen die russischen Behörden einen englischen
Kurier verhaftet haben, der jedoch auf die Rekla-
mationen des englischen Vizekonsuls dieser Stadt
wieder freigegeben worden wäre.
In die Gerüchte über die neuesten Vorgänge
auf dem diplomatischen Gebiet fällt allmälig mehr
Licht, ohne daß jedoch das Thatsächliche schon mit
Sicherheit festgestellt werden könnte. Der neueste,
von den Westmächten (wohl in Folge ter Kon-
ferenzen in Fontainebleau) ausgegangene Vorschlag
soll nach einer Notiz der "AUg. Ztg." auf eine
Kollektivnote der vier Mächte hinauslaufen, worin
diese ihren Entschluß, die Integrität der Türkei
aufrecht zu erhalten, und ihren Wunsch, den Krieg
beendigt zu sehen, aussprächcn. Demgemäß soll
die Pforte aufgefordert werden, ihre Bedingungen
zu nennen, unter denen sie über den Frieden
unterhandeln wolle. Dabei sotten die Mächte von
der Pforte verlangen, mit Rußland und den ver-
bündeten Höfen eine Uebereinkunft zu treffen, wo-
nach die Konferenz über die Präliminarien eröffnet
werden könne, und zwar an einem Ort, der
weder auf russischem, noch auf türkischem Gebiet
liege. Die vier Mächte sollen sich ferner verbin-
den, ihren Einfluß bei dem Kaiser von Rußland
anzuwendcn, um ihn zur Ernennung eines Be-
vollmächtigten zu demselben Zweck zu bewegen.
Zur Förderung der Sache soll ein Waffenstillstand
geschlossen werden, wobei die Mächte dafür Sorge
tragen, daß er dem Recht der Pforte keinen Ein-
trag tbue. Als Punkte der Ausgleichung werden
die Räumung der Donaufürstenthümer und die
'/Beilegung der religiösen Fragen angeführt. Bei-
gefügt wird, daß die deutschen Großmächte auf
diesen Vorschlag cingegangen seien, und daß selbst
Oesterreich jetzt entschlossen sei, "die Einverleibung
der Donaufürstenthümer in das russische Reich"
selbst auf die Gefahr eines Krieges nicht zuzugeben.
Die französischen und englischen Blätter kennen
diesen Plan — dessen Richtigkeit im Einzelnen
dahingestellt sein mag — in dieser Vollständigkeit
nicht. Einzelheiten daraus aber, und zwar in
verschiedenen Lesarten, tauchen auch hier aus;
ebenso die bestimmte Nachricht aus Wien, daß
Oesterreich dem Vorschlag der Westmächte seine
Zustimmung gegeben habe. Nach dem Londoner
,/Adverlis." fand am 3. d. zu Wien eine Konferenz
der vier Mächte statt, in welcher Oesterreich sich
bereit erklärt habe, jeder zur Entfernung der
Russen aus den Fürstenthümern nothwcndig er-
scheinenden Maßregel bcizutreten, unter der Be-
dingung, daß vorerst ein Kongreß der vier Mächte
in Paris oder London — wo möglich an letzterem
Ort — gehalten werde, zu welchem die Vertreter
Rußlands und der Pforte eingeladen würden.
Durch den Telegraphen soll deßhalb in Paris und
London angefragt worden, und noch am selben
Tage die Antwort erfolgt sein, daß die englische und
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Orientalische Angelegenheiten.
Von der Donau sind keine Nachrichten non
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scharmützel kommen jetzt weniger häufiger vor, als
früher. Gerüchtweise wirb behauptet, die russische
Armee werde die Offensive ergreifen und über die
Donau gehen, sobald ihre Verstärkungen angekom-
men seien und das Wetter militärische Operationen
gestatte. Doch begreift man kaum, wie man rus-
sischer Seits in dieser Gegend und unter diesen
Umständen einen Winterfeldzug beabsichtigen könne.
Die bisherigen Gerüchte über einen Waffenstillstand
werden indessen jetzt bestimmt für unbegründet
erklärt. Französische Blätter bringen die Nach-
richt, daß 300 walachische Gendarmen (Drobanzen),
die General Fischbach gegen die Türken gesendet
hatte, zu denselben übcrgegangen seien. In Jbraüa
sollen die russischen Behörden einen englischen
Kurier verhaftet haben, der jedoch auf die Rekla-
mationen des englischen Vizekonsuls dieser Stadt
wieder freigegeben worden wäre.
In die Gerüchte über die neuesten Vorgänge
auf dem diplomatischen Gebiet fällt allmälig mehr
Licht, ohne daß jedoch das Thatsächliche schon mit
Sicherheit festgestellt werden könnte. Der neueste,
von den Westmächten (wohl in Folge ter Kon-
ferenzen in Fontainebleau) ausgegangene Vorschlag
soll nach einer Notiz der "AUg. Ztg." auf eine
Kollektivnote der vier Mächte hinauslaufen, worin
diese ihren Entschluß, die Integrität der Türkei
aufrecht zu erhalten, und ihren Wunsch, den Krieg
beendigt zu sehen, aussprächcn. Demgemäß soll
die Pforte aufgefordert werden, ihre Bedingungen
zu nennen, unter denen sie über den Frieden
unterhandeln wolle. Dabei sotten die Mächte von
der Pforte verlangen, mit Rußland und den ver-
bündeten Höfen eine Uebereinkunft zu treffen, wo-
nach die Konferenz über die Präliminarien eröffnet
werden könne, und zwar an einem Ort, der
weder auf russischem, noch auf türkischem Gebiet
liege. Die vier Mächte sollen sich ferner verbin-
den, ihren Einfluß bei dem Kaiser von Rußland
anzuwendcn, um ihn zur Ernennung eines Be-
vollmächtigten zu demselben Zweck zu bewegen.
Zur Förderung der Sache soll ein Waffenstillstand
geschlossen werden, wobei die Mächte dafür Sorge
tragen, daß er dem Recht der Pforte keinen Ein-
trag tbue. Als Punkte der Ausgleichung werden
die Räumung der Donaufürstenthümer und die
'/Beilegung der religiösen Fragen angeführt. Bei-
gefügt wird, daß die deutschen Großmächte auf
diesen Vorschlag cingegangen seien, und daß selbst
Oesterreich jetzt entschlossen sei, "die Einverleibung
der Donaufürstenthümer in das russische Reich"
selbst auf die Gefahr eines Krieges nicht zuzugeben.
Die französischen und englischen Blätter kennen
diesen Plan — dessen Richtigkeit im Einzelnen
dahingestellt sein mag — in dieser Vollständigkeit
nicht. Einzelheiten daraus aber, und zwar in
verschiedenen Lesarten, tauchen auch hier aus;
ebenso die bestimmte Nachricht aus Wien, daß
Oesterreich dem Vorschlag der Westmächte seine
Zustimmung gegeben habe. Nach dem Londoner
,/Adverlis." fand am 3. d. zu Wien eine Konferenz
der vier Mächte statt, in welcher Oesterreich sich
bereit erklärt habe, jeder zur Entfernung der
Russen aus den Fürstenthümern nothwcndig er-
scheinenden Maßregel bcizutreten, unter der Be-
dingung, daß vorerst ein Kongreß der vier Mächte
in Paris oder London — wo möglich an letzterem
Ort — gehalten werde, zu welchem die Vertreter
Rußlands und der Pforte eingeladen würden.
Durch den Telegraphen soll deßhalb in Paris und
London angefragt worden, und noch am selben
Tage die Antwort erfolgt sein, daß die englische und