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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0089

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D e r

Bergsträßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.

R": LZ.

Weinheim^ den 20. März

S8L3.

Deutschland.
Mannheim, 16. März. Nachdem hiesigen
'-Journal" hat sich einer der vier des Diebstahls
wegen jetzt vor den Geschwornen Stehenden, H.
Schmidt von Mannheim, in dem Gefängnisse er-
hängt. Tags darauf sollte das Urtheil erfolgen.
Speyer, 15. März. Die "Pfälz. Ztg."
erzählt folgende Geschichte eines modernen Tell:
Vom hiesigen Polizeigericht wurde heute ein Bür-
ger von hier "wegen verbotenen Schießens" in
eine Gefängnißstrafe von 5 Tagen und in eine
Geldbuße von 7 Gulden verurtheilt. Er hatte
nämlich seinem Sohne eine Kartoffel auf den Kopf
gelegt und ein Stück Papier in die Hand gegeben
und nach beiden Gegenständen mit der Pistole
geschossen. Unglaublich, aber wahr!
Wien, 12. März. Die heutigen Wiener
Blätter sind angcfüllt mit Schilderungen der gest-
rigen Genesungofeier des Kaisers. Wir entnehmen
der Darstellung des "Lloyd" einige Hauptzüge.
Schon um 11 Uhr Morgens wurden die meisten
Verkaufsgewölbe geschlossen, alle Geschäfte ruhten,
überall sah man Vorbereitungen zur Illumination
treffen, alle Straßen waren voll Menschen, auf
deren Antlitz man die Freude über das Glück, den
Monarchen wieder zu sehen, bemerken konnte. Die
St.-Stephans Kirche war schon um 2 Uhr mit
Andächtigen aus allen Ständen überfüllt. Um
halb 3 Uhr wurde das Niesenthor geöffnet, und
zeigte das im Innern herrlich ausgeschmückte Got-
teshaus. Die Beleuchtung bestand aus Tausenden
von Wachskerzen und Lampen, die, an allen in
der Kirche vorhandenen Lustern und Kandelabern
angebracht, ihr Licht mit den Strahlen der Tages-
helle vereinten. Der größte Theil der Mauern
des Doms war mit Teppichen bedeckt, die Säulen
des Schiffes und Chores hatten reiche Verkleidun-

gen, der Hochaltar aber glänzte im vollsten Schmucke.
Die Fenster der an den Straßen, durch welche
Sc. Mas. der Kaiser fuhr, gelegenen Häuser waren
mit Festons, Kränzen, Blumen, Fahnen und In-
schriften reich, geschmackvoll und sinnreich verziert.
Alle waren dicht besetzt. Auf dem St.-Stephans-
Platze paradirten von den Jnfanterieregimentern
Zanini, Prinz von Preußen und Haynau je ein '
Bataillon mit Fahnen und Musikbanden, am Kohl-
markt und Graben waren die Innungen mit ihren
Fahnen aufgestellt und bildeten bis zum Stocki-
mcisenplatz ein langes Spalier. Die Bürger Wiens
hatten sich in schwarzer Kleidung zu beiven Seiten
des Weges in dichten und doppelten Reihen aufge-
stellt, da Se. Mas. der Kaiser ausgesprochen hatte,
daß die Bürger Wiens bei diesem Kirchgang ihn
umgeben möchten. Die ganze Hauptstadt hat selten
eine festlichere Miene geboten, als in dieser freu-
denvollen Stunde. Vor 3 Uhr versammelten sich,
um den Kaiser zu erwarten, die sammtlich hier
anwesenden Generale und Stabsoffiziere, die Ad-
jutanten und Ordonnanzoffiziers Sr. Majestät,
der Bürgermeister, Gcmeinderath und Magistrat
in der Bellaria in der k. k. Hofburg; dann der
päpstliche Nunzius, die Neichsräthe, Minister,
das diplomatische Korps, die Würdenträger, k. k.
Geh. Näthc, sammtlich in Staatsuniformen, in
der St.-Stephans-Kirche. Gleichzeitig ertönten
alle Glocken.
Um 3 Uhr erschien Se. Maj. der Kaiser an
der Spitze der Mitglieder des allerhöchsten Hofes
unter dem Portale der k. k. Hofburg; ein anhal-
tendes Vivatrufen der Volksmenge begrüßte das
Erscheinen des Monarchen. Der Kaiser sah noch
etwas blaß aus, die natürliche Wirkung der Krank-
heit, und grüßte die Anwesenden sichtbar gerührt
sehr huldreich. Se. Majestät bestieg an der Seite
des Erzherzogs Franz Karl einen zweispännigen
 
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