Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohne Postaufschlag.
Einrückungsgebnhr für die
Spaltzeile 3 kr.
Der
Bergstraßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
G8. Weinheim, den 4. September L8S3.
Deutschland.
Bruchsal, 30. August. Das rege Leben
unserer Stadt nimmt mit jedem Tage zu, da die
Werke des neuen Bahnhofs mit Riesenschritten
ihrer Vollendung entgegengehen. Jedermann freut
sicherst die Eröffnung der würtembergischen Bahn,
besonders, da bekannt geworden, daß von der
würtembergischen Verwaltung von hier bis Fried-
richshafen und umgekehrt Freibillette ausgegeben
werden sollen, deren Giltigkeit für die Hin- und
Herreise 3 Tage dauert. Gleichzeitig mit der Er-
öffnung der würtembergischen Bahn wird auch
hier, wie in andern Städten, eine Droschkenan-
stalt ins Leben treten; die betreffende Gesellschaft
hat schon die Concession erhalten. Ebenso dürfen
wir hoffen, schon in nächster Zeit unsere Straßen
mit Gas beleuchtet zu sehen, die deßfallsigen Unter-
handlungen sollen mit Eifer erneuert worden sein.
Die hiesigen Einwohner versprechen sich sehr viel
von dem Verkehr der neuen Bahn, nicht allein
in commercieller Beziehung, sondern sie glauben
auch, daß in Zukunft mehr Vergnügungsreisen
hierher gemacht werden. Und in der That, Bruch-
sal bietet viel. Wir haben ein schönes Schloß,
die ehemalige Residenz der Fürstbischöfe von Speyer,
dabei einen recht hübschen Schloßgarten, der beson-
ders in neuerer Zeit sehr gepflegt wird, ferner
das berühmte Pensylvanien mit seiner Einzelhaft
und seiner cigenthümlichen Bauart, und endlich
oberhalb der Stabt auf einem reizenden Hügel
das Lustschlößchcn //die Reserve^, mit einem präch-
tigen Panorama. Zu Füßen liegt Bruchsal herr-
lich ausgebreitct, mit seinen vielen Kirchen und
Thürmen; der Hardtwald mit seinen zahlreichen
freundlichen Dörfern zieht sich bis an den Rhein,
der, ein breiter Silberstreifen, den Glanz der
Sonne zurückgibt. Von der linken Seite begrüßt
uns Karlsruhe, rechts erscheint Speyer, dessen
herrlicher Dom freundlich herübcrwinkt, im Hinter-
gründe das Hambacher Schloß mit seinen Erinne-
rungen, dazu passend, ernst und düster, die Häupter
des Hardtgebirges. Rechnet man hiezu die aus-
gezeichnete Musik unseres Reiterregiments, die
guten Speisen und Getränke, die von der jugend-
lichen Schönheit unserer Reservenymphen so freund-
lich kredenzt werden, so wird wohl Keiner unsere
Stadt unbefriedigt verlassen.
Bruchsal, 3k. Aug. Eine Mittheilung
eines inländischen Blattes über einen im hiesigen
neuen Männerzuchthause vorgekommenen Auftritt
veranlaßt uns zu einer Berichterstattung, die sonst
vorerst unterblieben wäre. Es handelt sich um
einige thatfächliche Berichtigungen der berührten
Mittheilung, die wir einer guten Quelle verdanken.
Am 23. d. M. hielt der Aufsichtsrath für die
hiesigen Strafanstalten, unter dem Vorsitze des
Hrn. Hofgerichts-Naths Ottendorfs, im Männcr-
zuchthause Sitzung. Dieser anstehenden Versamm-
lung ließ sich ein Sträfling, Grcnzenbach, ein
noch junger Mensch, früher dem Handelsstande
angehörig, mehrfach wegen Diebstahls verurtheilt,
nicht ungefälligen Aussehens, im Ausdrucke nicht
ungewandt, zur Vorführung melden. Der Vor-
geführte, der früher Nahrung zu sich nehmen sich
geweigert und deßwegcn die geeigneten Maßregeln
zu seiner Erhaltung veranlaßt hatte, hatte die Ver-
günstigung erhalten, wegen Gichtleidens, worüber
er klagte, eines Krückenstocks sich zu bedienen.
Er erschien jedoch, ohne dieses in der Zelle zurück-
gebliebenen Stockes zu bedürfen, vor der Versamm-
lung. Hier verlangte er Wiederaufnahme seiner
Untersuchung und Stellung vor das Schwurgericht.
Der Vorsitzende eröffnete ihm die Gründe, auf
welchen ein solcher Antrag nach §. 119 des Ge-
setzes vom 5. Febr. 1851 allein zulässig ist. Der
preis 30 kr. ohne Postaufschlag.
Einrückungsgebnhr für die
Spaltzeile 3 kr.
Der
Bergstraßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
G8. Weinheim, den 4. September L8S3.
Deutschland.
Bruchsal, 30. August. Das rege Leben
unserer Stadt nimmt mit jedem Tage zu, da die
Werke des neuen Bahnhofs mit Riesenschritten
ihrer Vollendung entgegengehen. Jedermann freut
sicherst die Eröffnung der würtembergischen Bahn,
besonders, da bekannt geworden, daß von der
würtembergischen Verwaltung von hier bis Fried-
richshafen und umgekehrt Freibillette ausgegeben
werden sollen, deren Giltigkeit für die Hin- und
Herreise 3 Tage dauert. Gleichzeitig mit der Er-
öffnung der würtembergischen Bahn wird auch
hier, wie in andern Städten, eine Droschkenan-
stalt ins Leben treten; die betreffende Gesellschaft
hat schon die Concession erhalten. Ebenso dürfen
wir hoffen, schon in nächster Zeit unsere Straßen
mit Gas beleuchtet zu sehen, die deßfallsigen Unter-
handlungen sollen mit Eifer erneuert worden sein.
Die hiesigen Einwohner versprechen sich sehr viel
von dem Verkehr der neuen Bahn, nicht allein
in commercieller Beziehung, sondern sie glauben
auch, daß in Zukunft mehr Vergnügungsreisen
hierher gemacht werden. Und in der That, Bruch-
sal bietet viel. Wir haben ein schönes Schloß,
die ehemalige Residenz der Fürstbischöfe von Speyer,
dabei einen recht hübschen Schloßgarten, der beson-
ders in neuerer Zeit sehr gepflegt wird, ferner
das berühmte Pensylvanien mit seiner Einzelhaft
und seiner cigenthümlichen Bauart, und endlich
oberhalb der Stabt auf einem reizenden Hügel
das Lustschlößchcn //die Reserve^, mit einem präch-
tigen Panorama. Zu Füßen liegt Bruchsal herr-
lich ausgebreitct, mit seinen vielen Kirchen und
Thürmen; der Hardtwald mit seinen zahlreichen
freundlichen Dörfern zieht sich bis an den Rhein,
der, ein breiter Silberstreifen, den Glanz der
Sonne zurückgibt. Von der linken Seite begrüßt
uns Karlsruhe, rechts erscheint Speyer, dessen
herrlicher Dom freundlich herübcrwinkt, im Hinter-
gründe das Hambacher Schloß mit seinen Erinne-
rungen, dazu passend, ernst und düster, die Häupter
des Hardtgebirges. Rechnet man hiezu die aus-
gezeichnete Musik unseres Reiterregiments, die
guten Speisen und Getränke, die von der jugend-
lichen Schönheit unserer Reservenymphen so freund-
lich kredenzt werden, so wird wohl Keiner unsere
Stadt unbefriedigt verlassen.
Bruchsal, 3k. Aug. Eine Mittheilung
eines inländischen Blattes über einen im hiesigen
neuen Männerzuchthause vorgekommenen Auftritt
veranlaßt uns zu einer Berichterstattung, die sonst
vorerst unterblieben wäre. Es handelt sich um
einige thatfächliche Berichtigungen der berührten
Mittheilung, die wir einer guten Quelle verdanken.
Am 23. d. M. hielt der Aufsichtsrath für die
hiesigen Strafanstalten, unter dem Vorsitze des
Hrn. Hofgerichts-Naths Ottendorfs, im Männcr-
zuchthause Sitzung. Dieser anstehenden Versamm-
lung ließ sich ein Sträfling, Grcnzenbach, ein
noch junger Mensch, früher dem Handelsstande
angehörig, mehrfach wegen Diebstahls verurtheilt,
nicht ungefälligen Aussehens, im Ausdrucke nicht
ungewandt, zur Vorführung melden. Der Vor-
geführte, der früher Nahrung zu sich nehmen sich
geweigert und deßwegcn die geeigneten Maßregeln
zu seiner Erhaltung veranlaßt hatte, hatte die Ver-
günstigung erhalten, wegen Gichtleidens, worüber
er klagte, eines Krückenstocks sich zu bedienen.
Er erschien jedoch, ohne dieses in der Zelle zurück-
gebliebenen Stockes zu bedürfen, vor der Versamm-
lung. Hier verlangte er Wiederaufnahme seiner
Untersuchung und Stellung vor das Schwurgericht.
Der Vorsitzende eröffnete ihm die Gründe, auf
welchen ein solcher Antrag nach §. 119 des Ge-
setzes vom 5. Febr. 1851 allein zulässig ist. Der