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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0046

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Besetzung des Völkerrechts anzusehen geneigt
wäre//, glaube ich Ihnen vielmehr mit vollkommener
Gewißheit mittbeilcn zu können, daß die in so
verschiedenem Sinne ausgebcutete Mission des
Grafen v. Leiningen nach Konstantinopel den ein-
zigen Zweck hat, weiterem barbarischem Blutver-
gießen Einhalt zu thun, und die österreichische Ne-
gierung an die hohe Pforte das Anerbieten gestellt
hat, mit 50,000 Mann in Montenegro zu inter-
veniren uud die gesetzliche Autorität der Pforte
über dieses Gebirgsland wieder herzustellen, wenn
der Divan sich verpflichtet, in allen Theileu des
osmanischen Reiches der christlichen Bevölkerung
dieselben Rechte, Freiheiten und Schutz wie der
muselmännischen Bevölkerung angedeiheu zu lassen.
Ich glaube, daß die Pforte, wie nicht zu zwei-
feln, auf diese Bedingungen eingehen und gleich
nach der Rückkunft des Feldmarschattleutnants
Leiningen aus Konstantinopel der General Mamula
mit den bereits zu diesem Zwecke zusammengezoge-
nen Truppen in Montenegro ein rücken uud wie
es bei der Paeifikation Ungarns geschehen, das
ganze Land entwaffnen wird, wodurch einem men-
schenmörderischen Kriege im Interesse der Huma-
nität ein Ende gemacht wird, der sich, so viel
bis jetzt bekannt wurde, durch keine andern heroi-
schen Episoden als durch wechselseitiges barbari-
sches Kopfabschneidcn von Gefangenen berühmt
gemacht hat.
W ien , 4. Februar. (Telegraph. Dcp.) Das
9. k. k. österreichische Armeekorps hat Befehl er-
halten, sich in Marschbereitschaft nach der türkischen
Grenze zu setzen.
Frankreich.
Paris, 4. Febr. Die behufs der öffentlichen
Ruhe und Sicherheit über 43.12 Individuen ver-
hängt gewesenen Maßregeln (polizeiliche Über-
wachung ec.) sind außer Wirksamkeit gesetzt worden.
Montenegro.
Von der österreichisch- tü r kischeu Gren z e,
28. Jan. Die Nachrichten aus Montenegro reichen
bis zum 20. d. Auf fast allen Punkten sind die
Tschernagorzen Sieger geblieben. Jndeß hat Omer
Pascha einen unläugbar klugen Operationoplan
ausgesonneu. Er operirt bis jetzt auf zwei Seiten,
nämlich von Zabljak ans und gegen die Piperzen.
1300 Montenegriner stehen und kämpfen bei Do-
doschi, in der Nahm Piperoka 3000. Das tür-
kische Heer schwillt immer mehr an; es dürfte sich
über 60,000 (?) Mann belaufen. Die Moutene-

I griner haben viele Pferde und Türkenköpfe nach
Cettinje gebracht. Die Türken sollen in das Dorf
Kokota sich eingeschlichen und dort arg gehaust
haben; was sic an der Zeta von Kirchen und
Klöstern finden, wird zerstört. Die christliche
Einwohnerschaft in Albanien beginnt bereits schwie-
rig zu werden. Ein englischer Dampfer kreuzt
hart vor der Mündung der Bojaua ins Adria-
tische Meer. Nachdem die Türken während des
letzten Gefechts bei Lunjani den Ort abgebrannt
hatten, zogen sie sich auf die Kirche des heil.
Johannes zurück, wo sie Befestigungswerkc auf-
warfen. Die Kirche wurde zerstört, selbst die
Bilder zertrümmert, und ein junges Weib hin-
weggeführt. Die Montenegriner. stürmten die
Schanzen dreimal, aber erfolglos; doch sind etwa
130 Türken dabei geblieben. Die Montenegriner
sind sehr crmuthigt durch die jüngsten Vortheile,
und eben heißt es, daß ihrer einige Hunderte über
den Berg Sutorman ziehen und auf Spus und
Antivari einen Handstreich versuchen wollen. Das
Hauptaugenmerk der Türken ist auf Vir gerichtet,
wo Osman Pascha von Scutari die Vereinigung
mit Omer Pascha bezwecken will. Die Montene-
griner haben dort große Verschanzungen aufge-
worfen und werden sie mit äußerster Tapferkeit
verthcidigen. Der Feldzug wird ungeheure Gelb-
und Menschenkeäftc aufzehren. In Bosnien und
der Herzegowina verhält sich die christliche Bevöl-
kerung passiv; doch dürfte Fürst Daniel leicht,
wenn er durch Omer Pascha allzu hart bedrängt
würde, durch einen Aufruf an die Christen der
Herzegowina Aufregung in die Massen schleudern.
Daß man österreichischer SeitS auf alle Eventua-
litäten sich vorbereitet und die türkischen Grenzen
deckt, ist begreiflich. Dringenden Vorstellungen
der österreichischen Negierung haben die bosnischen
Christen die Gestattung des Baues mehrerer katho-
lischen Kirchen zu verdanken.
A u s Montenegro, 25. Jan. Die Türken
sind von Nilsich her bis zu dem Kloster Ostrov,
dem höchsten Punkt des Zetathalcs, vorgedrungen,
haben dieses Kloster genommen, verloren und
wieder genommen. Da zugleich auch Omer Pa-
scha's Korps von Spuz aus sich des Zetathalcs
bemächtigt hat, so mußten sich die Montenegriner
auf die am rechten Ufer der Zeta gelegenen Berge
zurückzichen, wo nun Fürst Danilo mit 1500
und Pcro Petrovich ebenfalls mit l500 Montene-
grinern stehen. Hiedurch sind bereits vier Nahien,
Bielopaoljevich, Piperi, Katschi und Moratscha,
von Montenegro abgeschnitten und haben sich deren
Primaten dem Omer Pascha bereits unterworfen,
welcher eine Proklamation an sie erlassen hat.
 
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