ein ganzes Lustrum lang Diejenigen entbehren zu
muffen, welche nicht nur den Armen Hilfe, dem
Gewerbstande Nahrung brachten, sondern auf die
Unabhängigsten durch die freundliche Anmuth und
Herablassung des Umgangs, durch Beförderung
der Künste, die das Leben zieren, veredelnd ein-
wirkten. Durch sie hatte Donaueschingen einen
Ruf der Geselligkeit und fcinern Bildung erhalten,
der über die Grenzen des engern Vaterlandes
hinausreichte und selbst noch in die lehren Jahre
herein nachwirkte. Möge derselbe aufs neue erstehen
unter dem Schirme der hohen Herrschaften und
dieser kleine Ort der rauhen Baar wieder werten,
was er war, eine freundliche Zufluchtstätte der
Künste, — dann hat der edle Fürst und seine
erhabene Gemahlin für einen edeln Zweck das
Opfer persönlicher Gefühle gebracht und darf des
Dankes auch der künftigen Generation gewiß sein!
Frankenthal, 21. März. Das lön. Zucht-
polizeigericht dahier bat heute das Urtheil in dem
Wucherprozeffe gegen Joseph Wolf, Handelsmann
von Dürkheim, gesprochen. Hiernach ist Wols
wegen Gewohnheitswuchers zu 22,500 fl. Geld-
buße und wegen Prellerei zu zwei Jahren Gefäng-
uißstrafe, sowie zu den Kosten des Prozesses ver-
urtheilt. Die königl. Staatsbehörde hatte auf
20,000 fl. Geldbuße und fünf Jahre Gefängniß-
strafe angetragen.
Berlin. Der Prinz Friedrich Wilhelm von
Preußen, Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prinzen
von Preußen und präsumtiver Thronfolger, wurde
am 18. d. — wie der "Fr. P. Ztg." geschrieben
wirb — in dem Potsdamer Negierungskollegium
eingcführt, um nach seinem Wunsch hier an der
Seite des Oberpräsidenten Flotwell in die Geschäfte
eingeweiht zu werden. Der Prinz wird sich weiter
an den Bewachungen dieser Stelle betheiligen.
Frankreich.
Paris, 22. März. Die gestern telegraphisch
übermittelte Notiz, die der "Moniteure über die
orientalischen Angelegenheiten bringt, lautet wört-
lich also: "Privatnachrichten, die uns aus Kon-
stantinopel zugehen, lassen hoffen, daß die Ver-
wicklungen im Orient ihre Lösung finden werden,
ohne daß das gute Einverständnis; zwischen den
europäischen Mächten gestört würde." Trotz dieser
friedlichen Versicherungen dürfte es nicht uninteres-
sant sein, eine Uebersicht über die Seestreitkräfte
zu geben, die sich bei einer kriegerischen Eventua-
lität in der Nähe des Schauplatzes, wo die Ent-
scheidung erfolgen müßte, zusammensinden würden.
Das heute von Toulon abgehende Geschwader,
welches unter dem Oberbefehl des Vize-Admirals
v. Lasuffe steht, wird im Orient mit dem dort
stationirtcn Geschwader unter dem Befehl des Ad-
mirals Romain Desfossös vereinigt werden. Die
französische Flotte wird alsdann aus 8 Linien-
schiffen, 4 Fregatten, 3 Korvetten und 2 kleineren
Fahrzeugen bestehen. Die englische Flotte unter
dem Oberbefehl des Admirals Dundas besteht aus
6 Linienschiffen, 6 Fregatten, 6 Korvetten und
3 Fregatbooten, und kann unschwer auf das Dop-
pelte verstärkt werden. Die türkische Flotte zählt
4 Linienschiffe, 6 Fregatten, 8 Briggs und Kor-
vetten und 6 Dampfschiffe. Die englische, türkische
und französische Flotte zählt also im Ganzen 17
Linienschiffe, 16 Fregatten, 17 Korvetten und kl
kleinere Fahrzeuge, während die russische Flotte
des Schwarzen Meeres aus 13 Linienschiffen, 8
Fregatten, 6 Korvetten und einer gewissen Anzahl
kleinerer Fahrzeuge besteht.
Es ist ganz sicher, daß die englische Flotte auf
das förmliche Verlangen des Sultans nach Kon-
stantinopel oder vielmehr in die Nähe der Dar-
danellen berufen worden ist. Wie man heute ver-
sichert, wirb sie sich nach Ourlac auf der Küste
von Smyrna begeben.
Straßburg, 22. März. Die Nachrichten,
welche in ben letzten Tagen über die orientalischen
Angelegenheiten bekannt wurden, haben nicht gerin-
ges Aussehen erregt. Man erinnerte sich hier bei
dieser Gelegenheit an die Vorkommnisse von 1840,
wo Thiers seinen Blick nach dem Rhein wendete,
und durch seine kriegslustigen Redensarten halb
Europa in Bewegung brachte. Die Zeiten haben
sich nun freilich geändert, allein dennoch lebt die
Erinnerung fort. Man glaubt bei uns nicht an
Len Krieg, weil inan der Ueberzeugung ist, daß
das jetzige Staatsoberhaupt ben Krieg nicht will.
Die heute eingctroffenen Nachrichten aus Paris,
welche einen bedeutenden Aufschwung der Börsen-
kurse darthun (die Rente stieg diesen Nachmittag
um 75 Centimes), beweisen, daß man von dem
Schrecken zurückgekommeu, und bei ruhiger Ueber-
legung der Finanzwelt die Ueberzeugung gegeben,
daß die Angelegenheiten des Orients friedlich ge-
schlichtet werden. Das Absegeln der Flotte von
Toulon, welches heute stattfaiw, liefert de» Beweis,
daß Frankreich und England gemeinschaitlich han-
deln werden. In den nächsten Tagen wird sich
übrigens zeigen, ob die russischen Demonstrationen
noch weitere planmäßige kriegerische Drohungen
zur Folge haben werden. Ist dieses der Fall, so
könnte die bereits angeorbnete Reduktion des fran-
zösischen Heeres schwerlich vollständig zur Aus-
führung kommen.
muffen, welche nicht nur den Armen Hilfe, dem
Gewerbstande Nahrung brachten, sondern auf die
Unabhängigsten durch die freundliche Anmuth und
Herablassung des Umgangs, durch Beförderung
der Künste, die das Leben zieren, veredelnd ein-
wirkten. Durch sie hatte Donaueschingen einen
Ruf der Geselligkeit und fcinern Bildung erhalten,
der über die Grenzen des engern Vaterlandes
hinausreichte und selbst noch in die lehren Jahre
herein nachwirkte. Möge derselbe aufs neue erstehen
unter dem Schirme der hohen Herrschaften und
dieser kleine Ort der rauhen Baar wieder werten,
was er war, eine freundliche Zufluchtstätte der
Künste, — dann hat der edle Fürst und seine
erhabene Gemahlin für einen edeln Zweck das
Opfer persönlicher Gefühle gebracht und darf des
Dankes auch der künftigen Generation gewiß sein!
Frankenthal, 21. März. Das lön. Zucht-
polizeigericht dahier bat heute das Urtheil in dem
Wucherprozeffe gegen Joseph Wolf, Handelsmann
von Dürkheim, gesprochen. Hiernach ist Wols
wegen Gewohnheitswuchers zu 22,500 fl. Geld-
buße und wegen Prellerei zu zwei Jahren Gefäng-
uißstrafe, sowie zu den Kosten des Prozesses ver-
urtheilt. Die königl. Staatsbehörde hatte auf
20,000 fl. Geldbuße und fünf Jahre Gefängniß-
strafe angetragen.
Berlin. Der Prinz Friedrich Wilhelm von
Preußen, Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prinzen
von Preußen und präsumtiver Thronfolger, wurde
am 18. d. — wie der "Fr. P. Ztg." geschrieben
wirb — in dem Potsdamer Negierungskollegium
eingcführt, um nach seinem Wunsch hier an der
Seite des Oberpräsidenten Flotwell in die Geschäfte
eingeweiht zu werden. Der Prinz wird sich weiter
an den Bewachungen dieser Stelle betheiligen.
Frankreich.
Paris, 22. März. Die gestern telegraphisch
übermittelte Notiz, die der "Moniteure über die
orientalischen Angelegenheiten bringt, lautet wört-
lich also: "Privatnachrichten, die uns aus Kon-
stantinopel zugehen, lassen hoffen, daß die Ver-
wicklungen im Orient ihre Lösung finden werden,
ohne daß das gute Einverständnis; zwischen den
europäischen Mächten gestört würde." Trotz dieser
friedlichen Versicherungen dürfte es nicht uninteres-
sant sein, eine Uebersicht über die Seestreitkräfte
zu geben, die sich bei einer kriegerischen Eventua-
lität in der Nähe des Schauplatzes, wo die Ent-
scheidung erfolgen müßte, zusammensinden würden.
Das heute von Toulon abgehende Geschwader,
welches unter dem Oberbefehl des Vize-Admirals
v. Lasuffe steht, wird im Orient mit dem dort
stationirtcn Geschwader unter dem Befehl des Ad-
mirals Romain Desfossös vereinigt werden. Die
französische Flotte wird alsdann aus 8 Linien-
schiffen, 4 Fregatten, 3 Korvetten und 2 kleineren
Fahrzeugen bestehen. Die englische Flotte unter
dem Oberbefehl des Admirals Dundas besteht aus
6 Linienschiffen, 6 Fregatten, 6 Korvetten und
3 Fregatbooten, und kann unschwer auf das Dop-
pelte verstärkt werden. Die türkische Flotte zählt
4 Linienschiffe, 6 Fregatten, 8 Briggs und Kor-
vetten und 6 Dampfschiffe. Die englische, türkische
und französische Flotte zählt also im Ganzen 17
Linienschiffe, 16 Fregatten, 17 Korvetten und kl
kleinere Fahrzeuge, während die russische Flotte
des Schwarzen Meeres aus 13 Linienschiffen, 8
Fregatten, 6 Korvetten und einer gewissen Anzahl
kleinerer Fahrzeuge besteht.
Es ist ganz sicher, daß die englische Flotte auf
das förmliche Verlangen des Sultans nach Kon-
stantinopel oder vielmehr in die Nähe der Dar-
danellen berufen worden ist. Wie man heute ver-
sichert, wirb sie sich nach Ourlac auf der Küste
von Smyrna begeben.
Straßburg, 22. März. Die Nachrichten,
welche in ben letzten Tagen über die orientalischen
Angelegenheiten bekannt wurden, haben nicht gerin-
ges Aussehen erregt. Man erinnerte sich hier bei
dieser Gelegenheit an die Vorkommnisse von 1840,
wo Thiers seinen Blick nach dem Rhein wendete,
und durch seine kriegslustigen Redensarten halb
Europa in Bewegung brachte. Die Zeiten haben
sich nun freilich geändert, allein dennoch lebt die
Erinnerung fort. Man glaubt bei uns nicht an
Len Krieg, weil inan der Ueberzeugung ist, daß
das jetzige Staatsoberhaupt ben Krieg nicht will.
Die heute eingctroffenen Nachrichten aus Paris,
welche einen bedeutenden Aufschwung der Börsen-
kurse darthun (die Rente stieg diesen Nachmittag
um 75 Centimes), beweisen, daß man von dem
Schrecken zurückgekommeu, und bei ruhiger Ueber-
legung der Finanzwelt die Ueberzeugung gegeben,
daß die Angelegenheiten des Orients friedlich ge-
schlichtet werden. Das Absegeln der Flotte von
Toulon, welches heute stattfaiw, liefert de» Beweis,
daß Frankreich und England gemeinschaitlich han-
deln werden. In den nächsten Tagen wird sich
übrigens zeigen, ob die russischen Demonstrationen
noch weitere planmäßige kriegerische Drohungen
zur Folge haben werden. Ist dieses der Fall, so
könnte die bereits angeorbnete Reduktion des fran-
zösischen Heeres schwerlich vollständig zur Aus-
führung kommen.