und nicht unter seinen ausländischen Nachrichten,
wodurch dieselbe eben eine besondere Bedeutung
gewinnt.
Auch das „Journ. des Döb." bringt einige
neuere Nachrichten aus Konstantinopel; sie reichen
bis zum 16. d. Darnach hatte der Fürst Men-
schikoff wirklich die türkische Hauptstadt am 14. d.
verlassen und war nach Bujukdere gegangen. Von
dort aus hatte er bekannt machen lassen, daß er
erst am 20. d. seine Reise fortsetzcn und bis dahin
den letzten Entschluß der Pforte abwarten werde.
Dieses war der zweite Aufschub, den der Fürst
aus freien Stücken bewilligte. Das russische Ulti-
matum soll 7 Artikel entdeckten, von denen fedoch
nur einer eine wahre Bedeutung und Wichtigkeit
habe, der nämlich, worin Rußland den Abschluß
eines Vertrags zur Aufrechthaltung aller den Grie-
chen jemals eingeräumten Rechte, Privilegien und
sonstigen Bewilligungen verlangt. Die Vertrags-
form verlange Rußland deßhalb, damit später
keine Modifikationen eintreten könnten, wie dies
z. B. in Bezug auf die h. Stätten der Fall
gewesen sei. Zugleich habe Fürst Menschikoff daran
erinnert, daß die Pforte bereits einen ähnlichen
Vertrag zum Schutz der Privilegien der Lateiner
mit Frankreich abgeschlossen hätte, letzteres Motiv
wies die Pforte mit Energie zurück, indem cs sich
bei den zu Gunsten der Lateiner abgeschlossenen
Verträgen nur um eine wenig zahlreiche Bevöl-
kerung gehandelt habe, während der von Rußland
verlangte Vertrag mehr als 11 Millionen der
Unterthemen der Pforte betreffe, denen gegenüber
sie alsdann ohne Macht bestehen würde. — Trotz
der kritischen Lage gibt sich die Pariser Presse nicht
den Befürchtungen kriegerischer Eventualitäten hin.
Dao „Paps" hofft auf eine Beilegung der russisch-
türkischen Differenzen auf diplomatischem Wege;
ähnlich das „Journ. des Döb.", und die „Assembl.
nat.„ macht darauf aufmerksam, daß Rußland in
seinem Ultimatum keineowegs von einer Kriegser-
klärung gesprochen habe und also gewiß nicht die
Absicht hege, mit Gewalt zu ertrotzen, was die
Pforte nicht bewilligen wolle. Nach einem halb-
offiziellen Blatt soll Fürst Menschikoff in seiner
Mission durch einen andern Botschafter ersetzt
werden.
Schweiz.
In der Schweiz ist das Gerücht verbreitet,
auch von Seiten Preußens stehe fetzt ein Schritt
wegen Neuenburg bevor, nachdem Se. Mas. der
König aus Wien zurückgekehrt sei. In Freiburg
sollen Sonntag, 2l. d., der famosen Bürgcrgarde
Ehrcnfahnen zur Belohnung ihrer jüngst bewiesenen
Treue für die dortige Regierung feierlich übergeben
werden. Der zum Tode verurtheilte Grimselwirth
Zpbach ist zu 20fähriger Kettenstrafe begnadigt
worden. Fortwährend werden große Vorbereitungen
zu dem Fest gemacht, welches am 21. und 22.
Juni zu Bern wegen des Eintritts dieses Kantons
in die Eidgenoffenschaft gefeiert werden soll.
Glarus. Die Landsgemeinde befaßte sich
Nachmittags den 22. I V4 Uhr mit einer Eredit-
eröffnung von 500,000 Fr. für Betheiligung an
Eisenbahnactien, als plötzlich der Ruf erscholl:
„Weibel, es brennt auf dem Rathhause!" Alles
lief auseinander der Brandstätte zu. Lassen wir
nun zunächst einen Gefangenen, in dessen Nähe
Brandlegung stattgefunden haben kann, sprechen.
Derselbe sagte.- „Es war nach 11 Uhr, als ich
seitwärts fern von mir knistern hörte. Das Kni-
stern breitete sich nach und nach so aus, daß ichs
entschieden für Feuer hielt. Von Angst getrieben
klopfte ich an die Gefängnißthüre. Vergebens!
man antwortete nicht, weil die Gefangenwärterin
krank, der Wärter an der Landsgemeindc war.
Endlich nach langem Klopfen, als das Feuer zu
mir angerückt war, öffnete sich die untere Thüre
und ich vernahm den Ruf eines Kindes: „Ach
Gott, es brennt!" Dann herrschte wieder kurze
Zeit eine grausige Stille. Jetzt waren zwei ent-
schlossene Männer erschienen. Zitternd bot die Wär-
terin dem ersten den Schlüsselbund und den Schlüssel
Nro. 6. Der Angekommcne ergriff denselben,
trat ins Feuermeer und rief: Wo ist Nr. 6?
Hier! antwortete unser Gefangener. Die Thüre
öffnete sich und er war gerettet. Der Unerschrok-
kene wagte sich auf das Rufen der Gefangenen
erneuert durchs Feuer. Zum Unglück war ein
anderer Gefangener, der unter furchtbarem Geschrei
eine Hand zum Loch herausbot, gekettet und konnte
ohnehin seine Nummer nicht bezeichnen. Dessen-
ungeachtet steckte der Rettende zwei Schlüssel ein,
aber keine öffnete. Aber jetzt ward er selbst vom
Feuer ergriffen, mußte den Rückweg antretcn und
wurde von seinem Gefährten durch Aufklopfen
mit seinen Händen gelöscht, hatte jedoch starke
Brandwunden. Als hier nicht zu helfen ist und
dem Unglücklichen in Nr. 13 von Außen ebenfalls
nicht beizukommen war, so lief der Verwundete
nach einer Leiter und hatte das Glück, schnell eine
solche zu erlangen. Dieselbe wurde an das bren-
nende Gebäude angestellt. Zwei Unerschrockene
erstiegen sie. Der erste, mit einem Brecheisen ver-
sehen, konnte lange nicht einen Holzverschlag, nri
Eisen stark verbunden, frei machen. Derselbe
krachte endlich zusammen. Furchtbarer Anblick,
Aus dem Gefängniß qualmt ihm schon Feuer und
wodurch dieselbe eben eine besondere Bedeutung
gewinnt.
Auch das „Journ. des Döb." bringt einige
neuere Nachrichten aus Konstantinopel; sie reichen
bis zum 16. d. Darnach hatte der Fürst Men-
schikoff wirklich die türkische Hauptstadt am 14. d.
verlassen und war nach Bujukdere gegangen. Von
dort aus hatte er bekannt machen lassen, daß er
erst am 20. d. seine Reise fortsetzcn und bis dahin
den letzten Entschluß der Pforte abwarten werde.
Dieses war der zweite Aufschub, den der Fürst
aus freien Stücken bewilligte. Das russische Ulti-
matum soll 7 Artikel entdeckten, von denen fedoch
nur einer eine wahre Bedeutung und Wichtigkeit
habe, der nämlich, worin Rußland den Abschluß
eines Vertrags zur Aufrechthaltung aller den Grie-
chen jemals eingeräumten Rechte, Privilegien und
sonstigen Bewilligungen verlangt. Die Vertrags-
form verlange Rußland deßhalb, damit später
keine Modifikationen eintreten könnten, wie dies
z. B. in Bezug auf die h. Stätten der Fall
gewesen sei. Zugleich habe Fürst Menschikoff daran
erinnert, daß die Pforte bereits einen ähnlichen
Vertrag zum Schutz der Privilegien der Lateiner
mit Frankreich abgeschlossen hätte, letzteres Motiv
wies die Pforte mit Energie zurück, indem cs sich
bei den zu Gunsten der Lateiner abgeschlossenen
Verträgen nur um eine wenig zahlreiche Bevöl-
kerung gehandelt habe, während der von Rußland
verlangte Vertrag mehr als 11 Millionen der
Unterthemen der Pforte betreffe, denen gegenüber
sie alsdann ohne Macht bestehen würde. — Trotz
der kritischen Lage gibt sich die Pariser Presse nicht
den Befürchtungen kriegerischer Eventualitäten hin.
Dao „Paps" hofft auf eine Beilegung der russisch-
türkischen Differenzen auf diplomatischem Wege;
ähnlich das „Journ. des Döb.", und die „Assembl.
nat.„ macht darauf aufmerksam, daß Rußland in
seinem Ultimatum keineowegs von einer Kriegser-
klärung gesprochen habe und also gewiß nicht die
Absicht hege, mit Gewalt zu ertrotzen, was die
Pforte nicht bewilligen wolle. Nach einem halb-
offiziellen Blatt soll Fürst Menschikoff in seiner
Mission durch einen andern Botschafter ersetzt
werden.
Schweiz.
In der Schweiz ist das Gerücht verbreitet,
auch von Seiten Preußens stehe fetzt ein Schritt
wegen Neuenburg bevor, nachdem Se. Mas. der
König aus Wien zurückgekehrt sei. In Freiburg
sollen Sonntag, 2l. d., der famosen Bürgcrgarde
Ehrcnfahnen zur Belohnung ihrer jüngst bewiesenen
Treue für die dortige Regierung feierlich übergeben
werden. Der zum Tode verurtheilte Grimselwirth
Zpbach ist zu 20fähriger Kettenstrafe begnadigt
worden. Fortwährend werden große Vorbereitungen
zu dem Fest gemacht, welches am 21. und 22.
Juni zu Bern wegen des Eintritts dieses Kantons
in die Eidgenoffenschaft gefeiert werden soll.
Glarus. Die Landsgemeinde befaßte sich
Nachmittags den 22. I V4 Uhr mit einer Eredit-
eröffnung von 500,000 Fr. für Betheiligung an
Eisenbahnactien, als plötzlich der Ruf erscholl:
„Weibel, es brennt auf dem Rathhause!" Alles
lief auseinander der Brandstätte zu. Lassen wir
nun zunächst einen Gefangenen, in dessen Nähe
Brandlegung stattgefunden haben kann, sprechen.
Derselbe sagte.- „Es war nach 11 Uhr, als ich
seitwärts fern von mir knistern hörte. Das Kni-
stern breitete sich nach und nach so aus, daß ichs
entschieden für Feuer hielt. Von Angst getrieben
klopfte ich an die Gefängnißthüre. Vergebens!
man antwortete nicht, weil die Gefangenwärterin
krank, der Wärter an der Landsgemeindc war.
Endlich nach langem Klopfen, als das Feuer zu
mir angerückt war, öffnete sich die untere Thüre
und ich vernahm den Ruf eines Kindes: „Ach
Gott, es brennt!" Dann herrschte wieder kurze
Zeit eine grausige Stille. Jetzt waren zwei ent-
schlossene Männer erschienen. Zitternd bot die Wär-
terin dem ersten den Schlüsselbund und den Schlüssel
Nro. 6. Der Angekommcne ergriff denselben,
trat ins Feuermeer und rief: Wo ist Nr. 6?
Hier! antwortete unser Gefangener. Die Thüre
öffnete sich und er war gerettet. Der Unerschrok-
kene wagte sich auf das Rufen der Gefangenen
erneuert durchs Feuer. Zum Unglück war ein
anderer Gefangener, der unter furchtbarem Geschrei
eine Hand zum Loch herausbot, gekettet und konnte
ohnehin seine Nummer nicht bezeichnen. Dessen-
ungeachtet steckte der Rettende zwei Schlüssel ein,
aber keine öffnete. Aber jetzt ward er selbst vom
Feuer ergriffen, mußte den Rückweg antretcn und
wurde von seinem Gefährten durch Aufklopfen
mit seinen Händen gelöscht, hatte jedoch starke
Brandwunden. Als hier nicht zu helfen ist und
dem Unglücklichen in Nr. 13 von Außen ebenfalls
nicht beizukommen war, so lief der Verwundete
nach einer Leiter und hatte das Glück, schnell eine
solche zu erlangen. Dieselbe wurde an das bren-
nende Gebäude angestellt. Zwei Unerschrockene
erstiegen sie. Der erste, mit einem Brecheisen ver-
sehen, konnte lange nicht einen Holzverschlag, nri
Eisen stark verbunden, frei machen. Derselbe
krachte endlich zusammen. Furchtbarer Anblick,
Aus dem Gefängniß qualmt ihm schon Feuer und