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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0182

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Paris, 11. Juni. Die letzten Nachrichten aus
Konstantinopel reichen bis zum 31. v. M. Die
Rüstungen dauerten auf beiden Seiten fort. Die
Pforte hatte den Repräsentanten der Großmächte
eine Denkschrift überreicht, worin das Auftreten
der Türkei Rußland gegenüber näher erklärt und
zugleich allen christlichen Unterthanen des Sultans
neue Konzessionen versprochen werden. Ferner
widerspricht man dem Gerücht, daß die Vermitt-
lung Oesterreichs verworfen worden sei. Briefe
aus Jafsy vom 1. d. melden die Ankunft wich-
tiger Depeschen aus St. Petersburg in dieser Stadt.
Der Fürst Ghika hatte nach Empfang derselben
sofort seinen Ministerrath versammelt. Einem Ge-
rücht zufolge beträfen Liese Depeschen die Verpro-
Vlantirung des ersten russischen Armeekorps.
Großbritannien.
London, 9. Juni. Allmählig wird die Stim-
mung hier besorgter, und selbst den Sanguinikern,
die noch vor drei Tagen auf die Mäßigung Ruß-
lands bauten, dämmert die Ahnung auf, daß es
dem Zaar diesmal mit seinen Plänen sehr ernst
sein dürfte. Während der Pariser Korrespondent
des "Chronicle" überzeugt ist, daß England die
einzige Macht sei, welche für die Türkei Etwas
thun will, indeß Frankreich auf der Lauer liege,
um jede etwaige Wendung für sich auszubeuten,
baut Las Blatt in seinem Leitartikel dagegen auf
die geschlossene Einigkeit aller europäischen Mächte.
,/Times" sagt, der nach Konstantinopel gesandte
Kurier sei ein bloser Feldsäger gewesen, welcher
die diktatorische Aufforderung überbrachte, binnen
acht Tagen nachzugeben, widrigenfalls die Donau-
fürftenthümer besetzt werben würden. Das sehe
nicht wie eine Desavouirung des Fürsten Menschi-
koff aus, und verrathe keine Willfährigkeit, von

neuem friedliche Unterhandlungen anzuknüpfen.
Auch der Graf Neffelrode, der in London ankam,
habe kein Beglaubigungsschreiben an den brittischen
Hof mitgebracht, und sei einfach von dem diplo-
matischen Stabe Menschikoff's abgesendet worden,
um die russischen Gesandten im Westen Europa's
mit dem Willen Les Zaaren bekannt zu machen.
Die Milderung in der Form des allerletzten rus-
sischen Ultimatums sei eben nur eine technische,
und liefere den Beweis, daß der Zaar nicht auf
eine Vertragsverletzung warte, um Krieg zu drohen.
Für die Erhaltung des Friedens gebe es setzt keine
Bürgschaft, als die geeinigte Vermittlung der vier
anderen Großmächte. Die "Morn.-Post" bläst
heute noch lauter in die Kriegsposaune als bisher.
Einer der Hauptzielpunkte der russischen Flottenbe-
wegung werde die Besitznahme Datums am Schwar-
zen Meere sein. Die diplomatischen Unterhand-
lungen seien unglücklicher Weise ^ganz abgebrochen,
und die Drohung der Kanone sei das letzte, und,
wie ,/Morn.-Post" zu prophezeien wagt, nicht
glücklichste, obwohl einzige aufrichtige Argument
für seine Forderungen.
Vielsagend ist folgende Thatsache. Bei dem
,/Lloyd" ist die Assekuranz für Schiffe nach dem
Schwarzen Meer von 10 Shil. auf 30 gestiegen.
Was Schiffe nach St. Petersburg betrifft, so ist
die Versicherung für Maaren, die so eben per
Dampfer Lahm konsignirt wurden, um 5 Sh.
gesteigert worden; Segelschiffe, da sie später an-
kommen , hätten eine größere Ertraprämie zu zahlen,
obgleich nicht so viel wie Schiffe, die nach dem
Schwarzen Meere gehen. Consols fielen im Lauf
des heutigen Tages um Prozent, wozu nament-
lich diese Erhöhung der Seeaffekuranz gegen Kriegs-
gefahr und die lebhaften Rüstungen in den Häfen
Portsmouth, Plymouth und Chatham beitrugen.

Amtliche Bekanntmachungen.

f115f Das Bereisen des Bezirkes durch den Amtsvorstand betr.
Nro. 12,923. Zur Sammlung der erforderlichen statistischen Notizen über sede einzelne Amtsgemeinde wird
den Gcmeinderäthen eine Zusammenstellung der in der Regel in allen Gemeinden zu erörternden Fragen zuge-
stellt mit der Aufforderung, soweit es dem Gemeinderath überhaupt nach Benützung aller ihm zu Gebot stehenden
Mittel, sowie nach geeignetem Benehmen mit den übrigen Ortsbehörden, Pfarrämtern, Schullehrern rc. rc. möglich
ist, diese Fragen gründlich und erschöpfend zu beantworten.
Die Beantwortungen müssen vor allen Dingen wahr und durchaus zuverlässig sein. So lange daher der
Gemeinderath nicht vollständige, ganz zuverlässige Gewißheit über eine oder die andere Frage hat ist die Beant-
wortung der Frage noch nicht beizusetzen, sondern nur vorzubereiten. Die Beantwortung oder doch eine gründ- '
liche Vorbereitung dazu ist aber ohne Aufschub zu bewirken, so daß dem Amtsvorstand die gesammelten Notizen
bei der nächsten Amtsbereisung schon möglichst vollständig vorgelegt werden können, wo man dann die gegebenen
 
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