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Amtsbezirk Weinheim [Editor]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0306

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Hof-Gcbäude. Um halb 12 Uhr setzte sich der
Zug tu Begleitung der angekommenen Fremden
nach Stuttgart zurück in Bewegung. Zwischen
Bretten und Maulbronn ereignete sich ein Zwi-
schenspiel, das nicht im Programme gestanden hatte.
In einen der Wagen flogen brennende Lappen,
und Brandgeruch verkündete Feuer. Wahrschein-
lich war durch einen Funken von der Lokomotive
oder eine wcggeworfene Zigarre eine der äußeren
Draperien in Brand gerathen und hatte sich durch
den Luftzug schnell verbreitet. Doch entstand nicht
die geringste Unordnung, nach wenigen Minuten
war das Feuer, das nur eine Draperie ergriffen
hatte, gelöscht, und der Zug fuhr nach Stuttgart
weiter, wo er um halb 2 Uhr ankam. Hier be-
gann um 2 Uhr im Hotel Marquardt das Fest-
mahl, das die königl. Negierung zur Feier des
Geburtsfestes Sr. Mas. des Königs und der Er-
öffnung der Westbahn veranstaltet hatte, an wel-
chem sich noch viele andere höhere Beamte, beson-
ders der Verkehrsanstalten, betheiligten. Der
großh. badische Staatsminister Frhr. v. Nüdt
brachte den ersten Toast auf das Wohl Sr. Mas.
des Königs aus, dem der des würtembcrg. Mini-
sters der auswärtigen Angelegenheiten, Frhrn. v.
Neurath, auf die Regenten der benachbarten Staaten,
unter denen auch Frankreichs, folgte. Der dritte,
von Frhrn. v. Taubenheim in herzlichen Worten
ausgebrachte Toast galt dem Andenken des vere-
wigten Großherzogs Leopold von Baden, dem
Gründer der badischen Eisenbahnen.
— Der Korpsbefehl bezüglich der Manöver
ist erschienen. Diesem nach dauern dieselben vom
5. bis 15. Oktober. Nach der strategischen Grund-
lage wird vorausgesetzt, daß eine feindliche Armee,
welche von Straßburg her über den Rhein gegan-
gen und sich von da Rastatt genähert hat, un-
mittelbar nach ihrem Uebergang ein Korps über
Freudenstadt, Herrenberg, gegen Stuttgart, Lud-
wigsburg unerwartet schnell habe vorgehen lassen.
Diesem Korps wird die Bezeichnung Westkorps
beigelegt. Das diesseits des Rheins stehende Korps,
als Ostkorps bezeichnet, welches noch nicht voll-
kommen kampfbereit ist, sieht sich genöthigt, sich
hinter die Neckarlinie von Kannstadt bis Rems
zurückzuziehen. In dieser Stellung beginnen die
Hebungen. Beide grgeuübcrstehende Korps trennt
der Neckar. Das Ostkorps vcrthcidigt die Ucber-
gangsstellen und ergreift, nachdem cs gehörig ge-
rüstet und verstärkt ist, die Offensive, in der es
seinen Gegner unter hartnäckiger Gegenwehr von
Herrenberg bis Bondorf zurückwirft. Hier erhält
aber das Westkorps Verstärkung und das Ost-
korps wird geschlagen, womit die Uebungen ihr

Ende erreichen. Eingeleitet werden dieselben durch
eine große Revue, welche Se. Mas. der König
auf den Feldern hinter Kannstadt bei Schmieden
abhält und bei welcher Se. Kön. Hoh. Prinz
Friedrich von Würtemberg als Korpskommandant
den Oberbefehl führt. An den Manövertagen be-
fehligt Generalleutnant v. Baumbach das Ostkorps
und Se. Erlaucht Generalmajor Graf Wilhelm
von Würtembcrg das Westkorps. Am 6. und 7.
Oktober finden Vorpostengefechte an der Neckarlinie
von Untertürkheim bis zum Einfluß der Rems,
also auf einer Distanz von 3 bis 4 Stunden,
statt. Am 8. überschreitet aber das Ostkorps,
die Offensive ergreifend, den Neckar und drängt
den Feind bis hinter den Feuerbach. Am 9. ist
Rasttag; am 10. necken sich Vor- und Nachhut
in kleinen Gefechten von Leonberg bis Maichingen.
Am 11. geschlossenes Gefecht an der Schwippe
bei Dagerehcim, in dessen Folge das Westkorps
sich hinter die Würm bei Aidckingen zurückzichl.
12. und 13. Operationsmarsch von der Würm
bis zur Ammer unter Gefechten und Nckognos-
zirung und Felddienstübungcn an der Ammer. Am
14. geschlossenes Gefecht bei Nebringen zum Nach-
theil des Westkorps; am 15. geschlossenes Gefecht
bei Bondorf, in welchem das Westkorps die
Offensive ergreift und das Ostkorps zurückbrängt.
Hicmit schließen, wie gesagt, die Uebungen, worauf
die Truppen in ihre Garnisonen zurückkehren. Die
an denselben Thcil nehmenden Truppen bestehen
aus der Leibgarde zu Pferd und 4 Reiterregimen-
tern, 14 Bataillonen Infanterie, da ein Bataillon
des 1. und 7. Regiments zum Dienst in Ulm
Zurückbleibt, den Pionniercn, 4 reitenden und 3
Fußbattcrien, letztere mit 30 Geschützen.
Wien. Nach Andeutungen des //Oesterreich.
Soldatensreundcs// wäre es Szemere in Paris ge-
wesen, der vornehmlich zur Auffindung der unga-
rischen Krom'nfignien behilflich war, und zwar be-
sonders dcßhalb, um sie vor den Gelüsten Kossuth's,
der sich derselben angeblich bemächtigen wollte und
dazu bereits seine Helfershelfer gedungen hatte, zu
retten. Die Verhandlungen mit dem ehemaligen
ungarischen Ncvolutionöminister sollen auf sehr
delikate Weise geführt worden sein. Kossuth hatte
mittlerweile die Frechheit, in einer Versammlung
zu London zu behaupten, die Insignien seien nicht
die ächten; diese seien vielmehr von ihm sicher
geborgen.
Ölmütz, 25. Sept. Heute war große Kir-
chcnparade, wie am 18. d. M., und es wohnten
Se. Mas. der Kaiser von Rußland und Se. K.
Hoh. der Prinz von Preußen derselben bei. Beim
Defiliren führten die Allerhöchsten und Höchsten
 
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