56 Scipio Africanus.
geführt werden können —- die Sitte der Münzmeister, die Bildnisse
hervorragender Geschlechtsgenossen auf ihre Münzen zu setzen, die
Darstellung der drei Gottheiten mit Bezug auf Scipios Gewohnheit,
vor jedem wichtigen Geschäft den capitolinischen Tempel zu be-
besuchen (vgl. oben p. 33), — so werden dadurch der Bezeichnung
unsrer Büsten ebensowohl Schwierigkeiten bereitet, als Stützpunkte
geboten. Man mag eine allgemeine Aehnlichkeit des (hier doch
immer spitzeren) Profils und, da im Durchschnitt keine Haare
unter dem Helme sichtbar sind', auch dieselbe Kahlheit auf der
Münze erkennen. Dagegen zeigt sie weder den bei den Büsten vor-
herrschenden dicken, kurzen Hals, noch das markierte, im Durch-
schnitt fette Kinn, noch die geteilte Stirn. Auch sollte man nach
der Münze erwarten, dass Scipio gewöhnlich mit dem Helm darge-
stellt wurde 2. Sonst begreift man nicht, was den Blasio veranlassen
konnte, die charakteristische Kahlheit, an der Scipio auf Münzen
ohne Namensbeischrift allein sicher zu erkennen war, durch den
Helm zu verdecken. Indes vielleicht ist es besser, die Münze ganz
aus dem Spiel zu lassen. Es giebt sonst keine behelmten Römer-
bildnisse auf Münzen, obgleich eine solche Darstellungsweise bei
Sulla, Pompejus, Caesar ebenso nahe lag wie bei Scipio. Der Kopf
der Blasiomünze galt früher für Mars, und es wäre doch wohl mög-
lich, dass die alten Numismatiker Recht gehabt hätten.
Endlich glaubt man seit Visconti auf einem pompejanischen
Wandgemälde (abgeb. Taf. IV)3 eine unsere Büste bestätigende
Darstellung des Scipio zu besitzen. Den Mittelpunkt desselben bildet
eine weibliche Figur, welche, auf den linken Ellenbogen gestützt,
bekleidet auf einem Lager liegt, in der Rechten eine Schale haltend.
Hinter ihr, nach der traulichen oder besorglichen Haltung des rechten
Armes, ihr Gemahl oder ihr Geliebter4, beider Haupt von einem
1 Die Abbildung bei Visconti (Icon. rom. pl. III. Nr. 7), wo Ilaare ums
Obr angegeben sind, ist in dieser Beziehung wohl ungenau. Dass aber wirklieh
Exemplare mit Haaren vorkommen, beweist das von uns abgebildete aus der vati-
canischen Sammlung (Münztaf. I. Nr. 19).
2 Obgleich gerade die unrömisehe (korinthische?) Form desselben wieder
gegen ein Porträt spricht.
3 Mus. borb. I. 34; Visc. Iconogr. grecque pl. 56, und danach verkleinert
bei Jahn Der Tod der Sophoniba. Bonn 1859. Vgl. Heibig Wandgemälde
Nr. 1385.
* Ob auf demselben Lager ruhend (Visconti, Jahn) oder mit vorgebeugtem
Oberkörper stehend (Heibig), ist bei der Zerstörung der untern Teile des Ge-
mäldes nicht leicht zu entscheiden. Die ganze Composition und der, wie man
glauben könnte, beide gemeinsam deckende Mantel, legen es nahe, das Erstere
anzunehmen. Doch müsste sich die männliche Figur dann ebenfalls auf den
geführt werden können —- die Sitte der Münzmeister, die Bildnisse
hervorragender Geschlechtsgenossen auf ihre Münzen zu setzen, die
Darstellung der drei Gottheiten mit Bezug auf Scipios Gewohnheit,
vor jedem wichtigen Geschäft den capitolinischen Tempel zu be-
besuchen (vgl. oben p. 33), — so werden dadurch der Bezeichnung
unsrer Büsten ebensowohl Schwierigkeiten bereitet, als Stützpunkte
geboten. Man mag eine allgemeine Aehnlichkeit des (hier doch
immer spitzeren) Profils und, da im Durchschnitt keine Haare
unter dem Helme sichtbar sind', auch dieselbe Kahlheit auf der
Münze erkennen. Dagegen zeigt sie weder den bei den Büsten vor-
herrschenden dicken, kurzen Hals, noch das markierte, im Durch-
schnitt fette Kinn, noch die geteilte Stirn. Auch sollte man nach
der Münze erwarten, dass Scipio gewöhnlich mit dem Helm darge-
stellt wurde 2. Sonst begreift man nicht, was den Blasio veranlassen
konnte, die charakteristische Kahlheit, an der Scipio auf Münzen
ohne Namensbeischrift allein sicher zu erkennen war, durch den
Helm zu verdecken. Indes vielleicht ist es besser, die Münze ganz
aus dem Spiel zu lassen. Es giebt sonst keine behelmten Römer-
bildnisse auf Münzen, obgleich eine solche Darstellungsweise bei
Sulla, Pompejus, Caesar ebenso nahe lag wie bei Scipio. Der Kopf
der Blasiomünze galt früher für Mars, und es wäre doch wohl mög-
lich, dass die alten Numismatiker Recht gehabt hätten.
Endlich glaubt man seit Visconti auf einem pompejanischen
Wandgemälde (abgeb. Taf. IV)3 eine unsere Büste bestätigende
Darstellung des Scipio zu besitzen. Den Mittelpunkt desselben bildet
eine weibliche Figur, welche, auf den linken Ellenbogen gestützt,
bekleidet auf einem Lager liegt, in der Rechten eine Schale haltend.
Hinter ihr, nach der traulichen oder besorglichen Haltung des rechten
Armes, ihr Gemahl oder ihr Geliebter4, beider Haupt von einem
1 Die Abbildung bei Visconti (Icon. rom. pl. III. Nr. 7), wo Ilaare ums
Obr angegeben sind, ist in dieser Beziehung wohl ungenau. Dass aber wirklieh
Exemplare mit Haaren vorkommen, beweist das von uns abgebildete aus der vati-
canischen Sammlung (Münztaf. I. Nr. 19).
2 Obgleich gerade die unrömisehe (korinthische?) Form desselben wieder
gegen ein Porträt spricht.
3 Mus. borb. I. 34; Visc. Iconogr. grecque pl. 56, und danach verkleinert
bei Jahn Der Tod der Sophoniba. Bonn 1859. Vgl. Heibig Wandgemälde
Nr. 1385.
* Ob auf demselben Lager ruhend (Visconti, Jahn) oder mit vorgebeugtem
Oberkörper stehend (Heibig), ist bei der Zerstörung der untern Teile des Ge-
mäldes nicht leicht zu entscheiden. Die ganze Composition und der, wie man
glauben könnte, beide gemeinsam deckende Mantel, legen es nahe, das Erstere
anzunehmen. Doch müsste sich die männliche Figur dann ebenfalls auf den