Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.662#0099

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^ornehus Sulla.

Prätur und 88, schon fast fünfzigjährig, das Consulat. Es folgte
dann 87 bis 84 der Krieg gegen Mitliridates, 83 seine Rückkehr und
die Besiegung der Marianer, 82 seine Dictatur. Nachdem er zwei Jahre
als unumschränkter Herr von Rom gewaltet hatte, zog er sich auf sein
Landgut nach Cumae zurück, um bald darauf, gepeinigt von der Phthi-
riasis , die er sich durch Ausschweifungen zugezogen, im 60sten Lebens-
jahre zu sterben (79).— Sulla war eine geniale Natur und dabei von stau-
nenswerter Energie; aber herzlos und von sittlicher Frivolität, wie nicht
so bald ein Römer von seiner Machtstellung es gewesen. In Bezug auf
Geistesbildung und Feinheit des Lebensgenusses das gerade Gegen-
teil von Marius, steht er ihm als Charakter ungefähr gleich. Beiden
fehlt der Adel der Seele, die Menschlichkeit. Man kann sie als Feld-
herrn bewundern, man kann den Sulla als Staatsmann den Grösten bei-
zählen; aber er ist kein Caesar oder Alexander, höchstens ein Napoleon I.
TJeber seine äussere Erscheinung ! finden wir in der Bio-
graphie des Sulla bei Plutarch Cap. 2 die spärliche Notiz: »Die
Gestalt seines Körpers kann man leicht aus seinen Bildsäulen erken-
nen, die Augen ausgenommen. Diese waren von ungewöhnlichem
Blau und hatten einen durchdringenden, erbarmungslosen Blick, den
seine Gesichtsfarbe noch schreckhafter machte. Denn er war über-
all mit roten Finnen ausgefahren, zwischen denen ein weisser Schorf
gleichsam eingestreut war; weshalb ein athenisches Lästermaul den
Spottvers auf ihn machte:

Einer mehlbestreuten Maulbeer ähnelt Sullas Angesicht.«

Ausser diesen Geschwüren vermochte nur der Zorn seine blasse Farbe
zu röten (Senec. ep. 11). — Allein dies bezieht sich offenbar auf
die Zeit, wo er bereits durch das Laster entstellt war. Die Natur
hatte ihm eine anmutige Gestalt verliehen. Plutarch selber spricht
unmittelbar nachher von den Reizen seiner Jugend, welche ihm zu-
sammen mit seinem gefälligen Umgang die Gegenliebe der Buhlerin
Nikopolis gewannen, so dass er von ihr zum Erben eingesetzt wurde.
Und als im Bundesgenossenkrieg bei Gelegenheit eines Wunder-
zeichens die Wahrsager den Ausspruch thaten, dass ein tapfrer Mann
von schöner, ausgezeichneter Gestalt die Herrschaft bekommen
und die Stadt von den gegenwärtigen Unruhen befreien werde,
nahm Sulla keinen Anstand den Spruch auf sich selbst zu be-
ziehen. Denn das goldgelbe Haar gebe seiner Gestalt einen
eigenen Vorzug2. Er war von Jugend auf ein Freund von Scherz
und Lachen und dabei so weichmütig, dass er leicht in Thränen

1 Vgl. Diumann G. R. II. p. 498 f.

2 Plut. Sulla 6: Tijs fiiv yuQ oipaas iihov eirat to ntQi tijV xofjifv xQvatanov-
 
Annotationen