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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0197

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Cato Uticensis. 185

nicht leicht in Zorn; wenn es aber geschah, konnte er sehr heftig
werden. Wie er auch nicht von schneller Fassungskraft war; was
er aber begriffen, behielt er fest im Gedächtnis '. Indem wir für das,
was er als Mensch und Staatsmann gewesen, wieder auf die Ge-
schichtschreiber verweisen2, fügen wir nur noch bei, was über seine
Kleidung gesagt wird. Er soll sich in Bezug auf letztere so wenig
um die herrschenden Anstandsregeln gekümmert haben, dass er oft
nach dem Frühstück ohne Schuhe und Unterkleid an öffentlichen
Orten erschien3, ja sogar als Vorsitzender bei Criminalprozessen' in
solchem Aufzug Recht sprach4. Es mag dies zum Teil auf Ueber-
treibung beruhen, doch stimmt es ganz zu seinem Charakter: die
Furcht vor Spott oder Tadel hatte keinen Einfluss auf sein Benehmen.
Mehr demonstrativer Natur war es, wenn er seit dem Ausbruch des
Bürgerkrieges von dem Tage an, wo er Rom verliess, um dem Pom-
pejus zu folgen, weder Haupthaar noch Bart mehr schor, noch einen
Kranz aufsetzte8.

Die Gleichgiltigkeit Cato's gegen öffentliche Ehren hinderte nicht,
dass ihm schon zu Lebzeiten ein wohlgemessener Teil von Ruhm und
Ansehen zufiel. Ob auch sein Bikinis öffentlich aufgestellt ward,
wissen wir nicht. Plutarch erwähnt bloss einer Statue mit dem
Schwert in der Hand, die am Meer bei Utica über seinem Grabe
stand6. Und bei Caesars libyschem Triumph wurde ein Gemälde,
das seinen Selbstmord darstellte, mit aufgeführt7. Jedenfalls wurden
seine Züge der Nachwelt überliefert, und es kann später nicht an
Büsten von ihm gefehlt haben.

Heutzutage ist es ein vergebliches Unternehmen nach dem Bild-
nis des berühmten Republikaners zu forschen, und die Hypothesen,
die man in dieser Beziehung aufgestellt hat, gehören nicht gerade
zu den glücklichen. Zwar giebt es einen Sardonyx mit einem durch
die drei Buchstaben C. VT. (Cato TJticensis?) bezeichneten jugend-
lichen Bildniss (Cades V. Nr. 231), wonach dann auch noch andere
Gemmenköpfe Cato genannt wurden (Cades V. 230. 232, letzterer
wohl mit Unrecht). Allein dergleichen gegenständliche Aufschriften

1 Plut. a. a. 0.

2 Drumann Gescb. Roms V. p. 185 ff.; Mommsen B. (i. III. p. 166. Dem
abschätzigen Urteil dieser Beiden steht das günstigere von Köchly (Akad. Vor-
träge. I. Bd. 1859) gegenüber.

3 Plut. a. a. 0. 6. 50.

4 Plut. a. a. 0. 44; vgl. Val. Max III. 6. 7.

5 Plut. a. a. 0. 53.

6 Plut. a. a. 0. 71.

' Appian B. c. II. 101.
 
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