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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0200

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iegs (49) zum Zeichen der Trauer Haar und
wachsen lassen. Sie wird durch die Münzen teilweise,
für die letzten zwei Jahre seines Lehens bestätigt. Dass er
aber 7 Jahre lang ununterbrochen sich so getragen habe, scheint
wenig wahrscheinlich. Es wäre doch eine fast lächerliche Inconsequenz
gewesen, die Gnade des Herrschers und bald sogar sehr weitgehende
Gunstbezeigungen von ihm anzunehmen und dabei mit Ostentation
die Trauer über den Untergang der Republik zur Schau zu tragen.

Der Hauptsache nach beruht unsere Kenntnis seines Bildnisses
auf einigen Münzen, welche die republikanischen Statthalter oder
Unterfeldherrn zwischen den Jahren 44 und 42 mit dem Kopf des
Brutus in Asien prägen Hessen. Es liegen vier verschiedene Typen
vor, zwei Goldmünzen, eine silberne und eine von Erz. Die Gold-
münze mit dem Revers des Kopfes des altern Brutus, geschlagen von
Pedanius Costa (ahg. Münztaf. III. 76)1, haben wir bereits bei Anlass
der Besprechung des L. Brutus erwähnt. — Die andere, geschlagen
von Servilius Casca, dem Mörder Caesars (abgeb. Münztaf. III. 77) 2,
hat als Revers eine Trophäe zwischen zwei Proren, anspielend auf
die Siege der Unterfeldherrn des Brutus und Cassius. — Die Silber-
münze sodann mit dem Namen des Monetars Plaetorius Cestianus
(abgeb. Münztaf. III. 78. 79)3 ist dadurch besonders interessant, dass
sie schon von Dio Cassius4 beschrieben wird: >Auf die Münze, die
Brutus schlagen Hess, setzte er sein Bild mit einem Hut und zwei
Dolchen, indem er hiedurch und durch die beigedruckte Inschrift
(EID . MART) sich und Cassius als Befreier des Vaterlands kund
geben wollte <. — Endlich giebt es eine macedonische bloss in zwei
Exemplaren (Berlin und Paris) bekannte Erzmünze (Münztaf. III. 75)5,
deren Bildniskopf zwar ohne Umschrift ist, aber wegen Aehnlichkeit
mit den vorigen ebenfalls als Brutus gefasst wird. Auch muss die
Münze ihrem Gewicht und Rand nach kurz vor der Schlacht bei
Philippi geprägt worden sein (Imhoof).

Das Gemeinsame dieser Münztypen, abgesehen zunächst vom
macedonischen, ist etwa Folgendes: Eine eckige, oblonge, oben
etwas nach vorn abgeplattete Kopfform, schlichtes volles Haar, und
ein kaum sichtbarer, bloss den Kiefer bedeckender Bart, ein nicht

« Cohen Med. cons. pl. XXIV. Junia 18; Berl. Blätter f. Münzkunde II.
Tf. 13. B. 2.

* Cob. a. a. 0. Junia 17.
3 Coh. a. a. 0. Junia 16.

* Dio XLVII. 25.

5 Zuerst publiciert von J. Friedländer in den Berl. Blättern f. Münzk.
a. a. 0. B. 1.
 
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