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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0222

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210 M. Antonius.

förmig. Auch möchte es schwer sein, aus diesem wohlwollenden und
trotz seiner Fülle nicht sinnlich angeregten Gesicht den Alkibiades-
charakter des Antonius herauszulesen. Immerhin deuten die Züge
sowohl als die Colossalität auf eine hedeutendere Persönlichkeit, der
Stil und die Auffassung am ehesten auf einen Republikaner. Aber
dass es sich um ein monumento d'incontrovertibile autenticita (Visconti)
handelte, kann nicht gesagt werden.

Verwandt damit, aber mit Anklängen an den Augustustypus und
schwerlich dieselbe Person darstellend, ein den Namen Antonius füh-
render Kopf in Venedig (Valentinelli Marmi scolpiti. Nr. 66) i,
wohlerhalten, doch von flüchtiger und trockener Arbeit. Er ist et-
was jugendlicher als der vaticanische, das Haar über der Stirn voller,
in der Mitte nach links und rechts geteilt, die Stirn niedrig und ge-
wölbt, die Nase gebogen (nicht restauriert), der Mund klein mit zu-
rücktretender Unterlippe, das Kinn dagegen wieder vorstehend. Bei
nicht zu leugnender Aehnlichkeit mit den Münzen und bei vielleicht
noch congenialerem Ausdruck als der vorige, dennoch ein zweifel-
hafter Antonius. Auch sein Altertum scheint mir discutierbar.

Inwiefern neben diesen beiden eine Campana'sche Büste in
Petersburg (Nr. 208) in Betracht kommt, welche im Catalog als
einzig vollkommen sicheres Bildnis des Antonius bezeichnet wird und
welche sich zugleich durch grosse Schönheit der Ausführung aus-
zeichnen soll, kann ich aus Mangel an Anschauung nicht sagen.
Doch gestehe ich, kein grosses Zutrauen zu ihr zu haben.

Ich selbst habe mir als mögliche Antoniusköpfe noch folgende
zwei notiert:

Eine Büste in der Glyptothek zu München, 1879 im trojani-
schen Saale aufgestellt, mit nacktem (ant.) Bruststück, allerdings
ohne ein besonders vortretendes Kinn und überhaupt ohne den oft
hässlich carrikierten Ausdruck der Münzen.

Einen Kopf im Museo Torlonia zu Rom (Nr. 25), auf unge-
brochener Büste, mit vortretendem Kinn und stark betonter Un-
terlippe 2.

Gemmen. — Unter den vier bei Cades (V. Ciasse) abgedruck-
ten Gemmen ist der Blacas'sche Karneol im brit, Museum (Cades

1 Abg. Zanetti I. 4.

2 Die Statuette in Wilton House (Newton Nr. 56. abg. Kennedy Taf.
9; Clarac. pl. 921) mit der Aufschrift M. ANTONIUS wird ihrem Gestus gemäss
auf den Redner Antonius bezogen. Es bleibt aber gleichwohl rätselhaft, wie
man auf den Gedanken kam, eine Figur in griechischem Gewände, mit liegen-
 
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