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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0265

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M. Agrippa. 253

sich nicht gern bekannte \ aber von Jugend an mit dem gleichaltri-
gen Octavian aufs engste befreundet, und bald sein erster Ratgeber
und Feldherr. Ihm hauptsächlich verdankte Octavian den Sieg bei
Actium. Nach dem Tode des Marcellus (23 v. Chr) heiratete Agrippa
in dritter Ehe dessen Witwe Julia, die Tochter des Augustus, und
erhielt von ihr fünf Kinder, darunter Cajus und Lucius Caesar, welche
beide vom Kaiser adoptiert wurden, und die ältere Agrippina. Sein
Tod erfolgte in Campamen, als er eben aus dem pannonischen Kriege
zurückgekehrt war. Augustus Hess den Leichnam nach Rom führen
und in seinem Mausoleum beisetzen.

Agrippa war ein durch und durch loyaler Charakter, seinem Herrn
und Freunde aufs treuste ergeben, in seinen politischen Anschauungen
mit ihm einig und dessen Ziele mit ganzer Kraft in uneigennützigster
Weise fördernd, was denn auch von Augustus aufs dankbarste aner-
kannt wurde. Güte und Festigkeit waren in ihm harmonisch geeinigt.
Von seiner Bildung legen seine schriftstellerischen Arbeiten, die leider
verloren sind, von seiner Liebe zur Kunst seine teilweise noch er-
haltenen Bauten2 Zeugnis ab. Doch galt seine Prachtliebe nur dem
gemeinen Wesen und der Grösse Roms. Er selbst scheint keine
künstlerisch angelegte Natur gewesen zu sein. Plinius nennt ihn
einen vir rusticitati propior quam deliciis und giebt ihm mit Bezug
auf seine Invective gegen den Privatluxus das Epithet der torvitas s.

Die anerkannte Feldherrn- und Charaktergrösse Agrippa's, die
Freigebigkeit, mit der er überall aufzutreten pflegte — ausserhalb
Roms hatte er namentlich in Gallien, Griechenland und Asien die
Spuren seiner Wohlthaten hinterlassen —, endlich die ungewöhnliche
Stellung, die er in der Freundschaft des Augustus einnahm, um von
seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zum Kaiserhause zu schwei-
gen 4, mussten ihn zu einer sehr gefeierten Persönlichkeit machen.
Noch sind die Widmungsaufschriften verschiedener ihm errichteter
Ehrenstatuen erhalten, welche einen Schluss auf die Zahl und
Verbreitung der untergegangenen ähnlichen Denkmäler gestatten.

1 Senec. Controv. Nr. 12.

a Senec. de benef. III. c. 32: Tot in itrbe max-ima opera excitamt, quae et
priarem magnificentiam vincerent et nulla postea vincerentur. Vgl. Beschr. d. St.
Rom. III. 3. p. 93.

3 Plinius. H. N. XXXV. 26: Exstat ejus oratio magnifica et maximo avium
digna de tabulis omnibus sigttisque publicandis, quod fieri soft'«« fuisset, quam in
villarum exilia pelli; — verum eadem illa torvitas tabulas duas Ajacis et Veneris
mereata est a Cyzicenis HS. Tu.

4 Er war Schwiegersohn des Augustus, Schwiegervater des Tiberius, Gross-
vater des Caligula.
 
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