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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0276
264 Römische Proconsuln.
wenig mit den Grundsätzen der republikanischen Staatsform wie mit
denen der Monarchie vertrug. Seit der Schlacht bei Actium machte
sich denn auch das Princip der letzteren insoweit geltend, als auf
stadtrömischen Münzen bloss noch das Bildnis des Augustus und
einiger seiner nächsten Familienglieder (Livia, Agrippa, Drusus) ge-
prägt wurde. In den Provinzen jedoch setzte sich das selbstherr-
liche Verfahren der Statthalter noch eine Zeitlang fort, und diesem
Umstände verdanken wir es, dass eine Anzahl von Proconsularbild-
nissen aus der Zeit des Augustus auf uns gekommen sind. Die Prä-
gung fand allerdings nicht in offenbarem Widerspruch zur Monarchie
oder zum Monarchen statt. Denn es betrifft nur Personen, die durch
ihr Ansehen oder ihre Verwandtschaft dem Hofe besonders nahe
standen. Gleichwohl musste die Sitte als eine Schmälerung der
kaiserlichen Machtvollkommenheit erscheinen, und hörte daher bei
der fortschreitenden Consolidierung der Monarchie schon in den
letzten Regierungsjahren des Augustus vollständig auf.
L. Müller war es, der zuerst auf Münzen afrikanischer Städte
dergleichen Bildnisse nachwies 1, und Waddington fügte dann noch
einige asiatische hinzu2. Bis jetzt sind uns, abgesehen von M. Plautius
Silvanus, der auf einer pergamenischen Münze in ganzer Figur dar-
gestellt ist, die Köpfe acht solcher Proconsuln bekannt, nämlich
die des Veidius Pollio, des M. Cicero, des P. Scipio, des Quinctilius
Varus, des Saturninus, des Paullus und des Africanus Fabius Maximus,
des Asinius Gallus. Bei Veidius Pollio ist es allerdings zweifelhaft,
ob er als Beamter oder als Wohlthäter von Tralles auf den Münzen
erscheint. Es sind mit einer oder zwei Ausnahmen sonst wenig be-
kannte Männer; auch erhält man durch die Münzen meist nur ein
sehr notdürftiges Bild von ihrer Person. Indes mag ihnen der Voll-
ständigkeit halber, und weil es sich denn doch um ziemlich hoch-
stehende und angesehene Beamte handelt, eine kurze Besprechung ein-
geräumt werden.
Veidius Pollio.
(Münztaf. V. 113.)
P. Veidius Pollio, ein Zeitgenosse des Augustus und in den Freun-
deskreis desselben aufgenommen, f 15 v. Chr. Er ist uns haupt-
1 Müller Xumismatique de l'ancienne Afrique II.
a Waddington Les portraits des proeonsuls d' Asie et d' Afrique sur les
monnaies, in den Melanges numism., wieder abgedruckt in der Rev. numismat.
1867. p. 102 ff.
wenig mit den Grundsätzen der republikanischen Staatsform wie mit
denen der Monarchie vertrug. Seit der Schlacht bei Actium machte
sich denn auch das Princip der letzteren insoweit geltend, als auf
stadtrömischen Münzen bloss noch das Bildnis des Augustus und
einiger seiner nächsten Familienglieder (Livia, Agrippa, Drusus) ge-
prägt wurde. In den Provinzen jedoch setzte sich das selbstherr-
liche Verfahren der Statthalter noch eine Zeitlang fort, und diesem
Umstände verdanken wir es, dass eine Anzahl von Proconsularbild-
nissen aus der Zeit des Augustus auf uns gekommen sind. Die Prä-
gung fand allerdings nicht in offenbarem Widerspruch zur Monarchie
oder zum Monarchen statt. Denn es betrifft nur Personen, die durch
ihr Ansehen oder ihre Verwandtschaft dem Hofe besonders nahe
standen. Gleichwohl musste die Sitte als eine Schmälerung der
kaiserlichen Machtvollkommenheit erscheinen, und hörte daher bei
der fortschreitenden Consolidierung der Monarchie schon in den
letzten Regierungsjahren des Augustus vollständig auf.
L. Müller war es, der zuerst auf Münzen afrikanischer Städte
dergleichen Bildnisse nachwies 1, und Waddington fügte dann noch
einige asiatische hinzu2. Bis jetzt sind uns, abgesehen von M. Plautius
Silvanus, der auf einer pergamenischen Münze in ganzer Figur dar-
gestellt ist, die Köpfe acht solcher Proconsuln bekannt, nämlich
die des Veidius Pollio, des M. Cicero, des P. Scipio, des Quinctilius
Varus, des Saturninus, des Paullus und des Africanus Fabius Maximus,
des Asinius Gallus. Bei Veidius Pollio ist es allerdings zweifelhaft,
ob er als Beamter oder als Wohlthäter von Tralles auf den Münzen
erscheint. Es sind mit einer oder zwei Ausnahmen sonst wenig be-
kannte Männer; auch erhält man durch die Münzen meist nur ein
sehr notdürftiges Bild von ihrer Person. Indes mag ihnen der Voll-
ständigkeit halber, und weil es sich denn doch um ziemlich hoch-
stehende und angesehene Beamte handelt, eine kurze Besprechung ein-
geräumt werden.
Veidius Pollio.
(Münztaf. V. 113.)
P. Veidius Pollio, ein Zeitgenosse des Augustus und in den Freun-
deskreis desselben aufgenommen, f 15 v. Chr. Er ist uns haupt-
1 Müller Xumismatique de l'ancienne Afrique II.
a Waddington Les portraits des proeonsuls d' Asie et d' Afrique sur les
monnaies, in den Melanges numism., wieder abgedruckt in der Rev. numismat.
1867. p. 102 ff.