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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 10
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Halm, Philipp Maria: Dürer und Holbein und ihre Beziehungen zum Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0098

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können, daß auch IlTeifter der höheren Kunft es nicht unter
ihrer Würde erachten, kunstgewerbliche Entwürfe zu liefern,
ja oft sogar bestrebt sind, in die einzelnen Techniken ein-

zudringen, um mit den gegebenen Mitteln das Höchste an-
zustreben. Dürer aber und Holbein standen in weit engeren
Beziehungen zum Aunsthandwerk; denn erkennen wir in
Ersterem auch vor allem den Maler und Aupferstecher,

tritt uns bei Holbein auch namentlich der Farbenkünstler
entgegen, so belehren uns doch die zahlreichen kunftgewerb-
lichen^Entwürfe, daß wir diese Meister auch den ersten

Vertretern des Aunst-
handwerks ihrer Zeit
zuzählen müssen, wenig-
stens als kunstgewerb-
liche Zeichner.

Zunächst zu Albrecht
Dürer.

Zn der alten Dürer-
schen Familienchronik
finden wir die Stelle:
„und da ich schreiben
und lesen gelernt, nahm
er (der Vater) mich wie-
der aus der Schul und
lernet mich das Gold-
schmiedhandwerk. Und
da ich nun säuberlich
arbeiten kunnt, trug
mich meine Lust mehr
zur Malerei dann zum
Goldschmiedwerk. Das
hielt ich meinem Vater
für. Aber er was nit
wohl zufrieden, denn
ihm reut die verlorne
Zeit, die ich mit Gold-
schmiedlehr hätte zuge-
bracht. Doch ließ er
mir's nach, und da
man zählt nach Thristi
Geburt 1^86 an St.
Endrestag, versprach
mich mein Vater in die
Lehr zu Michel Wohl-
gemuth."

Für Dürer aber war
die Zeit der Gold-
schmiedlehre nicht ver-
loren, denn gar oft
sehen wir ihn mit
Goldschmiedentwürfen
beschäftigt. So schreibt
er in seiner Nieder-
ländischen Reise: „Zch
Hab ihm (Tommaso
Bombelli, Zahlmeister
der Erzherzogin von
Mesterreich und reicher
Seidenhändler) drei
Degenheft gerissen, der
hat mir geschenkt ein
Alabasterhäfelein" und
ein ander Mal: „Ich
Hab den Goldschmieden eine Visirung gerissen von Frauen-
kopfbändlein." Eine große Anzahl von derartigen Ent-
würfen hat sich erhalten. Der bedeutendste dürste jener
einer Tischfontäne sein-, der sich in dem Britischen Museum

j^9. Dürer’s Entwurf zum Rahmen seines Allerheiligenbildes; nach ljirth's Formenschatz ^88J.
 
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