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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 6.1910/​1911

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Heft 2
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Bemerkungen zu Palma´s Adam und Eva in der Herzoglichen Galerie zu Braunschweig
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Neues zur Geschichte der Schilderbent in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.57689#0047

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Bd. VI. (=>••<=)•• <=>•• Blätter für Gemäldekunde. £=>••(=>••<=>•• Seife 31

Palma; fo wird es auch bei Giovanni
Hlorelli und bei Berenion genannt. Gegen
die Zweifel 5. Riegels nehmen auch Stellung
P. 'S. ITleier und Ed. Flechfig in den flach*
trägen zum lebten Riegel’fchen Katalog der
Braunfchweiger Galerie.
Die Wanderungen des Bildes
find noch unklar. Ziemlich ficher ift es zwar,
dafj [ich das herrliche Gemälde als auf*
fallendes Kunftwerk 1512 im Haufe des
Francesco Zio zu Venedig befunden habe.*)
Doch klafft von 1512 bis 1766 eine weite
hucke, die, wie es fcheinf, erff durch Archiv*
ftudien ausgefüllt werden kann. Etwa knüpft
ein Venedig=Forfcher an die Erben des
Francesco Zio an. Das Privatarchiv der
herzoglichen Familie in Braunfchweig ift,
man nimmt es als ficher an, nicht mehr
erhalten. Wie mir Berr Direktor P. ’S. Illeier
güfigft miffeilf, dürfte es beim Schlo^brand
von 1830 zugrunde gegangen fein.
Die [1 a ch b i 1 d u n g des Gemäldes**) ge-
fchiehf nach der Heliogravüre in H. Riegels
oben erwähnten Galeriewerk, womit zu*
gleich auf diele Inkunabel des kichtkupfer*
druckes aufmerkfam gemacht werden foll.
Die erwähnte Veröffentlichung bedeutet in
bezug auf Hachbildungsfechnick einen Wen*
depunkt in der Publikation von Galerie*
bildern. Huf die Galeriewerke in Kupfer*
ftich, fpäter in Steindruck und Stahlffich
folgte nun die Reihe der Veröffentlichungen,
die in Heliogravüre oder anderen photoche*
mifchen Verfahrungsarfen hergeftellt find.
Die Heliogravüren aus jener Enfwicklungs*
zeit, aus der das Braunfchweiger Galerie*
werk Rammt, find übrigens itark überar*

*) ßiezu Beilage der „Blätter für (Semäldekunde“
ßeft II, S. 55 und 73. Bezüglich der Jahreszahl 1512
habe ich am Originalmanuskript feltgeitellt, daf; lie
etwas fpäter hinzugefügt ift, als der Text gefchrieben
wurde. Crofjdem dürfte fie ganz richtig fein. miFj-
uerftändlicherweife ift in einer neuen Illonographie
1528 daraus gemacht worden. Bei Frizzoni fteht noch
1512 ohne jede Einfchränkung. ßiezu meine Ausgabe
der flotizie d’opere di disegno (Wien, ßraeser 1888,
S. 94).
**) Der Stich wurde mit Hbficht ftark verkleinert,
um das Sröfjenverhältnis wenigftens anzudeuten. Eine
genaue Einhaltung des Verhältniffes zwifchen einem
großen Semälde und einem kleinen Stich, ift in diefem
Falle nicht möglich, da fonff der Stich nur in kleinfter
Ilachbildung erfcheinen dürfte.

beitet, und für ftilkritifche Studien fei nach
der Betrachtung des Originals befonders
die photographifche Aufnahme von der F.
Brudunan’fchen Anhalt in ITlünchen empfoh*
len. In erfter Linie ift aber das Urbild
felbft zu betrachten, deffen hohe Kunftftufe
in irgend einer Weife, gefühlsmäßig, oder
durch verftandesmäfjige Vergleichung den
meiften Befuchern der Braunfchweiger Ga*
lerie zum Bewufjffein kommt. Als der
ältere Preller 1855 das Gemälde fah, brachte
er über den göttlichen Giorgione Worte
höchffer Begeiferung zu Papier: „Gott,
was mufj dies eine feierliche Stimmung ge-
wefen fein, in der ein Ulenfch wie andere
ein folches göttliches Werk zu Ende bringen
konnte. Wie off und trivial ift diefer Ge-
genftand gefaxt und zur Anfchauung ge-
bracht worden. Hier nichts von dem. Das
vollendeffte erffe Illenfchenpaar fteht noch
im feierlichften Triumph Gott am nächften.
Im nächften Illomenf tollen fie von diefer
höchffen Stufe herniederffeigen. Eine Ahnung
des kommenden lefen wir auf dem göftli*
chen Kopfe der Eva. Der Ausdruck diefes
Kopfes gehört zu den feinftvollendefen, was
ich kenne . . ."*) Ich meine Preller hat
richtig gefehen, wenn er das Gemälde
Palmas alfo hervorhebt und fchätjf. Fr.
neues zur Geschichte der
schiiiDerbeut in Rom.
Die Kunffgefchichte kennt feit lange die
Benfleufe, „Bentvogels“, das find die ITlaler,
die in Rom der Künfflervereinigung nieder*
ländlicher und anderer auijerifalifcher ITlaler
angehört haben. Diele Vereinigung war eine
Vorläuferin der „SezeHionen" zu Ende des
19. Jahrhunderts und ifand augenfcheinlich
im Gegenfat) zur älteren Accademia di San
Luca in Rom. Durch Sandrarf, S. v. Hoog*
ftraeten, Houbraeken und viele andere bis
herauf zu Fiorillo zu E. Fetis, und zu den
Ulifteilungen und Abbildungen in Obreen’s
„Archief voor nederlandfche Kunffgefchie*

*) Vergl. W. Witting : „Künftierifches aus Briefen
Friedrich Prellers des Älteren" (Weimar 1903, S. 12 f).
 
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