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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0071

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65

Der Bote vom Neckar.
IS. -—----- 1838.

TageSneuigkeiten.
Karlsruhe, 12. Februar- Heute, Vormittags 10
Uhr, haben sich die Mitglieder der ersten und zweiten
Kammer im Sitzungssaale der letzter», gemäß d-s früher
publicirten Programms, auf die in diesem bezeichnete
Weise, versammelt, worauf der durch höchste Bestim-
mung Seiner königlichen Hoheit Les Großherzogs zur
Eröffnung Les ausserordentlichen Landtags gnädigst
beauftragte Staatsminister Winter erschien und nach»
stehende Eröffnungsrede hielt:
Durchlauchtigste, hochgeehrteste Herren?
Ich habe die Edre, Ihnen ein höchstes Reskript Seiner
königlichen Hoheit des Großherzogs zu eröffnen:
Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von
Baden, Herzog von Zähringen.
Wir beauftragen hiermit Unseren Minister des Innern,
den, wegen Anlegung einer Eisenbahn durch das Groß-
Herzogtum von Mannheim nach der Schweizergränze,
einberuftnen ausserordentlichen Landtag den 12- d. M.
in Unserem Namen zu eröffnen.
Ergeben zu Karlsruhe, in Unserem Staatsministerium
den 6. Frbruar 1838.
Leopold.
L. Winter.
Auf höchsten Befehl
Seiner königlichen Hoheit Les Großherzogs:
Büchler.
Erlaube» Sie nun, daß ich dem Vollzug des höchsten
Auftrags einige wenige Worte vorausschicke.
Der Weg, den Sein; königliche Hoheit der Groß-
Herzog eingeschlageN Haden, um die Einführung der
Eisenbahnen im G^oßhsrzsgthym vorzubereiten, ist Ihnen
allen hinreichend bekannt. Mehrere Mitglieder dieser
Kammern können bezeugen, weiche Ruhe, Umsicht und
Unbefangenheit bci dm Berathungen dieses Gegenstan-
des, an welchen sie selbst Theil g-nommen, statt gefun-
den habm.
Seins königliche Hoheit haben dadurch die Bewohner
des Großherzogthums von arfährlichen Wagniffm ent-
fernt gehalten, das Unternehmen selbst der Täuschung
und dem Wucher entzogen, in dis VorbereLmngsarbeitm
Plan und Richtung , in die panze Angelegenheit Würde
und Anstand gebracht ; Höchstdftseiden haben Sich den
aufrichtigen Dank des Inlandes, die Anerkennung Les
Auslandes erworben. /
Nunmehr ist Der Zeitpunkt gekommen, in welchem es
Seiner königlichen Hoheit räthlich »Kd sogar dringend
geschienen, das im Ganzen ost und viel beraiheue, Lm

Einzelnen, so weit thunlich, vorbereitete Unternehmen
durch die wirkliche Ausführung in das Leben treten zrt
lasst».
Seme königliche Hoheit haben aber nicht geglaubt,
daß eine so wichtige Angelegenheit, eine Angelegenheit,
die das ganze Großherzogthum und alle dessen Interes-
sen näher oder entfernter, die Gegenwart und die Zu-
kunft berührt, ohne Berathung und Zustimmung Ihrer
getreuen Stände zur Ausführung gebracht werden kön-
ne, besonders in Rücksicht der Mittel, die dazu verwen-
det werden sollen. Darum sind Sie, durchlauchtigste, hoch-
geehrteste Hrrrrn, aufferordrntlicherweise in diesem Saale
versammelt, den Sie vor kaum 6 Monaten, nach einer
lange dauernden, mühsamen und anstrengenden Arbeit
verlassen haben.
Es ist der höchste Wille, daß Ihnen die in dieser
Hinsicht nöihigen Gesetze zur Prüfung und Beschlußfas-
sung unterlegt werden sollen.
Seine königliche Hoheit, Höchstwelche Sie, durch-
lauchtigste, hochgeehrteste Herren, Höchstdrro Huld und
Gnade und Ihres fortdauernden Vertrauens versichern
lassen, sind der festen Ueberzeugung, daß Sie mit ge-
wohntem Eifer, mit Unbefangenheit, ohne allzu ängst-
liche Rücksicht auf Orts- und Provinz - Interrsse, der
Berathung die'es Gegenstandes Sich unterziehen werden.
Da dieses der einzig? Gegenstand ist, mit dem wir
uns auf diesem ausserordentlichen Landtage zu beschäf-
tigen haben, und alls andern auf den ordentlichen,
regelmäßig wiederkrhrendm, verschoben werden müssen,
so erübrtg? wir nichts, als auf Len mir guädigst ertheilten
höchsten Auftrag Überzügen.
Ich erkläre daher die gegenwärtige, ausserordentlkcher-
wftse zu dem bezeichneten Zw:ck einberufene, Stände-
versammlung für eröffnet.
Die Erde selbst wankt in ihrer Grund-Verfassung.
Das Erdbeben am 23. Januar hat man nicht nur irr
Odessa, sondern fast noch stärker in Kronstadt in Sie-
kwlibürgm gefühlt, wo es Abends 21 Minuten nach 8
Uhr begann, 1 Minute u-«') 3 Ständen dauerte und
dir Bewohner in Len größten Schrecken setzte. Häuser
und Gerüche schwankten wie Ballons, Gefäße fielen
von Tischen und Schränken, Mauern spalteten sich,
Schornsteine und Dächer fielen ein- Mehrere große
Häuser wurden stark beschädigt. Einige Stöße von West
nach Ost waren so h-.ftig und erschütternd, daß man den
Untergang der ganzen Stadt fürchtete. Während dem
hörte man ein furchtbares Getöse unter der Erde, die
eben noch heitere Luft verwandelte sich in Nebel Md
 
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