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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI issue:
Heft 1
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Biermann, Georg: Renée Sintenis
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0044

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Renee Sintenis Fohlen. 1919

Mit Genehmigung der Kunsthandlung I'ritz Gurlitt, Berlin

von Ringelnatz z. B. hat über das nur Porträtmäßige hinaus das unvergänglich
Typische erfaßt und mag sie hier und dort die Aufgabe auch nur zu einem scheinbar
oberflächlichen Impressionismus der Technik verführen, irgendwie gehen die Auf-
fassung und Gestaltungskraft dennoch in die Tiefe. Hätten wir die Zeit und Geld genug,
wir möchten sicher alle einmal von Frau Sintenis porträtiert werden. Trotzdem wirkt
der Mensch in ihrem Werk nicht so edel wie die Kreatur, die dem reinen Gefühl
des Künstlers näher steht. Die Technik ihrer Kunst zeigt scheinbar nur den Schritt
von außen her an das Modell heran, denn sie bindet die Fläche nicht, bringt sie viel-
mehr in Bewegung und es will scheinen, daß diese Technik bis zu einem gewissen Grade
auch ihrem Temperament entspricht. Aber hat die Künstlerin erst die Form von
außen gefunden, dann erfolgt die Vertiefung von innen her: Das Porträt wird in
diesem Sinne etwa Symbol im Geistigen, indem das zufällig Einmalige Allgemein-
gültigkeit erhält und beiin Tier strebt ähnlich die Form zum Typischen. Das heißt,
das Werk der Bildhauerin assoziiert sich unserer Vorstellung und bekommt in unserer
Vorstellung Konsistenz. Seit ich den Esel der Frau Renee sah, gibt es für mich in
dieser Spezies nur noch diesen einen, der eine ganze Familie, eine Herde und einen
jahrtausendealten Stammbaum repräsentiert. Heil der Künstlerin, die solches vermochte 1.

1 Die Abbildungen zu diesem ßeitrag sind zum Teil dem eben erschienenen Band 57 der»Jungen
Kunst« entnommen, den Rene Crevell über Renee Sintenis schrieb (Verlag Klinkhardt & Bier-
mann, Leipzig-Berlin).

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