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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0162

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A. van Dyck Familie Bolingbroke

Aus der Ausstellung »Drei Jahrhunderte vlämischer Kunst« Sammlung Louis Rothschild, Wien

RUNDSCHAU

DIE ITALIENISCHEN 11ANDZEICHNUNGEN
IN LONDON

So ungleichmäßig und lückenhaft die Auswahl
<ler Gemälde, die vorwiegend wohlbekannte und
leicht zugänglic'he, wie in Ausstellungen schon
mehrfach gezeigte Objekte vorführte, ist, so syste-
matisch ist das Gebiet der italienischen Ilandzeicli-
nung aus 'i’ielen Quellen zusammengebracht und
in ganzer ßreitc dargestellt worden. Eine Ein-
schränkung, die für die ganze Ausstellung gilt,
ist allerdings auch hier zu machcn. Trotzdem dic
Ausstellung eine umfassende Schau der italieni-
sclien Kunst von 1200 bis 1900 zu sein vorgibt,
ist sie im wesenllichen der Renaissäncekunst ge-
widmet. Hier ist auch weniger bedeutungsvollen
Künstlern nachgespürt worden, während vom be-
ginnenden Barock ab einesteils große Lücken den
natiirlichen Ahlauf dcr italienischen Kunst emp-
findlich stören, anderseits die ausgestellten Werke
nicht immer die besten Leistungen der betreffen-
tlen Ivünstler vorführen. Im Bereic'he der barok-
ken Handzeichnung versagt dic Ausstellung ganz.
Zweihundert Jahre italienischer Zeichenkunst sind
so gut wie unvertreten geblieben, vom 18. Jahr-
hundert werden nur die Vcnezianer Tiepolo, Ca-
naletto und Guardi gezeigt. Kein Beispiel verrät
den Geschmackswandel, der sich in dcn letztcn

156

zwanzig Jahren vollzogen und zu einer neuen
Wertschätzung der barocken Kunst geführt hat.
Eine um so schmerzlichere Lücke, als sich im Ba-
rock die bildkünstlerische Phantasie inSkizzenund
Entwürfen deutlicher ausgesprochen hat als in den
ausge fü h r I cn W or ten.

Die in zwei Räurnen ausgestellten Handzeichnun-
gen der Ilenaissance stammen zumeist aus öffent-
lichem Besitz. Die Uffizien und die Handzeich-
nungssammlung in Windsor haben ihre besten
Blätter hergeliehen. Bereitwillig haben besonders
englische Sammler, an ihrer Spitze der IJerzog von
Devonshire und Henry Oppenheimer, kostbare
T’eile ihres Besitzes zur Verfügung gestellt. Von
den wenigen kontinentalen Handzeichnungssamm-
lern sincl nur Frans Koenigs und Frits Lugt ver-
treten.

Künstlerisch und zahlenmäßig bestimmen den
starken Eindruck die einen ganzen Itaum fiillcn-
den Skizzcn der in und um E’lorenz täligen Mei-
ster. Die Frühzeit erscheint mit einigen wohlbe-
kannten Blättern von Tadcleo Gaddi, Lorenzo Mo-
naco, Fra Angelico und Bcnozzo Gozzoli. Letzte-
rem wird auch ein Skizzcnbuch zugeschrieben
(Sammlung Frans Koenigs), das neben Studien-
blättern seiner Iland Nachzeichnungcn nach Fra
Angelico und Pisanello enthält. Ergiebiger ist die
 
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