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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 23/24
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Henkel, Max Ditmar: Die Sammlung A. Bonger in Amsterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0633

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Abb. l. Van Gogh Selbstbildnis

DIE SAMMLUNG A. BÖNGER IN AMSTERDAM

VON M. D. HENKEL

Die holländischen Sammler des 19. Jahrhunderts, die sich für zeitgenössische Kunst
interessierten, haben außer ihren heimischen Meistern fast stets aucli französische
Kunst gekauft^ und was sich von solchen Sammlungen noch erhalten hat, wie die dem
Staat oder der Gemeinde vermachten und zu Museen erstarrten Sammlungen Fodor
in Amsterdam und Mesdag im ITaag, entlehnt gerade diesem Besitz an französischer
Kunst seinen Wert.

Will man sich über den Geschmack eines holländischen Kaufmannes um die Mitte des
19. Jahrhunderts unterrichten, so muß man sich in dem zuerst genannten, stillen
Museum an der Keizersgracht umsehen, das mit seinen sorgfältig gemalten Kabinett-
stücken eines Fichel, eines Meissonnier, den Tierbildern von Rosa Bonheur, den pastos
gemalten llühnerhöfen von Jacques und den gleichfalls breit und malerisch behandelten
Motiven von Decamps uns in ein etwas spätes »biedermeierliches« Milieu versetzt, wo
man die der holländischen Tradition am nächsten stehenden soliden und in farblicher
Hinsicht unmittelbar ansprechenden französischen Kleinmeister schätzte, aber der großen
Kunst der französischen Romantik verständnislos gegenüberstand.

Ungleich bedeutender ist dann die ein Menschenalter später entstandene und allgemein
bekannte Sammlung des Malers Mesdag im IJaag, dem es gelang, eine wirklich reprä-
sentative Sammlung der wichtigsten Meister der Barbizonschule zusammenzubringen,
von denen besonders die vielen Daubignys, den man nirgends besser studieren kann,
dem Besucher stets unvergeßlich bleiben werden.

Vergebens sucht man aber im allgemeinen in Holland nach einer Sammlung, in die
die großen Bahnbrecher des Impressionismus zu Lebzeiten Eingang gefunden. Das
liegt zum Teil an dem konservativen Geschmack des Publikums, das sich extremen
Neuerungen gegenüber im Anfang immer kühl und ablehnend verhält. Insofern nimmt

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