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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 15/16
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Hugelshofer, Walter: Die altdeutschen Bilder der Sammlung Schloss Rohoncz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0437

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Abb. l. Hans Burgkmair d. Ä. Grablegung Christi

DIE ALTDEIJTSCHEN BILDER DER SAMM-
LUNG SCHLOSS ROHONCZ

VON WALTER HUGELSHOFER

Von den 561 Gemiilden der älteren Abteilung in der groI3 angelegten Sammlung Schloß
Rohoncz, die diesen erfreulichen Münchner Kunstsommer über in den Räumen der
Neuen Pinakothek öffentlich zugänghcli ist, machen die altdeutsclien mitihren 50 Num-
mern nur einen kleinen Teil aus. Das Schwergewicht des Ganzen liegt zuerst bei den
Holländern des 17. Jahrhunderts, die eine fast lückenlose kunsthistorische Übersicht
gestatten. Gut ausgebaut sind auch die Venezianer des 16. Jahrhunderts und die Fran-
zosen des Dixhuitieme. Den stärksten und geschlossensten, beglückendsten Eindruck
aber machen zweifellos die beiden kleinen Kabinette mit den alten Niederländern. Da
ist, vor allem im ersten Raum mit den Meistern des 15. Jahrhunderts, ein Niveau er-
reicht, das jedem großen Museum mit Eliren anstehen würde. Kaum einer der Meister
fehlt. Und nur wenige der Werke möchte man sicli durch noch qualitätvollere er-
setzt wünschen. Mehrere Tafeln dieser Abteilung gehören zum besten, was aus jener
Zeit uns überhaupt erhalten blieb.

Diese hohe Linie erreiclien die deutschen Werke niclit immer. Dennoch verdienen sie
besondere Beachtung. Die altdeutsche Abteilung wirkt als Ganzes nicht so diclit und
abgerundet wie die niederländische. Aber es ist dem Sammler doch geglückt, eine er-
freuliche Zahl vortrefflicher Einzelwerke zu vereinigen. Einiges davon darf zum besten
deutschen Kunstgut der Epoche gezählt werden. Man ist erfreut, hier einige kostbare
Dokumente unserer alten Malerei, die man der Heimat oft schon verloren glaubte,
der Öffentlichkeit gerettet zu wissen. Es wäre sehr erfreulich, wenn gerade diese Ab-
teilung noch eine möglichst starke und allseitige Abrundung finden könnte. Hier ist
eine schöne Gelegenheit, die Rangstellung der deutschen Malerei im Vergleich mit den
anderen großen Schulen naclidrücklich zu erweisen. Es ist dabei weniger an die großen
Namen Dürer, Grünewald, Holbein zu denken, die in entsprechenden Leistungen ja

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