Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
[Heft 13/14]
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0436

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PERSONALIA

HEINRICH GLÜCK f

Am 24. Juni ist Heinrich Gliick 4ajährig an den
Folgen einer Operation in Wicn gestorben. Er war
Proi'essor der Kunstgeschichte an der Wiener
Universität, einer der hoffnungsvollsten Schüler
Strzygowskis und Spezialist auf dem Gebiete der
alt-orientalischen und islamischen Kunst. Sein un-
erwarteter Tod bedeutet einen schwcrcn Yerlust
für die deutsche Forscliung. Unter den wichtigstcn
Arbeiten, die der Yerstorbene liinterlassen hat,
scien genannl: ein grundlegendes Werk über den
syrischen Kirchenbau, Arbeiten über seldschucki-
sche Drachenreliefs und das Ilebdomon in Kon-
stantinopel, sowie ein wichtiges synthetisclies Bucli
über die christliche Kunst des Ostens. Unter den
letzten Arbeiten befinden sich Publikationen übcr
die Bäder von Konslantinopel und den Jlamza-
Roman, die zu den scliönsten Frücliten seinerStu-
dien gehören. Glück war übrigens melirere Jalire
hindurch ständiger Berichterstatter des »Cicerone«
aus Wien und Mitbegründer des »Jahrbuclis der
asiatischen Kunst«. P.-N.

Elfried Bock, einer der besten Kenner der
Handzeichnung und Graphik, ist zum Direktor
des Kupfcrsticlikabinetts der Berliner Museen als
Nachfolger Max J. Friedländers ernannt worden.
Nach seiner Promotion mit einer Abliandlung über
die Itahmen der italienischen Benaissance,hatBock
sicli ausschließlich dem Studium der alten Graphik
zugewandt. Seit 1903 am Kupferstichkabinett tätig,
liat er die deutschen Zeiclmungen des Kabinetts
katalogisiert und bei der jiingst vollendeten Kata-
logisierung der niederlänclisclien Handzeichnungen
entsclieidend mitgewirkt. Er veröffentlichte ferner
einen KataJog der ErJanger Zeichnungen, ein Yer-
zeiclmis der Holzschnitte des Meisters DS, ein
grundlegendes Werlc über das graphische Werk
Adolf Menzels und eine volkstümliche Geschichte
der deutschen Graphik. Die Erlanger Universität
hat Bock kürzlich zum Ehrenbürger ernannt. S.

Am 10. Juli vo.llendete Oskar Fisclrel, der seit
langen Jahren an der Berliner Universität wirkt,
sein sechzigstes Lebensjahr. Hervorgegangen aus
der Schule Dcliios, widmete er sich bereits in sei-
ner Dissertation der Erforschung der Zeichnungen
Raphaels. Die Herausgabe des monumentalen kriti-
schen Kataloges seiner Zeichnungen, die jetzt zuzwei
Dritteln abgesclilossen vorliegt, ist ihm zur Lebens-
aufgabe geworden, ohne daß seine vielseitigen Inter-
essen eine Einbuße erfaliren hätten. Wohl am
wichtigsten ist sein Verdienst, die Theater- und
Kostümkunde kunstgeschichtlicher Betrachtung er-
schlosscn zuhaben. Nur ein geringer Teil seiner Stu-
dien ist inden beidenWerken über das moderneBüh-
nenbild und die Chronisten der Mode niedergelegt
worden, das meiste IiatFischelinKollegsausgebrei-
tet. Hoffentlich läßt einezusammenfassende Arbeit
nicht mehr lange auf sieh warten. In der langen

Reihe seiner Arbeiten stehen sein Buch über Dante
und die Künstler, der grundlegende Aufsatz im
Preuß. Jahrbuch iiber die Zeichnungen der Umbrer,
der Klassiker der Kunstband »Tizian« voran. y\ls
Kenner genießt Fischel internationalen hohen Ruf.
Dcr Malcr Paul Klee, der bisher am Dessauer
Bauhaus wirkte, ist als ordentlicher Professor fiir
Malerei an dic Staatliche Kunstakademie in Diissel-
dorf berufen worden. Er wird am 1. April ig3i
soin Amt anlreten.

NOFRETETE

Das Fiir und Wider des Austausches der Nofretote
ist in der öffentlichkeit genugsam erörtert wor-
den. Wir wollen nicht entscheiden, ob die Abgabe
dieses Stückes ein unersetzlicher Verlust, die Er-
werbung des Ranofer ein unerhörter Gewinn gc-
wcsen wäre. Merkwürdig sind nur einige Unklar-
heiten bei der Behandlung dieser Angelegenheit.
Verwunderlich bleibt, daß von gewisser Seite der
Austausch weiter propagiert wird, trotzdem die
Verhandlungen bezüglich des Tausches gescheitert,
das ägyptische Angebot also abgelehnt ist. Merk-
würdig aber auch, daß als führender Grund für
den Tausch die Erlangung einer neuen deutschen
Grabungserlaubnis in Ägypten angeführt wurde.
die nun nacli dem Scheitern der Verhandlungen
selir in Frage gestellt sein müßte. Überraschender-
weise hat Professor Georg Steindorff in Leipzig
erst vor wenigen Tagen eine Grabungskonzession
erhalten. Wie ist dieser Widerspruch zu erklärcn?
Wie istdieNofretetc-Komödieüberhaupt ohneSchä-
digung des deutschen Ansehens zu lösen? S.

LONDONER PREISE

Wenn auch die Stagnierung der Geschäfte am
Kunstmarkt die Kauffieudigkeit während der Lon-
doner Saison wesentlich beeinträchtigte, so zeigen
doch die kürzlich bei Christie’s bezahlten Preise,
daß die guten Qualitäten eine stets gleich hohe Be-
wertung finden. Dic englischen Porträtbilder wur-
den im Durchschnitt stets gutbezahlt. DenRekord
der Saison schuf hier Duveen, indem er für ein
Kinderbildnis Hoppners £ i 4 700 gab. Dasschönste
französische Bikl, das auf den Auktionsmarktkam,
war ein ländliches Fest Paters (im Katalog unter
»Lancret«), das Frank Sabin für £ 3o45 erwarb.
Einen gewissen Preisinaßstab für kleinere Guardi-
Bilder mag die Erwerbung Durlachers geben, der
fiir einen 12X20 inches großen Markusplatz mit
lüibscher Staffage £ 1^70 bezahlte. Ein seltenes
Ereignis ist die Versteigerung eines Bildes vonller-
kules Seghers. Eine schöne, in grünem Ton gehal-
tene Flußlandschaft mit Fährboot wurde von Col-
naghi mit £ 2 520 ersteigert. An interessanten Prei-
sen für niederländisclie Bilder notieren wir £ 1890
für ein bedeutendes Interieur von Nicolas Maes
(Duits), £787 für ein prachtvolles Kirchenbild
Emanuel de Wittes (Goudstikker) und als Aus-
nahmegebot £ 945 für ein Gärtnerbild von Teniers
(Geoffrey). heinz rosenbaum

404
 
Annotationen