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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0285

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RUNDSCHAU

GEORGISCUE KUNSTSAMMLUNGEN
Einem Vortrage, den Dimitrij I. Schewarnadse,
Direktor der » Georgischen iSationalgalerie «in Tiflis,
in der Moskauer Akademie der Kunstwissenschaften
über die Museumsverhältniss der llauptstadt Geor-
giens hielt, enlnehmen wir folgende Einzelheiten.
Die Kunstsammlungen der Georgischen Räterepu-
blik repräsentieren sich jetzt bereits als ein recht
umfangreiches Ganzes, in welchem das Kunst-
schaffen und die alte Kultur des Landes in Yer-
gangenheit und Gegenwart vielseitig dargestellt
sind, docli fehlt es einstweilen an einem entspre-
chenden Museumsgebäude, um sämtliche Samm-
lungen in neuzeitlicher Weise auszustellen und
weiter auszubaucn. Um hier Abhilfe zu leisten, cxi-
stiert ein Plan, das sogenannte Metaks-Gefängnis
in Tiflis als Nationalmuseum zu adoptieren, was
mit niclit allzu großen Schwierigkeiten verhunden
ist. Es handelt sich hier nämlich um einen Bau
von historischcr ßedeutung — dem einstigen be-
festigten Schloß der georgischen Fürsten,
welches Gcneral Jermoloff um i83o zur zari-
schen Schutzburg umgewandelt hatte.

Yorderhand sind die Kunstsammlungen an
verschiedenen Orten aufgestellt, u. a. befindet
sich die sehr wertvolle Kollektion georgischer
Ikonen in der Tifliser Universität, vieles liegt
aber noch verpackt in Magazinen. Moderne
Malerei und Bildhauerkunst sind in der
»Georgischen Nationalgalerie« konzentriert,
und hier befindet sich ebenfalls das ganze
Werk des sehr interessanten und aparten
AutodidaktenPirosmanschwili, einer Art
georgischen Ifousseau, auf dem es sich verlohnt,
noch spezieR zurückzukominen. Einen der An-
ziehungspunkte dieser Galerie bilden auch die
reichenSammlungen persischer Miniaturen ver-
schiedenen Datums sowie persischer Ölmalerei
aus dem Ende des 18. und Reginn des i g. Jahr-
hunderts, welch letztere bisher in der Kunst-
geschichte kaum gestreift worden ist.

Dieser späte Zweig persischer Malkunst, in wel-
chem sicli dekorative orientale Tradition mit
wesllichen Einfliissen organisch zu verknüpfen
sucht, äußerte sich vorwiegend im Bildnisse,
das meistens in natürlicher Größe auf Lein-
wand gemalt ist. Das kostümliche Detail ist
slets stark betont, und malerische Finesse geht
oft Hand in Iland mit rein dekorativer Be-
handlung des Bildes. Die beifolgenden Abbil-
dungen geben einen Begriff von diesen kunst-
historisch fesselnden letzten Ausläufern der
einstigen großen Kunst Persiens. P. E.

GEMÄLDETAUSCH LENINGRAD-MOSKAU
Seitdem die Reorganisation und Neuordnung
der russischen staatlichen Museen seitens der
Sowjetregierungbegonnen liatte, istdasProblein

eines gewissen Austausches von Kunstwerken zwi-
schen Leningrad und Moskau zu wiederholten Malen
debattiert worden. ln erster Reihe handelte es sich
seitens der Eremitage um Übergabe einer Anzalil
von Gemälden großer alter Meister an das Mos-
kauer »Museum der Schönen Iviinste«, welches an
derartigen erstklassigen Werken nicht allzu reich
war. Anderseits sollte Moskau dem Mangel an mo-
dernsten Franzosen abhelfen, der in Leningrad
stark empfunden wurde und die Eremitage hin-
derte, ihre glänzende Sammlung französischer Ma-
lerei bis zur Jahrhundertwende 19—20 auszu-
bauen.

Nach langen Unterhandlungen hat nun kürzlich
ein solcher Tauscli zwischen den beiden Idaupt-
städten stattgefunden, und aus dem »Museum Mo-
derner Kunst«, Moskau, ist an die Eremitage eine
umfassende Gruppe von Bildern moderner fran-
zösischer Meistei', darunter bekannte Werke von
Monet, Dcgas, Renoir, Matisse, Picasso u. a. abge-

Abb. 6. Amedee Ozenfant Mutter und Kind. 1928
Zu nebenstehendem Beitrag: »Amedee Ozenfant / Der
Maler des Purismus«

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