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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Heil, Walter: Eine Predella des Luca Signorelli
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0302

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Signorelli

Noli me tangere
Detroit, Institute of Arts

EINE PREDELLA DES LUCA SIGNORELLI

VON WALTER HEIL-DETROIT

Das Museum in Detroit erwarb kürzlich zwei ldeine italienische Predellentafeln. Dar-
gestellt ist auf der einen: Das »Noli me tangere« und rechts im Mittelgrund »Die
drei Marien am Grabe«, auf der anderen: »Der auferstandene Christus erscheint seinen
Jüngern«. Die Bilder konnten zwar dem Signorelli mit ziemlicher Sicherlieit zuge-
schrieben werden, waren jedoch so stark mit Schmutz und Übermalungen bedeckt,
daß ihr originaler Charakter völlig verschleiert blieb. Nach der Reinigung, die die ur-
sprüngliche Malerei in allen wesentlichen Teilen unversehrt ans Tageslicht brachte,
verschwanden dann die letzten Zweifel an der Autorschaft des Meisters. Tatsächlich
stimmen die Stücke in Auffassung, Komposition, Malweise und Farbigkeit so offerr
sichtlich mit gesicherten Bildern des Malers von Cortona überein, daß sie unbedenk-
lich in sein Werk eingereiht werden können. Sie sind überdies, wie als erster Dr. Ya-
lentiner feststellte, ohne Zweifel Teile derselben Predella, zu der zwei andere, seit
Iangem bekannte Arbeiten Signorellis gehören, der »Gang nach Emmaus« und das
»Mahl in Emmaus«, beide früher in der Sammlung Benson in London 1.

Mit diesen Darstellungen verbinden sich logisch die der beiden Detroiter Tafeln-
Typen und Malweise stimmen völlig überein, und schließlich sind auch die Maße
identisch, wenn man annimmt, daß die beiden Benson-Bilder ursprünglich eine Tafel
bildeten, die später auseinandergeschnitten wurde. Die Yereinigung zweier Darstellungen
auf einem Bild ist, wie ja auch das Detroiter »Noli me tangere« zeigt, keineswegs
ungewöhnlich bei Signorelli. Die Höhenmaße aller Stücke sind dieselben: 18 cm, die
Längenmaße der Detroiter Tafeln sind je 43 cm, die der beiden Benson-Tafeln würden
zusammengesetzt 46 cm ergeben. Das kleinere Bild mit dem »Gang nach Emmaus«
zeigt jedoch links einen schmalen übermalten Streifen, der auf eine nachträgliche An-
stückung schließen lassen könnte. Vielleicht sind die beiden Tafeln nach dem Zer-
schneiden an den Schnittstellen etwas verbreitert worden mit der Absicht, die Kompo-

1 Die Stücke befinden sich augenblicklich bei Sir Joseph Duveen, Bart., New York. Sie sind be-
schrieben in Dustler, »Signorelli« (Klassiker der Kunst), Stuttgart 1927, S. 71 (Abb.j und in Crowe
and Cavalcaselle ed. Borenius »A History of painting in Italy« voh V, London 1914, S. 117.

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