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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 7
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0236

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SAMMLER UND MARKT

DIE FIGDOR-VERSTEIGERUNGEN
Nach langen Kämpfen ist nunmehr eine Klärung
über clas weitere Schicksal der Sannnlung Dr. Al-
bert Figdor erfolgt. Rereits in diesem Jahre wird
in zwei großen Versteigerungen in Wien und Rer-
lin — vieReicht den grandiosesten unseres Jahr-
hunderts -—■ ein Teil der nach der Auseinanderset-
zung init dem östcrreichischen Staate den ßesit-
zern vei'hliebenen 45oo Objekten auf den Markt
gebracht werden. Vom n. bis i3. Juni werden sicli
in Wien Sammler und Kunsthändler aus aUerWeR
einfinden, um der Versteigerung des ersten Teiles
beizuwohnen. Berlin dagegen wird Anfang Sep-
tember der Schauplatz des Ausgebotes einer zwei-
ten Abteilung sein. Die Leitung beider Auktionen
liegt in den Händen der Firmen Paul Cassirer,
Berlin, und Arlaria und Glückselig, Wien.

In der ersten Versteigerung werden die Bildtep-
piche und Tapisserien des Mittelalters, die Samte
und Seidenstoffe des 14. bis 18. Jahrhunderts, die
Stickereien und Spilzen, die orientalischen Tep-
piche ausgeboten werden. Ihnen schließen sich
Sammlungsgruppen metallischer Gegenstände, wie
Blei- und Zinnarbeiten des Mittelalters und der
Renaissance, Gold- und Silberschmiedearbeiten,
Kupfer- und Bronzegeräte an, ferner Möbel des
Mittelalters und der Renaissance aus Deutschland,
Frankreich, Italien und Spanien.

Die Berliner Herbstvcrsteigerung umfaßt die Ge-
mälde, darunter Arbeiten von Giovanni di Paolo,
Hieronymus Bosch, Bernhard Strigel, dem Meister
der Magdalenenlegende, Rueland Frueauf, außer-
dem deutsche, italienische und französische Skulp-

Deutsch, 15. Jahrh. Messingbecken

Aus der Versteigerung der Sammlung Figdor,
erster Teil, in Wien, am 11.—15. Juni

turen aus Holz, Stein und Terrakotta, u. a. Werke
von Andrea Riccio, Andrea del Verrocchio, Desiderio
da Settignano, Adolph Daucher, Ilans Schwarz,
ferner Bronzegerät von der romanischen Zeit bis
zur Renaissance, Kästchen aus IIolz und Metall.
Ein Vorprospekt orientiert kurz über den Inhalt
der beiden ersten Versteigerungen. Die Kataloge,
die in vier Bänden unter Leitung von Otto von
Falke erscheinen werden, befinden sich ini Druck
und werden wahrscheinlich fiir beide Versteige-
rungen zusammen in einigen Wochen ausgegeben
werden. Die Gemälde werden von M. J. Friedländer,
die italienischen Bildwerke und Bronzegeräte von
Leo Planiscig, die deutschen Bildwerke von Theo-
dor Demmler, die Möbel von August Schestag, die
übrigen Abteilungen von Falke selbst bearbeitet.
Der Verkauf aller weiteren Sammlungsgruppen,
wie der Elfenbeine, Majoliken, der keramischen
Arbeiten der Gotik und Renaissance, der Leder-
und Emailarbeiten, der figürlichen Bronzen und
Bronzeplaketten wird erst später erfolgen.

In den folgenden Heften werden Sammlungsgrup-
pen uncl bedeutende Einzelobjekte dcr berühmten
Kollektion ausführlich besprochen werden. S.

VERSTEIGERUNG EINER BEKANNTEN WIENER
SAMMLUNG

Alte Handzeichnungen, Miniaturen, Ge-

miilde und Skulpturen

Wiederum kommt eine kostbarc Wiener Kunst-
sammlung zum Verkauf, deren Name zwar nicht
genannt wird, deren Besitzer aber den eingeweih-
ten Kreisen seit dem Krieg-als einer der feinsten
Sammler besonders kostbarer Handzeichnungen
bekannt ist. Die Firmen C. G. Boerner in Leip-
zig, Paul Graupe und Hermann Ball inBer-
lin vereinigten sich zu dieser Versteigerung inso-
fern, als C. G. Boerner und Paul Graupe zusam-
men die Zeichnungen und Paul Graupe und Her-
mann Ball zusammen die Bilder, Miniaturen und
Skulpturen versteigern. Die Versteigerung findet
Mittc Mai bei Paul Graupe in Berlin statt.

Unter den Bildern ist zu nennen ein prachtvolles
»Triptychon« von Joos van Clcve, eine »Versamm-
lung von Ileiligen« von Springinklee, ein herr-
liches »Jüngstes Gericht« vom Meister des Marien-
lebens; unter den Skulpturen eine französische
» Alabaster-Madonna« des i4- Jahrhunderts, einfei-
ner deutscher »lleiliger Sebastian« des lö.Jahr-
hunderts, ein französischer »Christus« desi3. Jahr-
hunderts. Das schönste Stück der Miniaturensamm-
lung ist ein »Hieronymus« des Cosimo Tura aus
der Sammlung von Beckerath. Unter einer klei-
nen Sammlung von italienischen Plaketten sind
vier schöne Stücke des Pisanello zu nennen.

Die Handzeichnungssammlung, der das ganz be-
sondere Interesse des Sammlers galt, umfaßt zwar
nur 160 Nummern, darunter aber Kostbarkeiten

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