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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0319

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KUNST-LITERATUR

WALTER BOMRE: URKUNDEN ZUR
GESCHICHTE DEIl PERUGINER
MALEREI IM 16. JAHRHUNDERT.

Mit i2Tafeln. Yerlag Klinkhardt&Biermann.

Leipzig 1929.

Die Kenntnis der Dokumentc ist die tüchtigste
Grundlage für die kunsthistorischen Forschungen,
und da das Suchen und Veröffentlichen dersel-
ben gewisse Vorbereitungen, Wissenschaft und Ge-
legenheit benötigen, die nicht jedermann zur Ver-
fügung stehen, haben wir eine Pflicht der Dank-
barkcit denen gegenüber, die sich der etwas trok-
kcnen Aufgabe widmen, die für die Kunstge-
schichle wichtigen Urkunden bekannt zu machen.
Obwohl seit Milanesi und Gay schon sehr viele
dokumentarische Nachrichten veröffentlicht wur-
den, fehlt noch recht vieles, und manche ganz
wichtigeri Auskünfte wurden in winzigen und fast
unauffindbaren Lokalzeitschriften versteckt.

Wir haben es aber Prof. Walter Bombe zu dan-
ken, daß wir jetzt über die malerische Tätigkeit,
die in der Stadt Perugia vorging, die meisten wich-
tigen Urkunden in zwei, für jcdermann zugäng-
lichen Bänden zur Verfügung haben. Der erste
Teil wurde 1912 bei B. Cassirer zu Berlin vcr-
öffentlicht (Geschichte dcr Peruginer Malerei bis
zu Perugino und Pinturrichio. Italienische For-
schungcn, herausgegeben vom Kunsthistorischen
Institut in Florenz. V). Der zweite erschien jetzt.
Nicht alle von den in diesen zwei Bänden abge-
druckten Dokumenten sind von Prof. Bombe selbst
entdeckt. Der im Jahre 1891 verstorbene Peru-
giner Gelchrte Adamo llossi hatte schon eine ganze
Menge zusammengebracht und diese Funde wur-
den igo5 mit dem übrigen literarischen Nachlaß
llossis durch das Deutschc Kunsthistorische In-
stitut zu Florenz erworben. Die kurzen und oft
undeutlichen Notizen Rossis wurden von Prof.
Bombe nachgeprüft und komplettiert. — Vieles
hat er neu hinzugefügt.

Was vor der Zeit Bonfiglis und Caporalis in der
Peruginer Malerei vorging, ist eigentlich nicht sehr
wichtig, und außerdem so unzusammenhängend,
daß man kaum von einer Schule reden kann. Die
eigentliche Schule Perugias fing mit den eben ge-
nannten Meislern an. Sie fandcn schon in dem
1912 erschienenen Band ihren Platz, wie auch
Fiorenzo de Lorenzo und vieles, was Pinturrichio
und Perugino anbetrifft. Was Prof. Bombe jetzt
über diese zwei letzten Maler bringt, sind Archi-
valia, welche er in seinem ersten Teil wegenPlatz-
mangels nicht abdrucken konnte.

Viele der Perugino betreffenden Dokumente wur-
den aber schon 1923 durch Umberto Gnoli im
»Appendice al Bolletino della R. Deputazione di
Storia Patria per l'Umbria« veröffentlicht, und
es ist mir unerklärlich, warum Bombe diese Ar-
beit nicht erwähnt. Denn in seiner Literaturan-

gabe, in der alle Urkunden enthalten sind, fehlt
diese i3o Seiten lange Schrift, die doch Ilunderte
von Dokumenten über Perugino bringt; aber auch
Gnolis Pielro Perugino (Spolelo [1923]), in dem
viele Urkunden kurz zusammengefaßt sind,
scheint Prof. Bombe nicht zu kennen.

Sehr viele von den Daten, die die anderen in die-
sem Buche genannten Maler betreffen, kamen
schon in Gnolis »Pittori e Miniatori nell’Umbria«
(Spoleto, 1923) vor; dieses Werk wird von Prof.
Bombe häufig ziliert.

Sein jetzt erschienener Band ist in zwei Ab-
schnitte zerlegt.: I. Maler aus Perugia. II. Aus-
wärlige Maler in Perugia. Von den ersteren sind
außer Perugino und Pinturrichio noch Giannicola
di Paolo (Manni), Giovanni Battista Caporali, Ber-
nardino di Mariotto, Siniboldi Ibi und Cocchi als
ziemlich wichtige Künstler zu erwähnen, und die
neuen Nachrichten über diese sind deshalb recht
willkommen. Unter den nicht in Perugia einheimi-
schen Künstlern gibt es außer Baroccio, Dono
Doni und Lottanzio Pagani kaum Maler von Be-
deulung. Es ist recht deutlich, daß die behan-
delte Periode der Peruginer Malerei im allgemei-
ncn eine der Dekadenz ist: das zeigen auch die
meislen der 2 3 abgebildeten Gemälde.

Prof. Bombe hat in diesem Band nur Urkunden
gegeben und gar nicht auf eine Geschichte der
Peruginer Malerei des 16. Jahrhunderts hingearbei-
tet, wie er das im vorigen Teil für die frühere
Periode tat. Obschon hierdurch das Interesse an
seiner Arbeit beschränkt wird, bleibt sie doch ein
wichtiger und nützlicher Beitrag zur Erforschung
der ilalienischen Malerei. Raimond van Marle

LUIGI SERRA: L’ARTE NELLE MARCllE bei
Gualtiero Federici, Pesaro. 1929. — 366 Sei-
ten, 575 Abb. Fol. Format. 5o RM.

Seit der großangeleglen, aber leider nicht über die
ersten Bände hinausgewachsenen Inventarpubli-
kation des italienischen Kultusministeriums über
die italienischen Kunstdenkmäler vom Jahre 1912
und 1913 ist bisher kein Versuch mehr unternom-
men worden, den reichen Bestand an Kunstwer-
ken in Italien in ihrer regionalen Verteilung zu
inventarisieren und mit einem zureichenden Ab-
bildungsmaterial versehen der wissenschaftlichen
Forschung zugänglich zu machen. Dieser Aufgabe
hat sich der seit längerer Zeit um die Erschließung
der Kunst in den Marken so verdiente Superinten-
dent Luigi Serra mit Beschränkung auf die sei-
nem Amtsbereich zugeteilten Provinzen gewidmet.
Das Unternehmen war um so schwieriger, als ge-
rade diese Gebiete Italiens, wohl infolge ihrer we-
nig günstigen Lage abseits von den großen Heeres-
straßen bisher von der kunstgeschichtlichen For-
sclmng sehr zu Unrccht vernachlässigt waren. Eine
i834 erschienene Arbeit von Amico Ricci init der

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