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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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Biermann, Georg: Die Sammlung Schloss Rohoncz: zur Ausstellung in der Münchner Neuen Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0387

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DIE SAMMLUNG SCHLOSS ROHONCZ

ZUR AUSSTELLUNG IN DER MÜNCHNER NEUEN PINAKOTHEK

VON GEORG BIERMANN

I.

München beherbergt zur Zeit in seinen Mauern ein paar sehenswerte Ausstellungen,
die auch dem verwöhntesten Kunstfreund erlesene Genüsse versprechen. Die stille
Aktivität, die sich hier an den Tatsachen dieses Kunstsommers dokumentiert, ist gleich
überraschend und dankenswert. Die Erinnerung strebt unwillkürlich zurück in jene
Jahre vor dem Kriege, da solclie Ereignisse durchaus nicht singulär waren und es noch
eine wirkliche Kunststadt München gab, zugleich als Zentrum jener schönen freien
Geistigkeit und echt demokratischen Kultur, die uns dies München so sehr lieben ließen.
Hat man sich endlich doch auf die Tradition besonnen, werden wir ein Auferstehungs-
fest feiern dürfen? Wie sehr möchten wir das diesem schönen München und uns allen
wünschen! Die Beiträge nun, die dieses Heft vereinigt, geben Zeugnis von einigen der
wichtigsten Veranstaltungen künstlerischer Art oder stehen doch in engster Beziehung
zu den durch die Ausstellungen selbst aufgeworfenen Problemen. Als ein Ereignis
von besonderem Rang ist die Ausstellung der Sammlung Schloß Rohoncz anzusprechen,
die der Besitzer Dr. Heinrich Baron Thyssen-Bornemisza im Laufe der letzten sechs
Jahre zusammengebracht hat und die nun, verständnisvoll geordnet, für die nächsten
Monate die oberen, neu hergerichteten Räume der Neuen Pinakothek füllt, in deren
Untergeschoß, in den Räumen der graphischen Sammlung, die zum Teil ganz kostbaren
Erlanger Handzeichnungen vereinigt sind: Eine prachtvolle Synonymität der Tatsachen.

II.

Der vom General-
direktorderbayrischen
Staatssammlungen F.
Dörnhöffer durch ein
kluges Vorwort ein-
geleitete Katalog der
Gemälde verzeichnet
insgesamt 428 Bilder 1.
Von diesen entfallen
auf die alten Meister
(bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts) 561
Nummern. Der Rest
von rund 7 o Gemäl-
den versucht eineVer-
deutlichung der wich-
tigsten Erscheinungen
des 19. Jahrhunderts
in Frankreich und
Deutschland. Über
diese Abteilung, die
nicht ganz organisch
zum Übrigen paßt und
die innerlich merk-
würdig auseinander-
fällt, sollen abschlie-

Michael Pacher. Bildnis eines jungen Mannes

ßend noch einige
Worte gesagt werden.
Wichtig ist die Samm-
lung durch die Re-
präsentation der alten
Meister. W enn auch da
im Einzelnen oft un-
gleich an Qualität, bie-
tet sie doch an überra-
schenden Eindrücken
eine solche Fülle, daß
im Ganzen beim Be-
schauer ein durchaus
beglückender Ein-
druck zurückbleibt.
Man muß die Energie
dieses Sammlers be-
wundern, der in einer

1 Der mit vorbildlicher
Akribie hergestellte und
reichillustrierte Katalog
der Gemälde ist von Dr.
Heinemann-Fleischmann
verfaßt, während der-
jenige über die Werke der
Plastik und des Kunstge-
werbes von Geheimrat
A. S. Drey besorgt wurde.

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