Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Sammler und Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0057

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chou-Periode

Bronzegefäß, sog. Tui

Mit Erlaubnis ?on Dr. Otto Burchard & Co., New York / Aus der China-Ausstellung des Detroiter Institute of Arl

SAMMLER UND MARKT

VOM NEW YORKER MARKT
Während der letzten Monate hat es an Ausstellun-
gen von besonderer Bedeutung nicht gefehlt. Da
war vor aRem die glänzend gelungene, mit gro-
ßenr Eifer und Verstehen, von Dr. K. Lilienfeld
zusanrmengesteRte Lucas Cranach-Ausstel-
1 ung bei van Diemen, die nicht weniger als
sechsundzwanzig authentische Gemälde des äRe-
ren Cranach enthieR, darunter viele Werke erster
QuaRtät. Die ganze Entwicklung des in Amerika
besonders beRebten Meisters konnte hier auf das
beste verfolgt werden: von seiner etwas roman-
tisch angehauchlen, im LandschaftRchen sich an
die Donauschule anlehnenden Jugend über eine
oft in Einzelheitcn sich förmhch verliebende und
dieselben mit unendlicher SorgfaR durchführende
mittlere Periode zu einem ganz und gar persön-
Rchen Stil weicher, schmiegsamer Kurven und
warmer, reicher Farbengebung, namenlRch eines
tiefen, leuchtenden Purpurs, einem Stil, der in
einer geringeren PersönHchkeit zu bloßer Manier
ausgeartet wäre. Einige der großen Sammler Ame-
rikas haRen sich noch von Cranach fern, zum
Teil vieReicht, weil er, wie Dr. LRienfeld in der
Einleitung in seinem Katalog betont, der deut-
scheste der drei international bekannt gewordenen
deutschen Meister ist; vieReicht aber auch, weil
seinen Werken das Moment. der großen SeRenheit
abgeht, das Gemälden eines Holbein und gar eines
Dürer einen Schimmer der Verklärung verleiht.
Aber Cranachs Zeit wird wohl auch in dieser Be-
ziehung kommen. Unter den gezeigten Gemälden

seien angeführt das frühe Bildnis eines Edelman-
nes aus dem Jahre i5i8, das Mr. Samuel Unter-
meyer, New York, gehört; Mr. Gharles LI. Worce-
sters große, späte, dramatisch aufgebaute und far-
big energisch zusammengehaRene »Kreuzigung«;
Mr. John RingRngs kösthcher, 1826 datierter
»Kardinal Albrecht als Heihger Hieronymus in der
ZeRe«, eine sehr charakteristische Raumgestal-
tung der Zeit, ehemals in der Sammlung des Ba-
ron Vieweg in Hannover; eiri spätes, anonym ge-
Rehenes Damenbildnis mit breitem Hut, wrmder-
voR in der Zeichnung und leuchtend im IierrH-
chen Purpurgewand und eine große, kürzlich im
Rijks-Museum ausgestellt gewesene • »Lucretia«.
Die Ausstellung gehört zu den Ilöhepunkten dieser
an vielfacher Tätigkeit sehr reichen, sonst freilich
durch die finanzielle Lage nur zu schwer geschä-
digteri New Yorker Kunstsaison. Hervorzuheben
ist ferner noch die geradezu glänzende Eröff-
nungsausstellung von bedeutenden Werken des
Seurat, Cezanne, Gauguin und van Gogh
im »Modernen Museum«; dessen Gründung
seilens modern eingesteRter amerikanischer Kunst-
rnäcene bereits gemeldet worden ist. Rosenbach
und Co. veranstaReten eine Gedächtnisausstellung
des verstorbenen französischen Bildhauers B o u r -
delle. Eine trefflich ausgewählte Utrillo-
Schau sah man in den Balzac Galleries; eine
recht willkommene uncl mit feinern Verständnis
und großer Umsicht zusammengebrachte Ausstel-
Rmg moderner britischer Künstler bei
Tliomas Agne w & S o n s.

51
 
Annotationen