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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 19/20
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Winkler, Friedrich: Der neue Bertram-Altar in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0536

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Altar des Meisters Bertram

Museum für Kunst und Landesgeschichte, Haunover

Linke Hälfte

DER NEUE BERTRAM-ALTAR IN HANNOVER

VON FRIEDRICH WINKLER

Als im vorigen Jahre in einem Imndoner Auktionskatalog die Abbildung nach dem
Teilstück eines »kölnischen« Altars des 14. Jahrhunderts auftauchte, haben verschiedene
Kunstfreunde in Deutschland aufgemerkt. Handelte es sich doch offensichtlich um
eine Arbeit aus dem Kreise Meister Bertrams von Minden, des Urhebers des Hamburger
Petrikirchenaltars von etwa 1580. Nachträglich wurde bekannt, daß aus verschiedenen
Teilen Deutschlands auf den Altar geboten worden war, bevor ihn zwei Berliner
Händler ersteigern konnten. Als er in Berlin eintraf, war die Freude groß. Ein fast
unversehrter Flügelaltar von großen Dimensionen, der sich, was die schlechte Ab-
bildung schon ahnen ließ, als Arbeit Bertrams deutlicli erwies, aus einer Zeit, in der
die deutsche Malerei sich gerade zu regen beginnt, war auf einer englischen Auktion
Deutschland wieder gewonnen, das nacli 1918 Sammlung auf Sammlung hatte ins
Ausland wandern sehen. Man durfte damit rechnen, daß ein deutsches Museum die
Gelegenheit wahrnehmen werde, zumal da kaum zu hoffen war, daß jemals etwas
Ähnliches in Deutschland selbst auftauchen würde. Die paar großen, noch unver-
sehrten Altäre, alle schon etwas später, die heute die Kirchen in Göttingen, Wil-
dungen usw. noch bergen, werden gottlob eifersüchtig gehütet.

Auch in England ist man nach der Versteigerung auf das große Triptychon aufmerk-
sam geworden. Die englische Presse hat über die Herkunft Nachrichten veröffentlicht,
aus denen hervorzugehen scheint, daß der Altar schon lange im Besitz der Familie ge-
wesen ist, die ihn versteigern ließ. Es ist in der Tat sehr unwahrscheinlich, daß der
umfängliche Altar unbemerkt von der Forschung in der ersten Hälfte des lQ.Jahr-
hunderts, als man in England leidenschaftlich sammelte, ausgeführt worden sein sollte.
Zudem entsprach sein Stil kaum dem damals herrschenden Kunstgeschmack. Ist er
aber vor 1800 nach England gekommen, so ist das lange vorher geschehen, denn daß

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