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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0053

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Bildhauer vertreten. Dank der Tätigkeit des
Herrn Flechtheim war der Anteil des Deut-
schen von hoher Qualität ein sehr schöner
Torso von Lehmbruck, ein paar nervöse
Bildwerke von Kolbe, ein kleiner Glas-
schrank von Tieren der Renee Sintenis,
deren Kunst Frankreich volle Gerechtigkeit
widerfahren läßt. Es ist zu wiinschen, daß
einmal in Berlin eine Ausstellung von Jeanne
Poupelet stattfindet, damit man die beiden
Tierkünstlerinnen, die Deutsche und die
Französin, zu vergleichen Gelegenheit fin-
det.

In der Galerie Bernier wurden Tusch-
malereien von Utrillo ausgestellt. Jeder
kannte einige dieser kleinen Blätter. Nie wa-
ren sie doch in solcher Weise vereinigt.
Durch die Frische, die Freiheit der Auffas-
sung über sie einen ganz eigenartigen Zau-
ber aus, der manchmal den letzten, teil-
weise allzu gewollten ölbildern fehlt.

Unter Mario Tozzis Leitung zeigten in der
»Galerie Bonaparte« Italiens moderne
Künstler eine Auswahl ihrer Werke. Glän-
zende Bilder von Severini vertraten die Zeit
des Futurismus. Auf die jüngeren übt Chi-
rico bestimmt einen sehr starken Einfluß.
Ob dieser Einfluß glücklich ist, mag dahin-
gestellt bleiben. Sympathische Eigenschaf-
ten wie sie Tozzi zweifellos besitzt, scheinen
in diesem starren Panzer zu leiden. Yon den
Archilekturaufnahmen soll besser nicht ge-
sprochen werden. Aber die Theaterdekora-
tionen von Bragaglia sind trotz ihrer Strenge
phantasievoll. Man erlebt hier in modernem
Gewand Palladios alte Erbschaft. P. C.

AUSSTELLUNGEN IN AMERI-
KANISCHENMUSEEN
Im November und Dezember des vergan-
genen Jahres fanden in mehreren der füh-
renden amerikanischenMuseen wichtige Ausstellun-
gen statt, ähnlich der in Detroit, über die hereits in
Heft2^i berichtet wurde. Dieser bedeutsamcn Aus-
stellung altholländischer Genre- und Landschafts-
malerei ließ Valentiner eine Ausstellung chinesi-
schcr Kunst folgen. Aher diese sollte niclit so sehr
eine Entwicklung der chinesischen Kunst und deren
Typen zeigen, sondern vielmehr das Gesamtgebiet
urnreißen: Keramik, Rronze, Stein und ITolzskulp-
tur, Jade und Malerei. Da es sich um durchweg
erstklassige Arbeilen handelte, machte die Aus-
stellung mehr den Eindruck einer bedeulenden
Privatsammlung. Der Kurator der Orientabteilung
des Detroiter Institutes, Mr. Benjamin March, der
auch den glänzend gearbeiteten Katalog verfaßt
hat, hatte die Ausstellungsgegenstände in ganz mo-
derner Weise vorgeführt. Die Jadekunst war ver-
treten durch jene schlichten symbolischen Figuren
der Erde und des Himmels; die Bronze durch

Jean Lurgat Bildnis der Mrs. Chester Dale, New York

Aus der von E. Bignou veranstalteten Lurcat-Ausstellung
in New York

einige architektonisch festgefügte Sakralgefäße;
die Skulptur durch cine Rcihe hervorragender
buddhistischer Figuren; die Malerei durch wenige,
aber köstliche Werke, und die Keramik durch die
ausgesuchtesten Stücke der Ming-, Kangshi-, Chien-
Lung-Periode. Viele Gegenstände sind von New
Yorker IJändlem, ein kleiner Teil nur von Museen
und Privatsammlern, vor allen Mr. Edsel Ford,
hergeliehen worden. Die erst voriges Jahr in New
York gegründete Filiale der Dr. Otto Burchard
Gallery hatte u. a. mehrere herrliche Bronzegefäße
der Chou-Zeit und einen zum Sprung ansetzenden
Tiger der Han-Zeit, in Gold, geliehen; Mr. C.
Edward Wells hatte eine Silberbüchse mit einer
wunderbaren schwarzen Patina und einen dazu-
gehörigen langstiligen Silberlöffel für Libationen
aus der Tang-Periode ausgestellt, während dic
Gallery P. Jackson Higgs das seltcnste Stück der
ganzen Ausstellung hergeliehen hatte, ein Unikum.

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