Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Lasch, Bernd: Meisterwerke deutscher und französischer Malerei des 19. Jahrhunderts: zur Ausstellung im Düsseldorfer Kunstverein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0071

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wilhelm Trübner Balkonzimmer am Starnberger See. 1912

Landscliaft« wird die Spätromantik in Deutschland angedeutet. Eugene Delacroix
kann mit einer »Marokkanischen Landschaft« als Gegenspieler aufgefaßt werden.
Die deutsche intime Landscliaftsmalerei der ersten Jahrhunderthälfte findet nur in
einer subtil durchgeführten Praterlandschaft Waldmüllers einen nicht ganz zutreffen-
den Beleg. Man hätte noch Künstler wie den Hamburger Wasmann, die Dresdner
Clausen Dalil, Christian Gille und die Düsseldorfer Malerei, etwa Andreas Aclienhachs
»Strand bei Scheveningen« (1855) aus Düsseldorfer Privatbesitz mit einbeziehen können
und fände in Scliirmers »Stadt in der Normandie« (1 856) der Karlsruher Kunstlialle ein
vorzügliches Beispiel für die Beziehung rheinischer Kunst zum Westen. Nicht un-
ähnlich diesem Frühwerke von Schirmer sehen die Anfänge des Landschafters Corot
aus. Die Ausstellung zeigt als Beispiel seines far’big intensiveren früheren Schaffens
eine rnalerisch unbedingt überlegene Landschaft mit Bäumen. Erst irn Anfang der
fünfziger Jahre sind die Beziehungen Karl Spitzwegs zu Frankreich zu srrchen. Sein
»Picknick im Walde« ist gut gewälrlt. Aber der künstlerische Zusanrmenlrang mit
dem Landschafter Diaz hätte angedeutet werden müssen, ährrlich wie er hergestellt ist
mit Delacroix (»Frauen am Brunnen«), der für den Figurenmaler Spitzweg von Be-
deutung ist. Ferner kornmt nicht deutlich zum Ausdruck, was Anselm Feuerbaclr von
Couture lernte. Des Franzosen »Weibliches Bildnis« entspricht durchaus den An-
regungen, die er deutsclren Künstlern und hauptsächlich Feuerbaclr (Paris r8g2 —1854)
gegeben hat. Deutlich bewußt wird diese Beeinflussung inFeuerbachs »Kampf zwischen
Kentauren und Tigern« (1858), einem leider auf der Ausstellung nicht vertretenen
Bilde des Städtischen Kunstmuseums in Düsseldorf. Wenn man diesen Versuch nrachte,
diese Verbindung herzustellen, die nur für eine kleine Zeitsparrne in Frage komnrt,
durfte man keine Werke aus dem Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre
wie Feuerbachs »Spaziergang«, seine »Landschaft mit Brücke« heranziehen, sondern
wenigstens zeitlich benachbarte Schöpfungen.

45
 
Annotationen