in Halbfiguren von Nardo tli Cione, die erst kürzlich von F. D. Lyett Green erworben
wurde (Abb. Pantheon III, 240). Die Reihe weniger bekannter Arbeiten setzt sich fort
in einer Giunta Pisano kaum mit Recht zugeschriebenen Kreuzigung (Henry Harris),
einer farbig reichen, miniaturhaft verstreuten Komposition mit verschiedenen Szenen
aus dem Leben Christi, die der Schule von Rimini angehört (Major Gambier Parry),
einem durcli den emailartigen Glanz der Farbe ausgezeichneten Noli me tangere, der-
selben Schule zugehörig (Viscount Lee, Abb. Pantheon I, 201) und einer im gleichen
Besitz befindlichen, dramatisch erregten Grablegung, Giottino zugeschrieben. Hervor-
zuheben noch die Madonna mit Heiligen als einziges bezeichnetes Werk cles Jacopo del
Casentino (Mailand, Guido Cagnola) und die lehrreich vereinigten Flügel von Giovanni
Baronzio, der eine in Urbino, der andere bei Henry Harris. Gut dargestellt ist Bernardo
Daddi mit zwei zum erstenmal gezeigten Fliigeln einesTriptyclions(F. D. Lycett Green),
einem großen vielteiligen Altarwerk bezeichnet und datiert 1348 (Major Gambier
Parry), und mit der trefflich erhaltenen Vermählung Mariae (Buckingham Palace).
Erneute Wißbegierde erwecken die beiden reich gefüllten, sehr farbig belebten Mär-
tyrerszenen der ld. Apollonia und Lucia in Bergamo (Accademia Carrara). Fiocco hat
sie neuerdings dem Dello Delli zugeschrieben und sie in Beziehung gesetzt zu den
Tafeln des großen Altarwerkes in Salamanca, das er für diesen Florentiner Außen-
seiter beansprucht. Andere haben an Jacopo Bellini und Francesco de’Francesclii ge-
dacht. Kolorit und Architektur ei'scheinen mir durcliaus venezianisch, und wenn clies
auch niclit gegen Dello Delli spriclit, dessen Aufenthalt in Venedig von ungefähr
1427—1433 feststeht, so sehe ich doch keine Verbindung zu denTafeln in Salamanca.
Mir scheint Antonio Vivarini als Autor annehmbar. Damit betreten wir schon vene-
zianisches Gebiet und notieren hier als eine der ersten wertvollen Vereinigungen, die
diese Ausstellung aus der Zerstreutheit zusammengebracht hat, die fünf Giambono zu-
geschriebenen Predellentafeln mit der Legende des hl. Mammas, zwei bei W. H. Wood-
word, eine in Verona und wiederum zwei im Correr-Museum, Venedig. Die früh-
venezianische Kunst, um Jacopo Bellini gruppiert, ebenso die veronesische, aus der
Stefano da Zevio bedeutend hervorragt, Pisanello mit der Madonna della Quaglia bieten
ausgezeichnete, meist bekannte Proben. Glänzend tritt Simone Martini auf mit der
aus Berlin, Antwei’pen und dem Louvre vereinigten Bilderfolge eines Klappaltärchens,
für Avignon bestimmt und dort in des Meisters Spätzeit gemalt, dem sich noch andere
Arbeiten anscliließen. Ihm nahverwandt erscheint der sogenannte Meister des Georg-
kodexes mit zwei erst ganz kürzlich vereinigten Teilen einer Verkündigung (Brüssel,
A. Stoclet). Die Sienesen des frühen 15. Jahrhunderts stellen weiter ein Kontingent
hoher Wertung, so Giovanni cli Paolo mit einem Wunder der hl. Clara (Henry Harris),
und einer farbig sehr reizvollen Anbetung der Könige (Wien, Stefan v. Auspitz), Sas-
setta mit einem Zug der Könige (New York, F. Maitland Griggs). Der Schluß dieser
iiberreichen Schau führt wiecler nachFlorenz zuLorenzo Monaco, unter dessen Werken
eine Darstellung im Tempel (Capt. Spencer-Churchill) und zwei Predellenstücke, An-
betung der Könige und Visitation (Major Gambier Parry) das Bekannte ergänzen, wäh-
rend das Täfelchen mit der Benediktlegende (Viscount Rothermere) fraglich erscheint.
Aus seiner Nachfolge sieht man eine thronende Madonna mit Engeln vom Maestro
del Bambino vispo (Viscount Rothermere, farbig abgebildet Pantheon II, 451)-
Gerade bei diesem ersten Saal mit den nocli gotisierenden Meistern war längeres Ver-
weilen geboten, weil hier viel unbekanntes oder umstrittenes Kunstgut die Forschung
beschäftigt. Das ändert sich in der ungetrübteren Sphäre des zweiten Raumes, den
die Florentiner des Ouattrocento in der Hauptsache einnehmen, begleitet von den zu-
geströmten Meistern, clie zugleich Nehmende und Gebende sind. Dies Ineinander-
strömen und Sichverzweigen der keineswegs streng in sich abgeschlossen arbeitenclen
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wurde (Abb. Pantheon III, 240). Die Reihe weniger bekannter Arbeiten setzt sich fort
in einer Giunta Pisano kaum mit Recht zugeschriebenen Kreuzigung (Henry Harris),
einer farbig reichen, miniaturhaft verstreuten Komposition mit verschiedenen Szenen
aus dem Leben Christi, die der Schule von Rimini angehört (Major Gambier Parry),
einem durcli den emailartigen Glanz der Farbe ausgezeichneten Noli me tangere, der-
selben Schule zugehörig (Viscount Lee, Abb. Pantheon I, 201) und einer im gleichen
Besitz befindlichen, dramatisch erregten Grablegung, Giottino zugeschrieben. Hervor-
zuheben noch die Madonna mit Heiligen als einziges bezeichnetes Werk cles Jacopo del
Casentino (Mailand, Guido Cagnola) und die lehrreich vereinigten Flügel von Giovanni
Baronzio, der eine in Urbino, der andere bei Henry Harris. Gut dargestellt ist Bernardo
Daddi mit zwei zum erstenmal gezeigten Fliigeln einesTriptyclions(F. D. Lycett Green),
einem großen vielteiligen Altarwerk bezeichnet und datiert 1348 (Major Gambier
Parry), und mit der trefflich erhaltenen Vermählung Mariae (Buckingham Palace).
Erneute Wißbegierde erwecken die beiden reich gefüllten, sehr farbig belebten Mär-
tyrerszenen der ld. Apollonia und Lucia in Bergamo (Accademia Carrara). Fiocco hat
sie neuerdings dem Dello Delli zugeschrieben und sie in Beziehung gesetzt zu den
Tafeln des großen Altarwerkes in Salamanca, das er für diesen Florentiner Außen-
seiter beansprucht. Andere haben an Jacopo Bellini und Francesco de’Francesclii ge-
dacht. Kolorit und Architektur ei'scheinen mir durcliaus venezianisch, und wenn clies
auch niclit gegen Dello Delli spriclit, dessen Aufenthalt in Venedig von ungefähr
1427—1433 feststeht, so sehe ich doch keine Verbindung zu denTafeln in Salamanca.
Mir scheint Antonio Vivarini als Autor annehmbar. Damit betreten wir schon vene-
zianisches Gebiet und notieren hier als eine der ersten wertvollen Vereinigungen, die
diese Ausstellung aus der Zerstreutheit zusammengebracht hat, die fünf Giambono zu-
geschriebenen Predellentafeln mit der Legende des hl. Mammas, zwei bei W. H. Wood-
word, eine in Verona und wiederum zwei im Correr-Museum, Venedig. Die früh-
venezianische Kunst, um Jacopo Bellini gruppiert, ebenso die veronesische, aus der
Stefano da Zevio bedeutend hervorragt, Pisanello mit der Madonna della Quaglia bieten
ausgezeichnete, meist bekannte Proben. Glänzend tritt Simone Martini auf mit der
aus Berlin, Antwei’pen und dem Louvre vereinigten Bilderfolge eines Klappaltärchens,
für Avignon bestimmt und dort in des Meisters Spätzeit gemalt, dem sich noch andere
Arbeiten anscliließen. Ihm nahverwandt erscheint der sogenannte Meister des Georg-
kodexes mit zwei erst ganz kürzlich vereinigten Teilen einer Verkündigung (Brüssel,
A. Stoclet). Die Sienesen des frühen 15. Jahrhunderts stellen weiter ein Kontingent
hoher Wertung, so Giovanni cli Paolo mit einem Wunder der hl. Clara (Henry Harris),
und einer farbig sehr reizvollen Anbetung der Könige (Wien, Stefan v. Auspitz), Sas-
setta mit einem Zug der Könige (New York, F. Maitland Griggs). Der Schluß dieser
iiberreichen Schau führt wiecler nachFlorenz zuLorenzo Monaco, unter dessen Werken
eine Darstellung im Tempel (Capt. Spencer-Churchill) und zwei Predellenstücke, An-
betung der Könige und Visitation (Major Gambier Parry) das Bekannte ergänzen, wäh-
rend das Täfelchen mit der Benediktlegende (Viscount Rothermere) fraglich erscheint.
Aus seiner Nachfolge sieht man eine thronende Madonna mit Engeln vom Maestro
del Bambino vispo (Viscount Rothermere, farbig abgebildet Pantheon II, 451)-
Gerade bei diesem ersten Saal mit den nocli gotisierenden Meistern war längeres Ver-
weilen geboten, weil hier viel unbekanntes oder umstrittenes Kunstgut die Forschung
beschäftigt. Das ändert sich in der ungetrübteren Sphäre des zweiten Raumes, den
die Florentiner des Ouattrocento in der Hauptsache einnehmen, begleitet von den zu-
geströmten Meistern, clie zugleich Nehmende und Gebende sind. Dies Ineinander-
strömen und Sichverzweigen der keineswegs streng in sich abgeschlossen arbeitenclen
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