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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 5
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Wolfradt, Willi: Henri Matisse: zur Ausstellung in der Galerie Thannhauser, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0156

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Henri Matisse Akt im grünen Sessel. 1926

Aus der Matisse-Ausstellung der Galerie Thannhauser, Berlin

Sinnliclien. Matisse verführt gerade durch die ihm eigentümliche Verbindung von
durchaus unpedantischer Klarheit und heiter prunkender Nonchalance. Er gibt ein
helles, entspanntes Fest nach dem andern.

Auch wohl früher schon hat Matisse gern Tapetenornamente und Stoffmuster ins Bild
übernommen und ihm damit etwas von der froh ausgestreuten Buntwirkung solcher
Schmuckformen zugeführt. Es ist das auffälligste Merkmal seiner jüngsten malerischen
Entwicklung, wie uun dieses Ornamentwesen in steigendem Maße die Bilder durch-
dringt. Kraus und üppig breiten sich streifige und hlumige Dekorsysteme aus, ver-
wandeln die Fläche in lebhaft gesprenkelten, überreich gemusterten Teppich, auf dem
das Auge genießerisch wandert, zumal das Gewirr der Zierfiguren keinen schema-
tischen Zug, keine kunstgewerbliche Erstarrung aufkommen läßt. Diese Vegetation
des Ornaments umschließt durchaus organisch die Odalisken-Lässigkeit der hinge-
lagerten Akte oder kostümierten Frauen. Diese tragen türkische und arabische Tracht
und vervollständigen so das orientalische Wesen der von Schmuckwerk perserbunt
überwachsenen, mit Süße gesättigten Bilder. Seltsam genug, daß gegen den Führer
der einstigen »Fauves« lediglich die dekorative Zahmheit seiner künstlerischen Ge-

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