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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Erdmann, Kurt: Zur Frage der ältesten orientalischen Teppiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0178

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ZUR FRAGE DER ALTESTEN
ORIENTALISCHEN TEPPICHE

VON KURT ERDMANN

Die Technik, ein Gewebe durch Einknüpfen von Wollfäden um die Kette zu ver-
stärken und dichter, wäriner und weicher zu machen, reicht nach den Ergebnissen der
letzten Ausgrabnngen und Forschungen im Inneren Asiens bis in das 1. Jahrtausend
unserer Zeitrechnung zurück. Nomadenstämme, so darf man vermuten, waren die
Erfinder, getrieben von dem praktischen Bedürfnis, sich gleichsam einen künstlichen
Ersatz für Felle zu schaffen. Von diesen primitiven Formen bis zum 15. und 16. Jahr-
hundert, in denen sich die Teppichknüpfkunst in Kleinasien und Persien zu einer
blühenden Industrie entwickelte, deren Erzeugnisse wir heute noch bewundern, ist ein
weiter und bisher in tiefes Dunkel gehüllter Weg. Daß bereits im 13. und 14. Jalir-
hundert in Vorderasien Knüpfteppiclie verschiedenster Art hergestellt wurden, beweisen
die zahlreichen Darstellungen solcher auf abendländischen und besonders italienischen

Bildern dieser Zeit, doch war es bisher
nur in einem Fall gelungen, einen der
aus diesen Wiedergaben bekannten
Teppiche im Original nachzuweisen.
Es war dies der bekannte Teppich mit
zwei quadratischen Feldern, in denen
ein Kampf von Drache und Phönix als
Füllungsmotiv verwendet ist, der sich
im Besitz der Islamischen Kunstabtei-
lung der Staatlichen Museen zu Berlin
befindet (Abb. 1). Dieser Teppich, oder
besser ein Teppich derselben Gattung,
ist, wie Wilhelm v. Bode bereits 1891
feststellte, auf dem Fresko »Die Hoch-
zeit der Findlinge« dargestellt, das
Domenico di Bartolo 1440 —1444 im
Spedale della Scala in Siena malte. An
anderer Stelle werden wir den Nach-
weis führen, daß diese Teppiche mit
dem chinesischen Motiv des Drachen-
Phönix Kampfes als Füllung der qua-
dratischen Felder, von denen sich nocli
einige Be :spiele in bildlichen Darstel-
lungen belegen lassen, etwa um 1400
entstanden sind und das letzte Glied in
der Entwicklung einer auf italienischen
Bildern des 14. und 15. Jahrhunderts in
größerer Anzahl und in verschiedenen
Formen nachweisbaren Gattung früher,
in Originalen nicht mehr erhaltener
Teppiche bezeichnen.

Der Teppich im Besitz der Berliner Mu-

Abb. 1 Orientalischer Knüpfteppich um 1400 seen ist nicht mellr intakb an der rech-

Islamische Kunstabteilung, Berlin ten Längsseite fehlt die abschließende

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