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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Erdmann, Kurt: Zur Frage der ältesten orientalischen Teppiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0181

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Abb. 5. Sano di Pietro Marienkrönung

Jawes Collection

Teppiche in Berlin und Stockholm keinerlei Zweifel bestehen können, ergibt sicli
folgende Lage: der Kniipfer des Stockholmer Teppichs arbeitete zu einer Zeit und in
einer Gegcnd, in der die neue Gattung liergestellt wurde. Er fertigt seinen Teppich
durchaus nach der neuen Form, entlehnt aber das Innenfeldmuster einer älteren Gat-
tung. Das Ausgehen der Figurenstilisierung von naturalistischen Formen läßt sicli ge-
legentlich auch bei anderen, nur in bildlichen Darstellungen bekannten Teppichen aus
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegen; die Verdoppelung der Baumkrone
könnte man als Versuch interpretieren, die geschlossene Rundkomposition der Kampf-
szene auf das alte Schema der Affrontierung zu übertragen. Nach dem was wir von
der Art der Teppichindustrie wissen, dürfen wir annehmen, daß es sich dabei nicht um
einen vereinzelten Fall handelt, sondern daß in gewissen Gegenden diese Verbindung
von Altem und Neuem typisch war. Es ist ein eigenartiger Zufall, daß die beiden
einzigen erhaltenen Exemplare einer einst weit verbreiteten Gattung orientalischer
Teppiche so verschieden sind, daß sie ein Problem stellen, dessen Beantwortung nur
unter Zuhilfenahme indirekter Quellen möglich ist.

Die Provenienz des Stockholmer Teppichs aus einer kleinen, heute verlassenen Kirche
in Schweden, lenkt die Aufmerksamkeit auf eine andere Frage. Man sollte an-

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