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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0193

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George Grosz Die Dinge warten. 1929

Aus der Ausstellung der Galerie Flechtheim, Düsseldorf

Kunst an schöpferischcr Phantasie vergleichen
läßt. Yon Maulbertsch gibt es auch ein interessan-
tes Selbstbildnis zu sehen, bemerkliche Bildnisse
auch von van Schuppen, Kupetzky und Seybold.
Entzückend die vielfigurigen Mythologien von J.
G. Platzer in ihrer detaillierten Ausführung und
der emailartigen Buntheit ihrer Farben. Von J.
Chr. Brand sind zwei qualitätvolle Landschaften
vorhanden, von Tamm eines seiner farbenprächtig-
sten Blumenstilleben. Eine Reihe von Plastiken,
unter denen die naturalistisch-possierlichen Neger-
knaben des Giovanni Giuliani besonders ins Auge
fallen, rundet das Bild der österreichischen Kunst
irn späten 17. und 18. Jahrhundert. —

Der »Neuen Galerie« danken wir die erste Kol-
lektivausstellung der Werke Carl Hofers in Wien.
Eine imposante Schau, die uns die Kenntms des
Werdeganges des Kiinstlers vermittelt, unter be-
sonderer Iferausarbeitung der expressionistischen
Phase mit den »Ilexen«, dem »Nachtlokal« mit
der hieratischen Strenge seiner Stilisierung, den
»Schwarzen Zimmern«, dem unheimlich geister-
haften »Yellow dog blues«. Von den Werken der
letzten Periode malerisch-plastischer Verfestigung
ist wohl das packendste »Die Betrunkene«. Dazu

die cezannesk geschichteten, farbig gestuften Land-
schaften aus Ober-Italien (Roccolo und Bellagio).
Ein koloristischer Leckerbissen ist das Stillebenaus
Tomaten und Paprika, mit seinem in das warme
Grau der Säcke gebetteten brennenden Rot und saf-
tigen Grün. ■—

»Film und Foto«, die internationale Wanderaus-
stellung des deutschen Werkbundes, ist nun auch
nach Wien gelangt und hat in dem österreichL
schen Museum für Kunst und Industrie Auf-
nahme gefunden. Bereits imVorjahre im Cicerone
(Jalirgang XXI, S. 3g4 und 619) besprochen, er-
übrigt es sich, auf diese Schau näher einzugehen,
die uns umfassenden Überblick über die Geschichte
der Pliotographie gibt (von der Daguerrotypie und
Talbotypie an), wobei der Nachdruck auf dieVor-
führung der Entwicklung des Lichtbildes in dcn
letzten Jahrzehnten gelegt ist. Doch mag immer-
hin der Zuwachs an Aufnahmen österreichischer
Fotokünstler vermerkt werden. Am bemerkenswer-
testen von diesen W. Riethoff (als Vertreter der
neuen Sachlichkeit), über den wir erst vor kur-
zem (Jahrg. XXII, S. ii4) berichtet liaben. Von
besonderem gegenständlichen Interesse sind die
ausgezeichneten, die malerische Wirkung stärker

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