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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0195

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W. Kandinsky

Aus der Kandinsky-Ausstellung

PAULINE KOWARZIK f

Die Malerin Pauline Kowarzik ist mit 78 Jahren
gestorben. Geboren in Franki'urt als Tochter des
Bürgermeisters Fellner, in erster Ehe yerheinatet
mit Herrn von Guaita, in zweiter mit dem polni-
schen Bildhauer Kowarzik, widmete sie sich erst
nach dem Jode des frühverstorbenen Künstlers
dem Studium der Malerei bei Kurt Herrmann in
Berlin, später bei Campendonk in Seeshaupt und
am Rhein. Von weitcn Reisen ins Ausland brachte
sie auserlesene Kunstwerke in ihr stilles, schönes
Heim, das an der großen Wiese des Günterburg-
parkes gelegen ist. Etwa ein Jahrzehnt vor dem
Krieg begründete sie zum Andenken an ihren Gat-
ten eine »Kowarzik-Stiftung«, die süd- und west-
deutschen Galerien Werke lebender Künstler spcn-
dete. Der Inflation fiel diese Stiftung zum Opfer,
ja, im Laufe der Jahre sah sich Frau Kowarzik ge-
nötigt, Bilder aus ihrem Privatbesitz zu veräußern.
So wanderle das großc Breitformat des Ilodler-
schen »Tag« in ein deutsches Museum, und sie
überließ ihre wertvolle Sammlung moderner Bil-
der dem Staedel gegen eine Leibrente. Der warm-
farbige, mystisch angehauchte Gauguin aus Tahiti,
der sommerlich heitere Maurice Denis »Auf der
Terrasse«, die köstliche Freilichtstudie eines Frauen-
aktes von H. E. Gross, ein delikates StiReben von

Abstrakte Malerei
in der Galerie de France, Paris

Braijue, ein koloristisch kühner Nolde, eirn'ge cha-
ralcteristische IJeckel, Franz Marc mit einem blon-
den, großzügigen Frauenakt, Munch, Klee, Paula
Modersohn, Campendonk und andere Werke, die
seit Jahren im Staedel hängen, schmückten noch
während des Krieges zwei große, ineinandergehende
Räume mit weiten Fenstern, in denen eine rege,
kleine Dame Freunde empfing, von Griechenland
und Japan erzählte, englische, seltene Publikatio-
nen mit schönen Abbildungen, farbige Gefäße
und selbstgepflegte Pflanzen zeigte. Eine sellene
Frau! Voll Elan und Enthusiasmus bis in ihr ho-
hes Alter, voll Sinn für die Reize einer jungen
Kunst, — die zwei Generationen von ihr entfernt
war. Ein schaffensfreudiger Mensch — bis an die
SchweHc des Todes. Sascha Schwabacher

IIANS BOEllNER

Der Inhaber des bekannten Kunst- und Auktions-
hauses C. G. Boerner-Leipzig.der als ciner der besten
Kenner alter Graphik gilt, wurde von der philo-
sophischen Fakultät der Universität Leipzig zum
Ehrendoktor ernannt. Die Boernerschen Frühjahrs-
und Herbstauktionen gehören seit Jahren zu den
großen Ereignissen am intcrnationalen Markt, und
das danken sie ausschließlich der Energie und Ken-
nerschaft des jetzigen Inhabers der Firma. b

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