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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0198

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einzelnen uncl ihre chronologische Folge äußerst
glücklich, so daß man abschließend dies Werküber
Pisanello als eine der wichtigsten und wertvollslen
Tatsachen in der Quattrocentoliteratur der letzten
Jahre ansprechen darf.

Auch die Arbeit des Yerlegers ist wieder einrnal
vorbildlich und man begrüßt besonders dankbar
die Tatsache, daß wenigstens eines der schönsten
Blätter in Feder und Aquarell auf Pergarnent (das
Blatt mit den i/i Silberreihern) als Titelblatt in
farbigem Faksimile reproduziert worden ist.

Biermann

DETLEV FREIHERR VON IIADELN:
DIE ZEICHNUNGEN VON ANTONIO
CANAL, GEN. CANALETTO. Mit 72 Ta-
feln. Verlag von Anton Schroll & Co. in Wien.
i(j3o.

Der Hauptschalz der Zeichnungen Canalettos be-
findet sich. in England, die Mehrzahl in Windsor
Castle. Es folgen in weitem Abstand an zweiter
Stelle die deutschen Sammlungen. Der Louvre be-
sitzt nur eine einzige Zeichnung von der Hand des
Künstlers, ein wenig mehr an Blättern haben die
Uffizien. Die Windsor-Zeichnungen stammen von
Joseph Smith, dem langjährigen Freund Canalet-
tos und sind von ihm Blatl ffir Blatt erworben
worden, eine fatsache, die dem Kriterium die
sichcrste Basis bereithält. Ihre Zahl beträgt allein

l/|0.

Auch die Chronologie der Zeichnungen ist ähnlich
gesichert. 1697 geboren, ging Antonio Canal mit
22 Jahren nach Rom. Aber 1721 ist er wieder in
Venedig, von da an wächst sein Ruhm als Maler
der Vedute, so daß er die Aufträge kaum bewälti-
gen kann. Etwa um 1727 beginnen die Beziehun-
gen zu seinein englischen Gönner Joseph Smith,
der von 17/10 an britischer Konsul in Venedig
war. Durch ihn geht sein Ruhm nach England, wo
Canaletto 17/16 im Mai eintrifft und bis zum
Herbst i^öo verweilt. Dann kurze Heimkehr in
die Heimat, und von 17hl bis 1755 ist er wieder
in England, danach, bis zu seinem 1768 erfolgten
Tode, in Venedig.

Diesen kurz skizzierten Lebensdaten folgt die
Untersuchung des Verfassers, der für die römische
Zeit keine Zeichnungen nachzuweisen hat, gerade
weil späterhin römische Motive bei Canaletto noch
öfters wiederkehren. Datierte Zeichnungen aber
gibt es bereits aus der Spanne zwischen der Rück-
kehr nach Venedig (1721) und der ersten Fahrt
nach England, und über die Jahre in England sind
wir durch Mrs. Finbergs Forschungsogenauorien-
tiert wie über keinen anderen Lebensabschnitt des
Malers, während wir aus der letzten Epoche des
Künstlers wiederum nur ein einziges datiertes Blatt
besitzen.

Trotz dieser nicht unerheblichen Ililfsmittel zur
Fixierung des zeichnerischen Werkes blieb dem
verdienten Forscher noch ein gutes Stiick kriti-

scher Arbeit zu leisten. Besonders wertvoll scheint
mir die hier unternommene Verdeutli:hung auch
der Grenzen, die das Werk Antonios von seinem
begabten Nachahmer und Neffen Bernardo Canale
trennen und daß diese auch bildlich erschlosscn
werden, dürfte der Kenner besonders dankbar be-
grüßen.

Nach der reizvollen Canaletto-Ausstellung, die wir
letzten Sommer in London sehen konnten, er-
scheint das Werk über die Zeichnungen doppelt
aktuell und verdienstlich. Es schafft auf dem Ge-
biet der venezianischen Kunst, der seit Jahrzehn-
ten die besondere Lebensarbeit v. Iladelns gilt, ein
neues Fundament, das als wertvollsten Teil den
Gesamtkatalog aller Zeichnungen Canalettos cnt-
hält.

Die Auswahl der schönen 72 Lichtdrucktafeln er-
scheint im Hinblick auf die kritische Anlage dcs
Ganzen besonders glücklich. Biermann

PIERRE DU COLOMBIER: LETTRES
DE POUSSIN. Paris 1929 ä la Cite dcs
Livres.

Zwei Ausgaben der Briefe des großen Normannen
gab es bereits, eine von 1824, die andere von 1911,
die beide ihre Mängel liatten. Nun liegt die dritte
vor, mit einem glänzenden Vorwort des Heraus-
gebers versehen, das uns in den ganzen geistigen
und künstlerischen Bezirk »Poussin« einführt. Die
Bi'iefe, ehemals ini etwas willkiirlichen Franzö-
sisch des 17. Jahrhunderts geschrieben, sind ins
moderne übertragen worden, oline dabei doch die
ganz persönliche Note Poussins zu unterdrücken,
das Rustikale, Urwüchsige, dem Höfischen Abge-
neigte. Zumeist sind diese .aus der Zeit von 1639
bis i665 stammenden Briefe an die wenigen
Freunde dieses einsamen Menschen gerichtet, an
Chantelou, Cassiano del Pozzo, Herrn de Noyers,
und geben einen trefflichen Einblick in sein We-
sen. Er ist bedachtsam im Schaffen, nachdenklich
und sicli seines Namens und des Wertes seiner Bil-
der wohl bewußt, einier, der sich langsam, aber mit
großer Energie zu einer überragenden Stellung
emporgearbeitet hat und sich nun weder von
Schriftstellern, die anders zu seinen Idealen ste-
hen, noch von Malern, die flotter arbeiten, sein
Selbstbewußtsein rauben läßt, sondern von der
Ilöhe seiner Meisterschaft herab die zeitgenössiscbe
Kunst scharf zu kritisieren wagt. Man kann Co-
lombier nicht genug dafür danken, daß er uns
durch seine Publikation diese Künstlerpersönlich-
keit so nahe gebracht hat. Ilerbert Klinkhardt

TSUNEYOSHI TSUDZUMI: DIE KUNST JA-
PANS, Leipzig, Inselverlag 1929.

Kunstgeschichten Japans in deutscher Sprache gibt
es in größerer Zahl, doch verdient von nun an
dies vom Japaninstitut in Berlin herausgegebene
und vom Inselverlag liebevoll ausgestattete Buch
in erster Linie genannt zu werden. Ein Japaner

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