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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 6
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0208

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Tsin Deckelgefäß. Bronze mit Silber tauschiert

Dr. Otto Burchard & Co., Berlin

den man bisher diesen Skulpturen beigelegt hat.
Brummer (New York), der eifrigste Käufer, zahlte
fiir die verwundete Amazonc (Nr. 5g) 28 35oL.,
für das Fragment eines attischen Grabreliefs von
der ersten Hälfte des 4- Jahrhunderts 525o L. und
bot die besten Preise für die assyrischen Pie-
liefs. Browne ersteigerte die IJeraklesstatue (Nr. 34)
fiir 483o L., während Spink für den schönen Iler-
ines (Nr. 49) nur auf 2100 L. gehen mußte. Der
deutsche Handel war nur durch die Firma Ilosen-
baum (Frankfurt-Berlin) vertreten, die das römi-
sche Grabdenkmal (Nr. 74) und einen prächtigen
Kandelaber äußerst billig erwarb. Canovas ent-
zückende schlafende Nymphe (Nr. 119) wurdedem
Victoria und Älbert Museum fiir 63o L. gesichert.

h. r.

ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNGEN
Der Tod Albert Loeskes hat eine Umgruppierung
der Konzernfirmen hervorgerufen, die, iiber die
bloße Konstatierung dieser Tatsache hinaus, einen
seiner letzten Wünsche erfüllt. Die Galerien van
Diemen und Dr. Benedict & Co. haben ge-
meinsame Räume in der Bellevuestr. 11 a, die bis-
her Dr. Otlo Burchard & Co. innegehabt hat, be-
zogen. Dr. Otto Burchard & Co. hat seine
Räumlichkeiten nach der Friedrich-Ebert-Str. 5
verlegt. Beide haben ihre neuen Räume, die gün-
stige Ausstellungssäle besitzen, mit repräsentativen
Ausstellungen eröffnet.

Van Diemen-Benedict veranstalteten eine kleine
Schau deutscher Bildnisse des 18. Jahr-
hunderts, in der eigener Besitz durch Leih-
gaben so ergänzt wurde, daß, abgcsehen von der

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Wiener Schule, eine etwa hundertjährige Produk-
tion in wenigen, aber trefflichen Stichproben und
mit fast allen wichtigen Künstlerpersönlichkeiten
vorgeführt werden konnte. Die Wahl dieses we-
gen seiner festlichen und dekorativen Wirkung
zur Ausstellung besonders geeigneten Themas
muß um so mehr begrüßt werden, als die be-
rühmte Darmstädter Äusstellung 1 g 14 durch den
Ausbruch des Krieges ohne nachhaltigen Wider-
hall bei Sammlern und Gelchrten blicb nnd seit-
dem keine größere Kollektion repräsentativer
Werke gezeigt wurde.

Zwei Gattungen von Auftraggebern bestimmten
im 18. Jahrhundert das Gesicht der Bildnismalerei,
die höfischen Kreise und die bürgerliche Gesell-
schaft. Die höfische Malerei, der es auf wirkungs-
volle Eleganz ankam, stand ganz unter dem Ein-
druck der französischen Bildniskunst eines Lar-
gilliere, eines Tocque. Sie übernahm das hellfar-
big duftige Kolorit der Franzosen, das mehr dem
Kostüm als Kopf und Gestalt der Dargestellten zu-
gute kam. In diesem Sinne arbeitete der interna-
tional beschäftigte George Desmarees, dessen Bild-
nis einer deutschen Prinzessin iiber die französi-
sche Schulung hinaus im Kolorit Anregungen Pia-
zettas erkennen läßt. Der eigentliche Importeur
der französischen Malkultur des Rokoko, Antoine
Pesne, der Beispiele seiner offiziellen, dekorati-
ven Porträtkunst in zwei Prinzessinnenbildnissen
und dem Bildnis des Generals von Natzmer zeigt,
war, wie das malerisch fein abgestimmte Bildnis
eines Künstlers beweist, zugleich der stark reali-
stische Darsteller charaktervoller Bürgerlichkeit.
 
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