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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 9
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Goebel, Heinrich: Die Wandteppiche der Sammlung Dr. Albert Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0272

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Abb. 2. Tournai, um 1475 Gerichtsszene

und die Bestrafung oder Verwarnung der Frevler. Auf erhöhter, von einem Flecht-
zaun gefaßter Rasenbank, steht der Bote und verliest die Verfügung; unten nimmt der
Vertreter des Gutsherrn Aufstellung; die Bauern hören mit aufmerksamen, nicht ge-
rade vergnügten Gesichtern zu. Der Bote trägt oben auf dem rechten Armel ein
merkwürdiges Emblem: Aus stilisierten Wolken reckt sich eine Hand und deutet auf
das Wort PAIS. Die Erklärung ist schwierig. Es kann das persönliche Symbol des
Lehensherrn oder des Bestellers sein 1, es kann sich ebensogut um das Zeichen eines
der zahlreichen höfischen Ritterorden des 15. Jahrhunderts handeln 2, es kann auch
eine bestimmte historische Tatsache angedeutet werden. Der letztere Gesichtspunkt
scheidet meines Erachtens aus; PAIS hat schwerlich etwas mit »PAIX« auf derTour-
naiser Petrusfolge des Bischofs von Beauvais, Guillaume de Hellande, zu tun. Ebenso-
wenig kommt Pais als Abkürzung für payer in Betracht. Vielleicht treffe ich das
Richtige mit der Annahme, daß die Hand aus den Wolken (Gott), die auf Pais (das

1 H. Göbel, Wandteppiche, I. Teil, Die Niederlande, 1925, Bd. I, S. 94h-

2 H. Göbel, a. a. O., S. 79.

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