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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0293

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stiert. Klee, köstliclie Phantasien in
seiner bekannten, weltfern inneren
Glückhaftigkeit. Bronzen von Lehm-
bruck, gipfelnd in dem geneigten
Frauentorso, der in seinem Zwie-
spalt von scherzhaft gesetzmäßiger Pe-
danterie und zwingender Sinnlichkeit
gleichsam alle Fragen und Vergleiclie
in sich zieht und einsaugt. Daneben
ßellings saftstrotzende Unerbittlichkeit.
Haller, in seiner alemannischen For-
menstrenge. Grosz erschien mit seinem
bekannten Weihnachtskarpfen. Ganz
Neues bringt Feininger. Beglückend
schönc Architektur- und Secbilder in
hinströmender Phantasie, die beständig
mit den Schleiern des Märchens spielt,
in die sie die Wirklichkeit verhüllt.
Verwegner noch Jäuft Campendonk ins
Märchen hinein, ein rheinischer Klee,
und doch wieder anders. Merlinhaft
verschwiegen und voller Abenteuer,
von denen er nur ab und zu etwas auf-
leuchten läßt. Die Ausstellung, zu der
reichlich auch der Privatbesitz heran-
gezogen wurde, ist ein frischer Auf-
takt zu den für den diesjährigen Som-
mer geplanten Unternehmungen. ch.

PERSONALIA

Franz Marc Vögel

Aus der Ausstellung in Wiesbaden im Nassauischen Kunstverein

CORNELIS HOFSTEDE DE GROOT f
Mit Dr. Cornelis Ilofstede de Groot (gestorben am
14. April 1930) ist der bedeutendste Vertreter der
älteren Generation der holländischen Kunstgelehrten
dahingegangen. In der holländischen Kunstfor-
schung seines Landes repräsentierte er selber seiner
Zeit einen neuen Typus. Er war der erste, der ge-
lernt hatte, die Kunstgeschichte als eine selbständige
Wissenschaft zu betreiben, und der, da dies in
Holland damals noch unmöglich war, in Deutsch-
land unter Springer seine Doktorwürde erworben
hatte, mit seiner noch heute grundlegenden Kritik
von Houbrakens Schouwburg der Nederlandsche
Kunstschilders (1891). Nachdem de Groot dann
im Haag einige Jahre als Unterdirektor (unter
Bredius) im Mauritshuis tätig gewesen war, ge-
langte er 1896 durch seine Ernennung zum Di-
rektor des Amsterdamer Kupferstichkabinetts in
einen größeren und scheinbar selbständigen Wir-
kungskreis, in dem er aber leider nur kurze Zeit
verbleiben sollte, da er wegen persönlicher Rei-
bungen mit dem autokratischen Dezernenten des
Ministeriums im Haag sich genötigt sah, seinen Ab-
schied zu nehmen. Seitdem hat er zum Schaden
seines Landes keinen öffentlichen Posten an den
holländischen Museen mehr bekleidet. Sein Ruf
als Kenner der holländischen Malerei, besonders
des 17. Jahrhundcrts nahm immer mehr und rnehr
zu und wuchs zulctzt zu einem Weltruf, aber an

einem holländischen Museum war kein Platz für
ihn. Vielleicht war das für ihn und seine Wissen-
schaft im Grunde ein Glück; denn kaum würde
ihm die tägliche Kleinarbeit, die ein großes Museum
an seine Diener stellt, die Zeit für seine großen
wissenschaftlichen Arbeiten gelassen haben. Seine
eminenten Leistungcn auf dem Gebiete der lnven-
tarisierung der holländischen Gemälde der Blüte-
zeit sind zu bekannt, um an dieser Stelle nocli
einmal ausführlich besprochen zu werden. Sie seien
nur kurz aufgezählt. Mit Bode gab er (1897—1 go3)
das Monumentalwerk über Rembrandts Gemälde
heraus, das sich bescheiden »Beschreibendes Ver-
zeiclinis« nennt, mit Lippmann und später allein
die von diesem begonnene mustergültige, große
Ausgabe vonRembrandtsZeichnungen(i goo-i g 1 o),
nachdem er inzwischen, ohne fremde Ililfe, den
ersten wissenschaftlichen Katalog der Zeichnungen
Rembrandts veröffentlicht hatte, 1906 als preis-
gekrönte Arbeit derTeylerschen Stiftung in IJaarlem
erschienen, ein Werk, das fiir jeden, der sicli mit
Rembrandts Zeichnungen zu beschäftigen hat, nocli
stets die unentbehrliche Grundlage bildet. Erst
durch Valentiners groß angelegte, im Erscheinen
begriffene Ausgabe in den Klassikern der Kunst,
wo jedes Blatt reproduziert werden soll, wird es
einmal abgelöst werden.

Noch wichtiger vielleicht als diese Rembrandt-
Inventarisierungsarbciten fiir die Wissenschaft, den

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