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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 9
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0296

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Dic Sammlung dor Stickeroien und Spitzon bildet
geradezu ein KompendiumderverschiedenenTech-
niken und Zwecke, für die die Arbeiten geschaffen
wurden. Goldstickereien des i5. und 16. Jahrhun-
derts; Wirkereien aus Wolle und Seide; Bildsticke-
rcien in Seide und Gold auf Leinengrund wie die
westdeutsche Darslellung der Jungfrau Maria ini
Ilortus conclusus (16. Jahrhundcrt); gestickte Bor-
ten; Petit-Point-Stickereien auf Stramin wie der
Behang mit der Geschichte der Esther (um 1600),
der französische Behang mit einer mythologischen
Darstellung (zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts),
der süddeutsche Behangstreifen von 160/1 mit
sechzehn biblischen Szenen; Applikations- und Rc-
liefstickereien wie das Zunftschild der Passauer
Schiffer von 1575; ein böhmischer Altarbeliang
aus der zweiten Hälfte des 14- Jahrhunderts mit
biblischen Gestalten in Seidenplattstich und ge-
stickten Goldfäden, verwandt der Dalmatika Kai-
ser Karls IV. in den lleichskleinodicn; Filet- und
Weißstickereien; endlich Näh- und Klöppelspit-
zen folgen aufeinander als markante Beispiele der
ITandarbeitskunst der Gotik und Renaissance.
Nicht minder bedeutend, wenn auch an Zahl ge-

Süddeutsch, 15. Jahrh. Messingkanne
Aus der Versteigerung der Sammlung Figdor,
erster Teil, in Wien am 11.—15. Juni

ringer, ist die Reihe der orientalischen Knüpf-
teppiche des 16. bis 18. Jahrhunderts, vornehm-
lich aus Kleinasien und Persien. Wohl als berühm-
testes Stück der Gruppe kann der persische Gar-
tenteppich aus der zweiten ITälfte des 16. Jahr-
hunderts angesprochen werden. Der in der Litera-
tur häufig behandelte Teppich besteht aus wei-
ßen, mit Fischen belebten Bändern, die das rote
Innenfeld in sechs Kompartimente teilen, die blü-
hende Bäume, Felder mil Blütenstauden, Tiere
und Yögel enthalten. Der in Wolle geknüpfte Tep-
pich zeigt noch Reste eingewirkter Goldfäden
(Nr. 202).

Die Abteilung der Metallgcräte, die anschlie-
ßend an die Textilien zur Yersteigerung gelangen,
umfaßt etwa dreihundert Gegenstände. Darunter
finden sich Blei- und Zinnarbeiten der Renais-
sance, Zinngeräte deutscher, österreichischer und
schweizerischer Gießereien des 16. bis 18. Jalir-
hunderts, Kupfer- und Bronzearbeiten des i5. bis
17. Jahrhunderts, kirchliche Geräte aus Silber,
Kupfer und Bronze wie Ziborien, Reliquiare, Vor-
tragekreuze, Altärchen, Meßkelche, Hostienbüch-
sen, Chormantelschließen, fast ausschließlich deut-
sche Erzeugnisse des i5. bis 18. Jahrhunderts,
schließlich eine Gruppe von silbernen Bechern,
Krügen, Pokalen und Schalen deutscher Silber-
schmiede derselben Zeit. Unnötig zu sagen, daß
sich unter diesen Geräten zahlreiche außerordent-
liche Gegenstände liöchster Qualität befinden.

Auf die Möbel der Sammlung, die den zweiten Iva-
talogband füllen, werden wir im folgenden Heft
näher eingelien. S.

BERLINER VERSTEIGERUNGEN

Das Internationale Kunst- und Auktionshaus G. m.
b. H. bereitet für den 19. und 20. Mai ds. Js. eine
große Antiquitätenversteigerung vor, die sich aus
dem Nachlaß des Dr. 0. Eyßler, Berlin, einer Tas-
sensammlung S., Berlin, in der hauptsächlich die
Berliner und Meißner Manufakturen mit sämtli-
chen Arten des 18. und 19. Jahrhunderts vertreten
sind, und aus Gemälden aus schlesischem Adels-
bcsitz zusammensetzt. Aus Deutschen und Scliwei-
zer Sammlungen gelangen am gleichen Tage Cliina-
plastik und Keramik zum Ausgebot.

Von den Kunstwerken, die aus dem Nachlaß Dr.
0. Eyßler stammen, seien besonders die große ita-
lienische Bibliothek, Gemälde alter und neuer
Meister, unter diesen ein charakteristisches Werk
des C. van Haarlem, ein typischer Pieter Quast so-
wie anderc Werkc der niederländischen Schule des
17. Jahrlmnderts erwähnt.

Am gleichen Tage gelangt die Textilsammlung K.,
Berlin, zur Versteigerung. Säintliche Techniken
von Kopten-Arbeiten bis zum 19. Jahrhundertsind
vertrelen. Besonders sei auf ein gotisches Kölner
Kasel verwiesen. Im Anschluß an diese Textil-
sammlung gelangen einige Brüssler Tapisserien aus
der Zeit um 1600 zur Versteigerung.

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