Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930
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Heft 10
DOI Artikel:Heil, Walter: Eine Predella des Luca Signorelli
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entspricht. Die einzige; einigermaßen passende Altartafel ist eine Darstellung des
»Christus und Thomas«, die nach Mancini 1 für die Kathedrale in Cortona bestellt und
während Signorellis letzten Jahrzehnts gemalt wurde. Dustler" bezweifelt mit Recht
die Eigenhändigkeit dieses Stückes, das sich früher in der Casa Tommasi in Cortona
befand. (Wo ist es jetzt?) Einzelheiten des Bildaufbaues und der Ausführung — be-
sonders die langweilige Reihe schematischer Apostelköpfe auf der rechten Seite —
sind tatsächlich kaum des Meisters würdig. Wie weit dies auf spätere Änderungen und
Restaurierungen zurückzuführen ist, läßt sich nach Reproduktionen nicht entscheiden.
Sicher ist nur, daß die Predellatafeln dem Altarbild, wie es jetzt erscheint, an Qualität
weit überlegen sind. Immerhin gibt es, abgesehenvon der Übereinstimmung imThema-
tischen und in den Maßen — das Altarblatt ist 147 cm hoch und 143 cm breit — zwei
Gründe, die für die Annahme sprechen, daß unsere Predella dennoch zu diesem Altar
gehört haben mag. Der eine besteht in der Gleichheit der Heiligenscheine in einer
Kombination, wie sie sich auf keinem anderen Bild des Signorelli wiederfindet. Auf
dem großen Altarblatt sowolil als auf den Predellentafeln erscheint Christus mit einem
Kreuznimbus, der aufrecht das Haupt umrahmt, während die Jünger nnd andere Heilige
einfache Scheine haben, die wagrecht über den Köpfen schweben. Der andere Grund
liegt in der gemeinsamen Provenienz der Stücke. Alle stammen aus Cortona. Das
Altarbild war, wie gesagt, früher in der CasaTommasi, woher auch die beiden Benson-
Bilder kommen. Die Detroiter Tafeln tragen auf der Rückseite Vermerke, wonach sie
früher in der Sammlung Mancini in Cortona bewahrt wurden. Die Hypothese wäre
demnach doch möglich, daß die Predella zu diesem Altar gehörte, zumal es denkbar
erscheint, der greise Meister habe zwar die ldeinen und bequem zu handhabenden
Predellenbildchen selbst gemalt, für das Altarblatt aber nur eine Skizze geschaffen, die
von Schülerhänden ausgeführt wurde.
1 Girolamo Mancini, »Luca Signorelli«, Firenze 1903, S- 191.
2 Dustler, a. a. O., S. 163 (Abb.).
Signorelli
Das Mahl in Emmaus
Sammlung Sir Joseph Duveen, Bart., NewYork
275
»Christus und Thomas«, die nach Mancini 1 für die Kathedrale in Cortona bestellt und
während Signorellis letzten Jahrzehnts gemalt wurde. Dustler" bezweifelt mit Recht
die Eigenhändigkeit dieses Stückes, das sich früher in der Casa Tommasi in Cortona
befand. (Wo ist es jetzt?) Einzelheiten des Bildaufbaues und der Ausführung — be-
sonders die langweilige Reihe schematischer Apostelköpfe auf der rechten Seite —
sind tatsächlich kaum des Meisters würdig. Wie weit dies auf spätere Änderungen und
Restaurierungen zurückzuführen ist, läßt sich nach Reproduktionen nicht entscheiden.
Sicher ist nur, daß die Predellatafeln dem Altarbild, wie es jetzt erscheint, an Qualität
weit überlegen sind. Immerhin gibt es, abgesehenvon der Übereinstimmung imThema-
tischen und in den Maßen — das Altarblatt ist 147 cm hoch und 143 cm breit — zwei
Gründe, die für die Annahme sprechen, daß unsere Predella dennoch zu diesem Altar
gehört haben mag. Der eine besteht in der Gleichheit der Heiligenscheine in einer
Kombination, wie sie sich auf keinem anderen Bild des Signorelli wiederfindet. Auf
dem großen Altarblatt sowolil als auf den Predellentafeln erscheint Christus mit einem
Kreuznimbus, der aufrecht das Haupt umrahmt, während die Jünger nnd andere Heilige
einfache Scheine haben, die wagrecht über den Köpfen schweben. Der andere Grund
liegt in der gemeinsamen Provenienz der Stücke. Alle stammen aus Cortona. Das
Altarbild war, wie gesagt, früher in der CasaTommasi, woher auch die beiden Benson-
Bilder kommen. Die Detroiter Tafeln tragen auf der Rückseite Vermerke, wonach sie
früher in der Sammlung Mancini in Cortona bewahrt wurden. Die Hypothese wäre
demnach doch möglich, daß die Predella zu diesem Altar gehörte, zumal es denkbar
erscheint, der greise Meister habe zwar die ldeinen und bequem zu handhabenden
Predellenbildchen selbst gemalt, für das Altarblatt aber nur eine Skizze geschaffen, die
von Schülerhänden ausgeführt wurde.
1 Girolamo Mancini, »Luca Signorelli«, Firenze 1903, S- 191.
2 Dustler, a. a. O., S. 163 (Abb.).
Signorelli
Das Mahl in Emmaus
Sammlung Sir Joseph Duveen, Bart., NewYork
275