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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Pander, Arist: Ein Bildnis von Johann Valentin Tischbein (1715-1768)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0307

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Johann Valentin
Tischbein

Porträt der Gräfin Christiane
Luise von Hohenlohe-
Weikersheim. 1746

Herzogs Joachim Friedrich von Holstein-Plön und der Pfalzgräfin Magdalene Juliana bei
RheinundBirkenfeldinGelnhausenjvermähltinerster Ehe am i8.August 175g mitdem
Erbgrafen Albrecht Ludwig Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim, und nach dessen Ab-
leben am 9. Juli 1744 in zweiter Ehe am 4. Mai 1749 mit dem Prinzen Ludwig Friedrich
von Sachsen-Hildburghausen, kaiserlichemGener alf eldzeugmeister und später Gouverneur
in Nimwegen; gestorben im Jahre 1778, doch unbekannt wo 1.

Das Porträt trägt rückseitig, außer einer genauen personalhistorischen Angabe, die Be-
zeichnung: J. V.Tischbein fecit 17 46} es hat wohl ursprünglich einer größeren Sammlung
angehört, da eine alte Nummer (Nr. 188) darauf hinzuweisen scheint. Leider erfahren
wi r nichts darüber, ob dasBildnis in Weikersheim oder schon inHildburghausen ausgeführt
worden ist^ letzteres wäre nicht ganz ausgeschlossen, da die nach einigen Jahren einge-
gangene zweite Ehe der Gräfin für nahe Beziehungen zum dortigen Hofe spricht.

Die Gräfin ist in einem silbergrauen, mit den feinsten Spitzen reicli besetzten Kleide,
über das ein hellblauer hermelingefütterter Mantel gelegt ist, dargestellt. Das von links
(vom Beschauer gesehen) einfallende Licht läßt uns den wundervollenTeint der Gräfin
und ihre effektvoll schillernden Brillanten bewundern. Wie bei weitaus den meisten
derartigen Porträts ist die Ilaltung eine rein konventionelle, aber als ein eigenes Gut des
Künstlers müssen wir die malerische Behandlung der Spitzen und die koloristisch fein
durchgearbeitete Wiedergabe des Stofflichen ansprechen, wobei die vom Lichte be-
dingten Abstufungen in der Intensität der Farbe scharf beobachtet sind.
Entwicklungsgescliichtlicli fülirt ein direkterWeg von Tischbeins beiden Frauenporträts
auf der Kasseler Jubiläumsausstellung (Nr. 165 und 16g) zu dem hier besprochenen und
reproduzierten Bildnis, doch ist in dem letzteren nicht nur die Farbenskala noch um
einigeGrade heller geworden, sondern auch derSinnfür Farbenharmonienhatsichnicht
unwesentlich verfeinert. — Esbleibtnur zu hoffen, daß weitereForschungen, gepaart mit
glückliclten ZufäJlen, es ermöglichen werden, der Künstlerpersönlichkeit Johann Valentin
Tischbeins einen festumrissenen Platz unter seinen Zeitgenossen anzuweisen.

1 Für einige Mitteilungen biographiseher Natur fühle ich mich verpflichtet, der Fürstl. Hohenlohe-
Langenburgschen Domänenkanzlei meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen.

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