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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0321

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Mittelitalien, um 1460 Brauttruhe der Isotta da Ilimini

Aus der Versteigerung der Sammlung Figdor, erster Teil, in Wien, am u.—13. Juni

SAMMLER UND MARRT

VOM AMERIKANJSCHEN KUNSTMARKT
Gemäß einer Schätzung seitens der »American Art
DeaJers’ Association« sollen 2Öo Millionen Dollar
während des Jahres 1929 für Kunstwerke in Ame-
rika ausgegeben worden sein. Soviel darf man we-
nigslens aus den allen Kunsthändlern übersandten
und von ihnen beantworteten Fragebogen entnch-
nien plus den in der Presse angezeigten größeren
Erwerbungen, deren Preise allerdings cum grano
salis akzeptiert werden müssen. Etwa ein Dritlel
dieser reclit respektablen Sumrne fällt, wie dic
Association angibt, auf »alte Meister«, die fast aus-
schließlicli in New York, Chicago und Boston ge-
kauft wurden. Die anderen zwei Drittel sollen für
den Ankauf moderner Werke, einheimischer wie
ausländisclrer, ausgegeben worden sein, darunter
etwa 25 MiJlionen für Schwarzweißkunst. Der Be-
richt behauptet dann, daß der schlimme Banksturz
iin Spätherbst das Kunstgeschäft nur während
zweier Monate geschädigt liabe. Die Tatsache aber
bleibt beslehen, daß die erlioffte Besserung wäli-
rend dieses Frühjahrs niclit eingetroffen ist und
der hicsige Kunsthandel immer nocli zu leiden hat.
Eine allmähliclie Wendung zum Besseren läßt sicli
erst von näclistem Herbst ab erwarten.

Das besagt natürlich nicht, daß liier ein völliger
Stillstand eingetreten ist. Wichtige Verkäufe und
auch ausgedehnte Käufe seitens der Händler wer-
den bekannt gegeben oder sickern durch. Sie kön-
nen aber die Gesamtlage niclrt entsclieidend beein-
flussen.

Von solclien Verkäufen seien liier nur kurz er-
wähnt: Rubens »Bildnis des Fünften IJerzogs von

Mantua«, ein Werk hoher Qualität, durch dieNew-
house Galleries an einen Sammler in Los Angeles;
Rembrandts »Frau mit Fächer« an eine Chicagoer
Sammlerin durch Scott & Fowles; ein Gemälde
Joos van Cleves, die Heilige Familie darstellend,
an Colonel Friedsam durch die Ivleinberger Gal-
leries; Correggios »Madonna mit Jesuslcnaben und
dem Heiligen Joliannes« an einen bedeutenden New
Yorker Sammler durcli die van Diemen Galleries;
ein Männerporträt von Raffael durch die Firma E.
& A. Silberman-New York an einen Sammler in
Chicago, der das Bild dem Art Institute seiner Stadt
zur Ausstellung überlassen liat; fünf Wandteppi-
che an den Sammler John N. Willys, jetzigen ame-
rikanischen Botschafter in Polen, durch die Firma
Felix Gouled, davon drei burgundische aus der go-
tisclien Periode, dic Geschiclite der Königin Isabella
von Castilien darstellend und wahrscheinlich im
Auftrage König Ferdinands von Aragonien ange-
fertigt; ein spälerer burgundischer Teppicli bcreits
mit Renaissanceeinflüssen, und ein Gobelin mit
Wappen nach einem Entwurf des Le Brun; sowie
ein spanisches, aus drei Paneelen bestehendes Altar-
gehänge aus dem Kloster Santo Domingo el Real
in Toledo; und eine Elfenbeinplaquctte englisclier
Herkunft aus dem 12. Jahrhundert mit der Dar-
stellung der Kreuzabnahme, von A. Goldschmidt
in seinem Werk »Elfenbeinskulpturen der romani-
schen Zeit« veröffentlicht, an die J. Pierpont Mor-
gan Library durcli die Stora Art Galleries.
Nachdcm die Versteigerung der alten Gemäldc aus
der schnell zusamrnengebrachten Sammlung des
Roerich-Museums, die bei näherer Besichtigung

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