Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0372

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der andern Nationen in Rom ohne weiteres zu be-
liaupten.

Allerdings wird man bei genauerer Prüfung des
Materials feststellen müssen, daß hier Künstler
sehr verschiedener Richtung und Individualität
ausgestellt haben, so daß die Ausstellung elwas
merkwürdig Unausgeglichenes bekommt, und nur
bei wenigen Werken ist ein wirklicher Einfluß
Roms und der südlichen Formenwelt zu beobach-
ten. Am meisten hat es vielleicht Max Neumann
verstanden, den Motiven der italicnischen Land-
schaft gerecht zu werden, wie sein »Motiv aus
einem römischen Park« beweist. Sehr uneinheit-
lich wirkt Otto Herbig, der die meisten Bilder aus-
geslelll liat und nur in einer großen Kompositions-
studie zu einer wirklich geschlossenen Bildwirkung
gelangt.

Eine beachtliche Leistung stellt die »Terrasse am
Gardasee« von Anton Kerschbaumer dar. Gedie-
genes Können verraten das Selbstbildnis und der
weibliche Akt. von Willi Jaeckel. Weniger erfreu-
lich wirken das Gartenstück von Ludwig Bartning
und die sehr ungleichmäßigen Arbeiten von Wil-
helm Dreßler. Den gewandten Gesellschaftsmaler
verraten die in der Farbenzusammenstellung sehr
geschmackvollen Porträts von G.W. Roeßner, unter
denen das Biklnis eines römisclien Offiziers be-
sonders erwähnt zu werden verdient. Unter den
weiteren Ausstellern mögen noch die Namen Hel-
mut Macke und Ernst Fritsche genannt werden.
Zwei Arbeiten des gegenwärtig in Rom weilenden
Schmidt-Rottluff, ein Stilleben und eine »Szene
am Strand« dürften den stärksten Eindruck dieser
Schau hinterlassen. Die Plastik wird durch zahl-
reiche Arbeiten von M. Schreiner und zwci Por-
trätküpfe von Hanna Cauer repräsentiert.

Die Mostra di Roma secentesca, anläßlich des
2. Kongresses römischer Studien veranstaltet, will
ein Bild von Kunst und Kultur des 17. Jahrhun-
derts in Rom geben. In erster Linie hat man Por-
träts der Päpste dieses Zeitraums, darunter Pracht-
werke, wie das Porträt Clemens IX. von Maratta
(Besitzer Principe Rospigliosi), zusammengestellt.
Dazu Bilder der Kardinäle als wirkungsvolle Er-
gänzung. Fci-ner Darstellungen zeitgeschichtlicher
Ereignisse, Arbeiten, wie Sacchis »Besuch Ur-
bansVUI. im Gesu, i63g«, das »Fest zu Ehren
der Königin Cliristine« und Tassis »Investitur des
Taddeo Barberini« (die beiden letzten Bilder im
Besitz des Principe Barberini), alles Stiicke, die
für gewöhnlich kaum zu sehen sind.

Die Abteilung »Arte Sacra« stellt eine Anzahlkost-
barer Altarparamente und kirchliche Ausstattungs-
gegenstände aus, weiterhin eine Sammlung von
Bozzeti Gaullis fiir den Gesü und S. Agnese a
Piazza Navona. Die Sammlung dcr Entwiirfe und
Projekte für St. Peter und den Petersplatz
stammt größtenteils aus der Handzeichnungs-
sammlung der Uffizien.

Von Wichtigkeit ist die topographische Abteilung:

Darstellungen Roms im Seicento, Zeichnungen von
della Bella, Vanvitelli, Cornelis van Poelemburgh,
ferner das komplette WerkvonFalda in denProbe-
drucken, die Veduten des Lieven Cruyl, die großen
Ansichten des A. Specchi, G. Mitelli, Israel Silve-
stre und des Alö Giovanoli (1606); zahlreiche
Iiompläne geben einen umfassenden Überblick
über die römische Topographie L L. S.

BRESLAU

Die von dem »Kulturbund Schlesien« und derZeit-
schrift »Schlesische Monatshefte« gemeinsam ver-
anstaltete Ausstellung »Sch 1 esisches Bieder-
meier« hat ftber das Lokalgeschichtliche hinaus
hohen Wert. Sie zeigt, wie sich die Richtungen der
allgemein deutschen Kunst von 1790 bis 1860,
Klassizismus, die Nazarener, Romantik, dieltalien-
fahrer, die Düsseldorfer Akademie, in den künst-
lerischen Bestrebungen des schlesischen Stammes
spiegeln. Darüber hinaus wird der spezifisch schle-
sische Anteil am deutschen Biedermeier deutlich:
die Bevorzugung der Porträtkunst, die Neigung,
Beiträge zur »Symbolik der menschlichen Gestalt«,
wie das Hauptwerk des großen Forschers jener
Tage, Carus, lautet, zu bieten. Amand Augustin
Zausig fällt hier besonders auf und verdiente
weitere Beachtung. Als Landschafter erringt Adolf
Dreßler die Palme. Verdiente Aufmerksamkeit
erregen die Leistungen des jungen Menzel aus
seiner Breslauer Zeit. Auch der vielseitige August
Kopisch zwingt zu längerer Beschäftigung. —
Alles in allem: nirgends große Kunst, aber jedes
Bild beredter Zeuge einer engen und besinnlichen
Zeit. Es war wolil der letzte Termin,dieseAus-
stellung zu bieten; denn nur zu bald diirfte die
mündliche Tradition abreißen; und die kommen-
den Privatbesitzer dürften nicht. mehr den erfor-
derlichen Grad von Pietät besitzen. — Die großen
Verdienste des Leiters der Ausstellung, Dr. E.
Scheyer, erhalten durch dieses Zielbewußtsein
besondere Bedeutung. K. Sch.

DÜSSELDORF

Nach dem Erfolg der Rheinischen Sezession in
Berlin eröffnete sie aucli in der hiesigen Kunst-
halle für zwei Monate eine Ausstellung. Bei guter
Durchschnittlichkeit des Schaffens sind lebendi-
gere Erscheinungen vereinigt als in der zum größ-
ten Teil sehr unerfreulichen Juryfreien Ausstel-
lung des Kunstpalastes. Maler von sehr verschiede-
ner Art der Anschauung: Ernst te Peerdt und ITel-
mut Liesegang, Christian Rohlfs und Heinrich
Nauen, Otto und Karli Sohn-Rethel, Max Stern
und Julius Bretz, Wilhelm Schmurr und Otto
Pankok, H. B. Hundt und Tlieo Champion, Adolf
de ITaer und Max Ernst vereinigen sich zu einem
interessanten Meinungsaustausch. In der Architek-

1 II 0 Congresso nazionale di Studi Romani. Mostra
di Roma secentesca. Roma, Aprile - Maggio iqäo.
104 S., XXIII Taf. 8°.

542
 
Annotationen