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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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Weinberger, Martin: Sammlung Schloss Rohoncz: Plastik und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0410

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der Sammlung Huldschinsky, die Riccio-Madonna aus dem Besitze Eduard Simons’
das wunderbare kölnische Ilolzmadönnchen der Sammlung Seligmann und schließlich
die Limogesarbeiten, meist aus dem Besitz von Nemes, und die Teppiche, unter denen
das berühmte Sigmaringer Stück genannt sei. Jedes Wort zum Preis dieser Kunstwerke,
für deren Erhaltung in Deutschland wir höchsten Dank schulden, ist überflüssig.
Daneben findet sich unter den weniger bekannten Arbeiten manches Stück, das Er-
wähnung verdient. So die Buclisgruppe, die schon von Swarzenski anläßlich der Frank-
furter Ausstellung veröffentlicht war und die vielleicht eine Art Nachzügler (um die
Jahrhundertmitte) der älteren oberrheinischen Kunst vom Schlage des Hans Wyditz
ist. Ferner die scliöne holländische Anna Selbdritt, die stark an (den allerdings früheren)
Geertgen anklingt, während unter holländischen Plastiken sich bisher noch nichts ge-
funden hat, was eine genauere Einordnung gestattet. Unter den italienischen Bronzen
ist clas donatelleske Maclonnenrelief von Bedeutung, das Planiscig mit einleuchtenden
Gründen auf Giovanni da Pisa bestimmt hat. Bei der Bronzegruppe Herkules mit dem
Löwen (Nr. 35) trifft die Bezeichnung Baccio Bandinelli nur ungefähr den Kreis, in dem

das Werk entstanden ist, denn es han-
delt sich hier offenbar um einen jener
Florentiner Meister, die in der Nach-
folge Bandinellis uncl Vincenzo clei
Rossis noch das erste Auftreten Giam-
bolos;nas erlebt liaben. Wenn wir
nicht irren, bewahrt das Museo Na-
zionale in Florenz mindestens ein
verwandtes Werk. Die prachtvolle
Bronzegruppe Virginius und Virginia
(die übliche Bezeichnung Tarquinius
und Lukrezia scheint hier angemes-
sener) ist nicht von Adriaen deVries,
sondern ein sicheres Werk von Hu-
bert Gerhard.^ Unter den Gold-
schmiedearbeiten ist das prachtvolle
Silbergefäß Diana auf dem Hirsch von
dem Augsburger Joachim Fries eine
Arbeit, bei der die Schönheit cler Mo-
dellierung sicli siegreich neben der
vom Zeitstil bedingten spielerischen
Pracht cles Ornaments und des Bei-
werks durchsetzt.

Unter den T extilien verdient der gr oße
Teppich mit dem Wappen des Vi-
comte von Turenne hervorgehoben
zu werden. Trotzdem dieser Herr
1396 gestorben ist, kann der Tep-
pich nicht vor 1480 entstanden sein-
die Zeichnung der Engel erinnert
auffällig an die Schule von Tours,
wie sie uns in den Gemälden des
Fouquet und vor allem in den Mi-
Holzgruppe, holländisch, Ende des 15. Jahrhunderts niaturen des Jean Bourdichon vor
Anna Selbdritt Augen stelit. Gerade unter den Tex-
 
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